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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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    Den Absturz des Frohsinn-Mädels hatte niemand beobachtet. War es dem nicht einmal fünfzehnjährigen Mädchen gelungen, perfekte Morde zu begehen? Konnte sie ungeschoren davonkommen? War das die Rache für diese Scheinwelt mit ihren falschen Gefühlen?
    Ich hob meinen Kopf und lauschte. Susi Sommer sang mit glockenheller Stimme. „Flieg, Schmetterling, flieg! Flieg über Täler und auch Hügel, schwinge deine güld’nen Flügel bis zum Himmel steil empor. Flieg, Schmetterling, flieg, flieg über Bäche und das Feld, schön ist diese unsre Welt, und die Liebe winkt als Sieg.“
    Welche Liebe? Welcher Sieg? Ich wusste plötzlich nicht mehr, ob ich weitermachen wollte.
    Da läutete das Handy. Es meldete sich Zuckerbrot. „Ich dürfte es Ihnen eigentlich nicht sagen“, begann er.
    „Ja.“ Deswegen rief er wohl an.
    „Also, es hat keine verwertbaren Fingerabdrücke gegeben. Bloß die von der Putzfrau.“
    „Von wem?“
    „Ja, so dumm sind wir auch nicht. Keine Angst, sie bekommt keine Schwierigkeiten. Ihre Papiere sind in Ordnung, und sie hat nichts Unrechtmäßiges getan.“
    Also keine Fingerabdrücke. „Sind Sie im Dienst?“
    „Bereitschaft.“
    „Es hätte beinahe wieder einen Mord gegeben.“
    „Beinahe?“
    Ich berichtete ihm in groben Zügen.
    „Ich kann Müller nicht dreinpfuschen. Er leitet die Sonderkommission.“
    „Sie sind der Experte für Mord.“
    „Er ist der Vertraute des Innenministers.“
    „Auch eine Auszeichnung. Hören Sie, können Sie nicht herkommen?“
    „Wenn er mich nicht darum ersucht, keine Chance. Wir haben unsere Dienstwege.“
    „Und Akten. Und Amtswege. Und …“
    „Ordnung ist notwendig. Außerdem habe ich keine Lust, mit Ihnen …“
    Verdammt. Keine Fingerabdrücke.
    Sie hatte sich umgezogen und saß in Jeans und T-Shirt im Zimmer der Intendantin. Die blonden Haare waren mit einer blauen Schleife zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie sah keinen Tag älter aus als auf der Bühne. Sie wusste, wie sie sich zu präsentieren hatte: als Kind. Rund um sie hatten Müller, der Regieassistent, der Leadsänger der Coolen Kerle aus den Bergen, die Intendantin, Joe und ich Platz genommen.
    „Wenn Sie mich verhören, verlange ich einen Anwalt“, sagte sie zu Müller.
    „Ich verhöre Sie nicht. Wir versuchen gemeinsam zu klären, was heute vor der Sendung vorgefallen ist. Wenn ich dich … Sie verhören wollte, dann würde ich die anderen aus dem Zimmer schicken.“ Er sah uns missbilligend an.
    „Das ist mein Büro“, erwiderte die Intendantin, „und ich habe Sie alle hergebeten.“
    „Ich habe schon gesagt, was passiert ist. Und auch, dass der Mörder hier sitzt“, sagte Susi Sommer und zuckte mit keiner Wimper, als sie auf Joe deutete.
    Joe schüttelte den Kopf.
    „Er wollte mich in eine stille Ecke locken und umbringen. Weil ich zu viel über ihn weiß. Aber ich habe es gemerkt und bin in die Garderobe geflüchtet. Und jetzt wollen er und seine Komplizin mir einen Strick daraus drehen.“
    Müller wandte sich an den Leadsänger: „Wie sehen Sie das Ganze?“
    Er zuckte ratlos mit den Schultern. „Sie ist hereingekommen, und ich habe sie gebeten zu gehen. Ich muss vor einem Auftritt meine Ruhe haben. Dann hat sie mit dem Fön gespielt. Und sie hat gefragt, ob ich nicht auch Angst hätte ermordet zu werden.“
    „Na, weil ich Angst gehabt habe. Vor Joe Platt.“
    „Ich weiß nicht … dann ist alles gleichzeitig passiert. Susi ließ den Fön fallen, und sie“, er deutete auf mich, „stürzte ins Zimmer und riss den Stecker aus der Steckdose.“
    „Wollte Susi Sommer den Fön absichtlich ins Wasser werfen?“
    „Ich weiß nicht … zuerst habe ich das schon gedacht, aber jetzt …“
    „Wollte ich natürlich nicht. Er ist mir aus der Hand gefallen, als sie mich gestoßen hat.“ Sie sah mir in die Augen. Ausdruckslos. Aus ihr hätte eine gute Schauspielerin werden können.
    Da fiel es mir wieder ein. „Der letzte Satz, den Susi Sommer gesagt hat, war: ‚Du warst gar kein so guter Sänger.‘“ Ich sah erwartungsvoll in die Runde. „Nicht: Du bist gar kein so guter Sänger, sondern du warst. Sie hat von ihm bereits in der Vergangenheit gesprochen.“
    „So ein Blödsinn! Sie waren ja draußen. Sie wollen mir bloß etwas anhängen, um Ihren Joe zu entlasten.“
    Der Coole Kerl aus den Bergen sah nachdenklich drein. „Ich glaube, das stimmt. Sie hat ‚warst‘ gesagt.“
    Susi Sommer sprang auf. „Das ist doch alles Blödsinn, lass dir
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