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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
Autoren: Stephan Harbort
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blutbesudelten Maske, und eines seiner Opfer wird mit einem Messer grausam niedergemetzelt. Dabei dürfte die von Konstantin Färber getragene Maske nicht nur Ausdruck seiner mörderischen Gesinnung gewesen, sondern bewusst auch als Mittel eingesetzt worden sein, um sich besser in die Rolle des Täters einfinden und die eigene Identität dem Opfer gegenüber verschleiern zu können. Wahrscheinlich wäre er ohne Maske zu dieser Tat gar nicht fähig gewesen.
    Auch die Intensität und die Vielzahl der gesetzten Messerstiche korrespondieren mit der cineastischen Messerszene. Möglicherweise hat der junge Mann sich spontan zu dieser Tat entschlossen, denkbar ist auch – die Kriminalgeschichte kennt viele vergleichbare Fälle –, dass Konstantin Färber sich durch diesen Horrorfilm gezielt inspiriert und stimuliert hat. Wenn es so gewesen sein sollte, dann dürfte er das Opfer tatsächlich getötet haben, um zu erleben, wie das ist, wie es sich anfühlt, einen Menschen sterben zu sehen und sich daran zu erfreuen. Ob er beim Zustechen tatsächlich so empfunden hat, ist dabei jedoch unerheblich.
    Allein der Beweis fehlt. Konstantin Färber hat den Mord an Bertha Juskowiak vehement abgestritten und zu seiner Motivation geschwiegen. Von Mordlust keine Rede. Auch wenn die besonderen Umstände der Tat und ihre Durchführung Mordlust als Motiv nahelegen, ist sie nicht erwiesen, keine unumstößliche Tatsache. Und wahrscheinlich hat das Gericht dieses Mordmerkmal nicht positiv festgestellt, um das Urteil revisionssicher, also unangreifbar zu machen. Eine juristisch sicher vertretbare Vorgehensweise, auch wenn das Urteil und seine Begründung aus Konstantin Färber einen anderen Täter machen. Es gelingt eben immer noch zu selten, das sphinxhafte Wesen des Mordlüsternen zu entschlüsseln und zu durchschauen. Und solange die Täter schweigen und es ihnen gelingt, sich zu maskieren und ihre Opfer zu düpieren, werden sie uns immer einen Schritt voraus sein.

Nachwort
    Es gibt sie tatsächlich, typische Merkmale, die mordlüsterne Täter in der Mehrzahl der Fälle (65 Prozent und mehr, siehe Anhang) beschreiben, typisieren: männlich, jünger als 30 Jahre, ledig, deutscher Staatsangehöriger, durchschnittlich intelligent, mäßige schulische Leistungen, Hauptschulabschluss, beruflich gescheitert oder wenig erfolgreich, polizeibekannt oder vorbestraft. Mordlust entwickeln also in erster Linie jene Menschen, deren Vita brüchig ist, die vornehmlich negative Lebenserfahrungen gemacht haben.
    Nur muss bezweifelt bleiben, ob die genannten Merkmale und die Mordlust der Merkmalsträger kausal miteinander verbunden sind. Denn die allermeisten Menschen mit einer sehr ähnlichen Vita haben nicht das Bedürfnis, seinesgleichen niederzumachen. Wahrscheinlich handelt es sich bei dieser recht spezifischen Phänomenologie um bloße Nebeneffekte einer sich individuell vollziehenden Fehlentwicklung, die sich im Einzelfall gleichwohl im negativen Sinne verhaltensbegünstigend auswirken können. Ein Teufelskreis?
    Das charakteropathische Profil der Täter unterscheidet sich ebenfalls signifikant von dem der Normalbevölkerung. 68 Prozent der Mörder leiden unter mindestens einer Persönlichkeitsstörung, wobei dissoziale und schizoide Elemente deutlich dominieren. In den übrigen Fällen handelt es sich um Menschen, die nicht als krank im Sinne klinischer Diagnostik einzustufen sind, wohl aber akzentuierte Charaktermerkmale erkennen lassen, also jenseits der Norm, jedoch nicht krankhaft, irgendwo dazwischen.
    Etwas differenzierter betrachtet kennzeichnet die Täter eine flache Affektivität, sie erscheinen gemütsarm, selbstverliebt und sind leicht zu kränken. Andererseits neigen sie zur Selbstüberschätzung, es fehlt die Sensibilität für soziale Normen und Werte, sie leiden unter emotionaler Instabilität und verfügen über eine gering ausgeprägte Frustrationstoleranz und Kritikfähigkeit. Allerdings lässt auch diese nicht abschließende Aufzählung keine generalisierende Aussage zu, weil die genannten Merkmale zwar gehäuft auftreten, nur eben jeweils in unterschiedlicher Zusammensetzung und Ausprägung. Im Einzelfall gar nicht. Ein idealtypisches Charakterprofil bleibt demnach eine Illusion.
    Ähnlich verhält es sich, wenn nach Auffälligkeiten im Familienverband der Täter gefragt wird. Gewiss, eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung, die emotionale Vernachlässigung durch Mutter oder Vater oder beide, eine Trennung bzw. Scheidung der
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