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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Autoren: Andreas Eschbach
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eskortiert. Uns und einen Frachter, der nach Irland unterwegs war«, erzählte Markus. »Aber das Wetter war anfangs übel.«
    »Ich habe mich gewundert, dass du nicht mit dem Flugzeug gekommen bist. Als ich gehört habe, dass die Strecke New York – Paris wieder aufgenommen wird, dachte ich, bestimmt buchst du auf das Flugzeug um.«
    »Ach, weißt du, ich bin so oft geflogen, früher … Außerdem ist es nicht dasselbe, wenn man die alten Flugzeuge noch kennt. Da kommen einem die, die sie heute bauen, reichlich abenteuerlich vor.« Er streckte die Hand aus. »Da, meine Koffer.«
    Nachdem sie den Zoll passiert hatten, steuerte Julian auf den Parkplatz und dort auf einen dunkelroten Wagen zu.
    »Du bist die ganze Strecke mit dem Auto gekommen?«, wunderte sich Markus.
    Julian zog eine Codekarte aus der Tasche. »Nein, gestern Abend mit dem Zug. Das ist ein Depotwagen. Ich bin in einem Depotwagenverein, weißt du? Sehr praktisch.«
    Sie verstauten das Gepäck im Kofferraum und stiegen ein. »Was ist ein Depotwagenverein?«, wollte Markus wissen.
    Julian erklärte es ihm, während sie vom Hafengelände aus stadtauswärts fuhren. »Das ist ein großes Unternehmen, das an jeder wichtigen Stelle ein Automobildepot unterhält. Als Mitglied bezahlt man einen monatlichen Beitrag und kann jeden Depotwagen benutzen, den man findet. Mit dieser Schlüsselkarte. Die Fahrten werden nach Verbrauch berechnet, aber dafür bekommt man eine Rechnung am Monatsende.«
    »Verstehe«, meinte Markus. »Früher hat man das Car-Sharing genannt.«
    »Ich fürchte, mein Englisch ist furchtbar schlecht«, gestand Julian. » To share heißt … was?«
    »Teilen.«
    »Ah ja. Verstehe. Car-Sharing . Ja, genau.« Er nahm schwungvoll eine Kurve. »Gibt es das bei euch drüben auch?«
    Markus schüttelte den Kopf. »Dazu ist das Land zu groß.« Er sah aus dem Fenster. »Sag mal, das ist aber nicht der Weg zum Bahnhof, oder?«
    »Nein.« Julian strahlte. »Ich habe Karten für das Luftschiff bekommen, das die Rheinroute fährt. Ich dachte, das gefällt dir bestimmt.«
    »Ein Luftschiff?«
    »Fährt täglich Hamburg – Bremen – Düsseldorf – Koblenz. Und natürlich noch weiter runter.« Er schien sich selber am meisten darauf zu freuen. »Als klar war, dass du so früh am Morgen kommst, habe ich angerufen, und siehe da, es hat geklappt.«
    Mit dem Luftschiff zu fahren war in der Tat recht angenehm, obwohl Markus sich auf die europäischen Züge gefreut hatte. Andererseits würde er in denen noch genug Zeit verbringen. Er wollte nach Österreich, unter anderem, um das Grab von Block zu besuchen, vorher natürlich zu Dorothea …
    »Wie geht’s deiner Mutter, jetzt, wo sie allein ist?«, fragte er.
    Julian seufzte. »Na ja … Vaters Tod hat sie schwer getroffen, das kannst du dir ja vorstellen.«
    »Wie alt war er eigentlich?«
    »Knapp siebzig.« Julian sah beiseite, mit einem Blick, in dem sich Ärger und Schmerz mischten. »Er hätte nicht mehr im Schweinestall arbeiten sollen, nachdem die Warnungen ausgegeben waren. Diese neue Maul- und Klauenseuche ist für ältere Menschen einfach zu gefährlich.«
    »Ja, das habe ich gehört.« Markus sah hinab. Das Schiff fuhr tief über der norddeutschen Tiefebene, man konnte den Leuten fast in die Wohnungen gucken. »Ich habe ewig nicht mehr mit deiner Mutter gesprochen. Ich habe immer gehofft, sie flicken das Internet wieder. Stattdessen gingen dann die Telefonkabel nach und nach kaputt.«
    »Jetzt wollen sie ja wieder welche legen«, sagte Julian. Er lächelte schmerzlich. »Ich erinnere mich dunkel daran, wie das mit diesem Internet war. Irgendwelche bunten Bilder auf einem Bildschirm. Vater hat immer geschimpft, damals, als es nach und nach zusammengebrochen ist; das weiß ich noch.«
    Sie überflogen eine Eisenbahnlinie. Markus wartete, ob ein Zug vorbeifahren würde, aber es kam keiner. »Mit der Eisenbahn war das einmal genauso. Die Pioniere dachten, sie verbinden die ganze Welt miteinander. Dann ist alles zusammengebrochen, es gab die ganzen Kriege und so weiter … Und erst daraus hat sich das eigentliche Schienennetz entwickelt. So gesehen kann man hoffen.«
    Der Steward brachte endlich den Kaffee. »Zeitung auch?«, fragte er geschäftstüchtig.
    Markus suchte nach Geld, bis ihm einfiel, dass seine Dollars ihm nichts nützen würden. »Was haben Sie denn für Schlagzeilen zu bieten?«
    Der junge Mann, der einen dünnen, gefärbten Schnurrbart trug, hob die Schultern. »Das Übliche. Die
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