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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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Ermittlungen?“
    „Mit Sicherheit nicht.“
    „Aber Sie sind an den Dingen, an die ich mich zu erinnern glaube, nicht sonderlich interessiert.“
    „Woran glauben Sie sich zu erinnern?“
    „Es ist mehr ein Gefühl … aber wenn Sie der Sache konsequent nachgehen, sollten Sie mir die Chance geben, die Garderobe noch einmal zu sehen.“
    „Wenn ich Ihnen nicht nachgebe, schreiben Sie, dass wir die Untersuchungen schlampig führen. Wenn ich Ihnen nachgebe, schreiben Sie über das, was Sie als Einzige noch einmal genau sehen konnten. Und dummerweise werden Sie sich dann doch an nichts für die Ermittlungen Interessantes erinnern können.“
    „Ich kann Ihnen nicht versprechen …“
    „Das habe ich mir gedacht.“
    „Was also?“
    „Was?“
    Meine Güte, der Typ war zäh. „Sind Sie eigentlich von der Mordkommission?“
    „Wieso?“
    „Also, das wird ja nun wirklich nicht der Verschwiegenheitspflicht unterliegen. Das kann ich auch …“
    „Bin ich nicht. Sonderermittlung.“
    „Und was ist so besonders an dem Fall?“
    „Ein ehemaliger Abfahrtsweltmeister und Star der volkstümlichen Schlagermusik stirbt plötzlich im Alter von 44 Jahren.“
    „Wäre er Briefträger oder Buchhalter gewesen, würden Sie sich also nicht darum kümmern.“
    „Sie etwa?“
    Eins zu null für ihn.
    Wir vereinbarten, uns am nächsten Tag im Fernsehzentrum zu treffen.
    „Nur zwei Minuten und nur, weil ich ohnehin noch einmal mit dem Fernsehdirektor reden wollte“, beeilte Müller sich hinzuzufügen.
    Den Rest meines Arbeitstages verbrachte ich vor dem Computer. In allen Details beschrieb ich Downhill-Sepps letzten Auftritt in der Show und seinen allerletzten Auftritt, bei dem er mir vor die Füße gefallen war.
    In der U-Bahn knurrte mein Magen so laut, dass es schon peinlich war. Der Gedanke an gedämpften Fisch war mir ebenso zuwider wie der an rohe Salate oder gekochtes Gemüse. Selbst Garnelen erschienen mir ohne Knoblauchbutter, Sauce oder Ähnliches schrecklich langweilig. Warum kommt ein Mensch, der so gerne isst und kocht wie ich, auch auf die Idee, zehn Kilo abnehmen zu wollen? Die Sache mit dem multifunktionalen Fitnessgerät hatte ich schon als gescheitert verbucht. Eigentlich fühlte ich mich – abgesehen von meinem Hunger – ausgesprochen wohl. Ich hatte auch bisher mit der Tatsache, dass ich dem klassischen Schönheitsideal nicht vollkommen entsprach, gut leben können. Ein paar Kilo mehr, warum nicht? Besser als magersüchtig und unglücklich.
    Ich betrachtete die Gesichter der Menschen im Waggon. Glücklich schienen die wenigsten zu sein. Eine Frau zuckte zusammen und blickte sofort zu Boden, als sie meinen Blick bemerkte. Ein rund fünfzigjähriger Mann in einem billigen Anzug stierte ins Leere. Zwei Frauen redeten leise kroatisch aufeinander ein. Sie wirkten müde, die eine hatte ihren Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt und schloss immer wieder die Augen. Halb acht am Abend. Keine Spur Lebensfreude. Hätte ich gewusst wie, ich wäre sofort ausgewandert. Wien an einem regnerisch-kalten Sommertag ist nur etwas für Depressive und überzeugte Pessimistinnen.
    Im Veneto wehte sicher ein lauer Wind, und es hatte 25 oder gar 30 Grad. In einer Stunde könnte ich bei „Armando“ sitzen und eines der unüberbietbaren Spezialmenüs mit mindestens acht Gängen genießen. Zucchiniblüten könnte es geben, frittiert oder mit hausgemachter Pasta. Vielleicht würde er mir auch einige alte venetische Spezialitäten auftischen lassen. Pasta e fasoi zum Beispiel, eine dicke, wunderbar gewürzte Bohnensuppe mit geschnittenen Pastastücken und einem Hauch feinsten Olivenöls. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ich musste sofort aufhören, daran zu denken. Lächerlich, dass ich nicht genügend Willensstärke aufbrachte, um zehn Kilo abzunehmen.
    Die beiden Frauen stiegen aus, eine Horde junger Männer in Lederjacken polterte herein. Große Sprüche, ein wenig Gerempel, laut und harmlos und eben jung. Die Türen gingen zu. Warum abnehmen? Für diese Typen war ich eine alte fette Oma. Nicht, dass ich etwas von ihnen gewollt hätte, aber … vielleicht hatte es doch seine Gründe, warum ich allein war. Seit wann störte mich das? Ich wollte doch alleine leben. Und was hieß da alleine? Ich hatte meine Katze Gismo, eine Reihe guter Freundinnen und Freunde, gar nicht zu reden von meiner Putzfrau Vesna Krajner, die viel mehr war, als bloß eine, die meine Wohnung in Schuss hielt. Sie war keine „Bedienerin“, wie das im
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