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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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Sitzungszimmer des Fernsehzentrums, beantwortete die Fragen eines Kriminalbeamten und verstand endlich, warum das in Österreich „zu Protokoll geben“ heißt. Es war ein höchst bürokratischer Vorgang, bei dem die Angabe der Adresse zumindest so wichtig zu sein schien, wie das, was ich über den Tod von Downhill-Sepp erzählen konnte.
    „Name?“
    „Mira Valensky.“
    „Können Sie das buchstabieren?“
    Ich konnte.
    „Beruf?“
    „Freie Redakteurin beim Magazin, ich arbeite für das Ressort Lifestyle. Ich war heute Abend hier, um an einer Reportage über das Leben der Superstars …“
    Er unterbrach mich. „Geburtsdatum?“
    Ich nannte es ihm und verriet ihm, dass ich somit 38 Jahre alt war. Weiters vertraute ich ihm an, dass ich einen Meter zweiundsiebzig groß war, 74 Kilo wog und braune Augen hatte. Okay, beim Gewicht hatte ich etwas geschwindelt, aber 74 hörte sich deutlich besser an als 76, und immerhin hatte ich ja seit ewig nichts gegessen.
    Über das Leben der Superstars der volkstümlichen Musik sollte ich berichten, jetzt war einer von ihnen tot. Offenbar Herzversagen. Ich bin kein Fan von Volksmusik. Egal, ob sie „echt“ ist und in originalen Trachten und mit ursprünglichen Instrumenten gespielt wird oder ob sie bloß volkstümlich klingt, verstärkt wird und alles herum auch eher Talmi ist. Aber wenn ich einen Auftrag für eine große Reportage bekomme, nehme ich ihn im Allgemeinen an. Immerhin muss ich von etwas leben, und meine Schildpattkatze Gismo auch.
    Mir war klar, dass die Story durch den Tod von Downhill-Sepp noch wichtiger werden würde. Ihn kannte in Österreich jeder, sogar ich. Denn Downhill-Sepp war vor rund zwanzig Jahren Abfahrtsweltmeister geworden. Und bis kurz vor seinem Tod hatte er auch noch sehr fit ausgesehen. Seine Stimme war nicht eben die eines Opernsängers gewesen, aber moderne Tontechnik vermochte so einiges. Ich versuchte, mich an Textpassagen seines Liedes „Die letzte Abfahrt“ zu erinnern, aber mir fiel keine ein. Jedenfalls war Josef Unterholzer, Künstlername Downhill-Sepp, heute zum letzten Mal abgefahren.
    „Niemand stirbt einfach so“, sagte der Chefredakteur und blickte Beifall heischend in die Runde. Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Redaktionskonferenz nickten. Auch sie waren Mitte vierzig, und wer will schon wahrhaben, dass man mit Mitte vierzig einfach tot umfallen konnte? Normalerweise versuchte ich, mir Redaktionssitzungen zu ersparen. Der Hauptgrund dafür war, dass sie schon um 9 Uhr begannen. Aber mir ging auch das Ritual auf die Nerven: Die Akteure waren ein Chefredakteur, von seiner Wichtigkeit überzeugt und mit den neuesten Erkenntnissen der allerteuersten Führungskräfteseminare gefüttert, Redakteure, die sich anbiederten, Redakteurinnen, die noch nie etwas gesagt hatten. Storys und Ideen wurden verkauft, und schlussendlich musste es so aussehen, als wären die Themen dem Chefredakteur selbst eingefallen. Dazu kam noch mein alter Freund Droch, Chef des Politikressorts und Zyniker, der heute wieder einmal besonders unausstehlich war. Während ich von der Volksmusiksache erzählte, lächelte er die ganze Zeit über spöttisch. Weil seine Politiker ja um so vieles besser waren …
    „Passt bloß auf!“, sagte er. „Wenn Mira über eine Leiche stolpert, gibt sie sich mit Herzversagen nicht zufrieden.“ Als ob ich es mir ausgesucht hatte, dass damals im Wahlkampf der Mediencoach ermordet worden war. Ich wollte schon aufbrausen, lächelte dann aber möglichst süß und erwiderte: „Wirst du mir wieder helfen?“
    Droch verzog angeekelt das Gesicht.
    Die nächste Ausgabe des Magazins erschien erst in vier Tagen. Der Tod von Downhill-Sepp bestimmte freilich schon heute die Titelblätter der Tageszeitungen.
    „Mehr, wir brauchen mehr!“, forderte der Chefredakteur und sah mich eindringlich an.
    „Ich habe ihn gefunden, das ist doch gar nicht so schlecht, oder?!“
    „Nicht schlecht, zugegeben. Aber wir brauchen die Hintergründe, wir brauchen die trauernde Witwe, die Familie, den Fernsehdirektor, die Todesursache.“
    „Und seinen Hund?“
    „Und seinen Hund. Einen Rauhaardackel, nicht war?“
    Ich hatte keine Ahnung.
    „Er hatte einen Setter, der mit dem Rauhaardackel ist Hias.“ Das war Peter, gierig darauf, diese Reportage zu bekommen. Er kannte sich mit diesem volkstümlichen Zeug aus, aber ich brauchte die große Story dringender denn je. Das Minus auf meinem Bankkonto war durch die Anschaffung eines
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