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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben
Autoren: A Bracken
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bekommen. Was es auch sein mag.«
    »Wenn Sie bereit sind, mir zu geben, worüber wir gesprochen haben, dann bin ich vollauf zufrieden.« North räusperte sich. »Wir sollten aber nicht länger hierbleiben. Auster und die Beamten in Provincia haben sich auf eine zweimonatige Frist geeinigt, in der sie versuchen wollen, den Konflikt ohne Magie oder Schwert beizulegen. Aber ich fürchte, dass ich genauso lange brauchen werde, um dorthin zu gelangen, und ich traue dem Postdienst nicht zu, den Bericht sicher zu überbringen. «
    »Dann bestehe ich aber darauf, dass Sie über Nacht bleiben. Sie sehen erschöpft aus. Und Ihre Umhänge müssen ausgebessert werden.«
    Ich zog die Beine an und richtete mich etwas mehr auf. Mir war klar, was nun kommen würde.
    »Das müssten sie alle, fürchte ich«, sagte North. »Ich bin
in Saldorra doch größeren Problemen begegnet als erwartet. Aber Zaubererschneider sind kostspielig, und ich bin seit Monaten keinem mehr begegnet. Ich muss in weniger als zwei Monaten ein ganzes Land durchqueren. Es wird wohl warten müssen, bis ich in Provincia bin.«
    »Unsinn, meine Tochter kann das umsonst für Sie tun.«
    »Es erfordert ein wenig Geschick«, protestierte North.
    »Sie ist die Beste im Dorf, das versichere ich Ihnen«, sagte er. »Sydelle!«
    Ich stand schnell auf und klopfte den Staub von Kleid und Händen. Wieder rief er meinen Namen, ungeduldig wie immer.
    Nur der Zauberer hob den Blick, als ich unsere Wohnstube betrat. Wasserkrüge und Teller mit unserem kostbaren Brot waren auf dem Tisch verteilt.
    »Sydelle, du wirst Mr. Norths Umhänge flicken und ihm zeigen, wo dein Zimmer ist«, wies mein Vater mich an. »Du kannst heute Nacht bei deiner Mutter und mir schlafen.«
    Ich nickte und sagte nichts, obwohl es mich fast umbrachte, all die Fragen, die in meinem Kopf herumschwirrten, zu unterdrücken. Wenn ich meinen Vater jetzt in Verlegenheit brachte, indem ich den Mund aufmachte, würde ich das monatelang vorgehalten bekommen. So wie ich ihn kannte, vielleicht sogar Jahre.
    North stand auf und streckte sich. Ich wartete, bis er auf mich zukam, nahe genug, um die Mischung aus Regen und Schweiß zu riechen, die von seiner Haut und Kleidung ausging, und die dunklen Ringe unter seinen Augen sehen zu können.
    »Du musst sie nicht flicken«, sagte North, als wir mein kleines Zimmer betraten. »Ehrlich, sie waren schon in viel schlimmerem Zustand.«

    Aus dem Augenwinkel beobachtete ich ihn, studierte ihn, wie ich es mit einem Buch oder einem Gemälde getan hätte. Wie auch nicht? Er war der einzige Zauberer, den ich je gesehen hatte. Höchstwahrscheinlich war er der Einzige, den ich in meinem ganzen Leben zu Gesicht bekommen würde. Es erschien mir merkwürdig, dass er derart gewöhnlich aussah. Nach all den Geschichten, die ich über ihre Magie und Abenteuer gelesen hatte, hatte ich nicht erwartet, dass sie wie gewöhnliche Menschen aussahen. Es gab nur einen Unterschied, so fein, dass er mir fast entgangen wäre, und das war die Wärme, die ihn umgab. Eine Wärme, die um so viel sanfter war als die der Sonne.
    »Fürchtest du, ich könnte sie kaputt machen?«, fragte ich, während ich meinen Vorrat an Nadeln und Garn in Augenschein nahm. Er zeigte mir die Umhänge, und ich war überrascht zu sehen, wie viele es waren. Schwarz, Rot, Grün, Blau, Gelb. Warum brauchte er nur so viele?
    »Du bist sicher sehr gut«, sagte er. »Aber diese Umhänge sind etwas Besonderes. Hast du eine Ahnung, wie Magie funktioniert? «
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht die geringste.«
    »Nun ja«, sagte North. »Diese Umhänge benutze ich zum Zaubern. Sie müssen sorgsam ausgebessert werden, sonst werden sie für mich unbrauchbar.«
    Ich streckte meine Hand aus, konnte ihm aber immer noch nicht in die Augen sehen.
    »Ich werde vorsichtig sein«, versprach ich.
    North seufzte. »Für den Anfang nur einen, einverstanden?«
    Er versuchte den Knoten an seinem Hals zu lösen, aber die Bänder hatten sich verheddert, und seine Hände zitterten in ihren Handschuhen so sehr, dass ich es selbst machen musste. Kaum berührte ich ihn, wurde er ganz ruhig.

    »Geht es dir gut?«, fragte ich.
    »Ja. Ich bin nur etwas müde.«
    »Bist du sicher?«, hakte ich nach und betrachtete ihn genauer.
    Er nickte und hielt still, während ich mich den widerspenstigen Knoten widmete.
    »Danke, dass du mich zurück ins Dorf gebracht hast«, sagte ich. »Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal ohnmächtig geworden zu sein. Das
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