Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls
Autoren: Wolfgang Krüger
Vom Netzwerk:
wieder über seine Eifersucht sprechen, sie ernst nehmen. Sie ist heute einigermaßen rehabilitiert. Nach meiner Umfrage gehören für 80 Prozent der Befragten Liebe und Eifersucht untrennbar zusammen. In diesem Sinne ist die Eifersucht normal. Dies jedenfalls war die Überzeugung von Sigmund Freud, er hielt die Eifersucht für einen ganz normalen Gefühlszustand. Er betonte, man würde ein gewisses Maß an Eifersucht im Alltagsleben sogar als wünschenswert ansehen. Denn zur Eifersucht gehört doch immer eine große Empfindungsfähigkeit, man hört gleichsam das Gras wachsen, und Sigmund Freud meinte sogar, der Eifersüchtige habe eine außerordentliche Sensibilität für das Unbewusste des Partners. Dies traf auch auf Freud selbst zu, er spürte sofort, wenn ihm seine Verlobte etwas verschwieg. Doch ihre Zurückhaltung stellte sich oft als normale Magenstörung heraus.
Eifersucht als Warnsignal
    Aber auch wenn die Eifersucht oft übertrieben sein mag: Ich kann mir Liebe ohne Eifersucht nicht vorstellen. Deshalb stimme ich einer Aussage in dem Roman »Mitjas Liebe« von Bunin zu, wo es heißt: »Wer nicht eifersüchtig ist, der liebt meiner Meinung nach auch nicht.« Denn die Eifersucht ist ein Warnsignal der Liebe. Deshalb meinte der französische Schriftsteller Balzac: »Nichts ist gesünder und geheiligter als Eifersucht.« Und er fährt fort, die Eifersucht sei eine Schildwache, die niemals schläft, sie sei eine wahrhaftige Warnung. Die Eifersucht soll uns also davor warnen, dass die Liebe bedroht sein könnte. Sie zeigt uns, dass eine Gefährdung der Beziehung vorliegt. Dass wir uns in der Partnerschaft zu weit voneinanderentfernt haben. Die normale Eifersucht sagt uns also: »Du bist so weit weg, hier stimmt etwas nicht, du solltest das ändern, sonst reißt das Band der Nähe.« Insofern ist die Eifersucht eine positive Fähigkeit. Es weist oft auf ein Erkalten der Liebe hin, wenn man nicht eifersüchtig ist. Und schon der Kirchenlehrer Augustinus meinte: »Wer nicht eifersüchtig ist, der liebt nicht.«
    Die Eifersucht ist also ein Warnsignal. Hätten wir diese Möglichkeit nicht, würden wir ahnungslos leben, und die Liebe könnte verlorengehen. Denn es gibt immer wieder Versuchungssituationen, in denen der Partner von mir abrücken kann. Immer kann es in einer Partnerschaft zu Situationen kommen, in denen das Band der Nähe etwas dünner wird. Das kann für die Beziehung gefährlich werden. Wir wissen, dass über 20 Prozent aller Beziehungen durch ein »Wildern« zustande kommen. Alleinstehende Personen jagen einem Ehemann die schöne Frau, einer Ehefrau den attraktiven Mann ab. Und das wissen wir alle instinktiv und reagieren empfindlich auf solche Wilderer. Und wir setzen Stoppsignale. Wenn der eigene Mann zu sehr flirtet, kommt die Frau fast zufällig vorbei, schnippt die Fussel von seinem Anzug und macht deutlich, dass sie die Ehefrau ist. Und wenn dies nicht reicht, fragt sie nach: wann gehen wir nach Hause? Wirkungsvoll ist auch die Frage, ob er seine Herztropfen schon genommen hat. So verteidigt man sein Revier, die »Eigentumsrechte« werden verdeutlicht. Solche Interventionen sind wichtig, weil sie am Beginn einer Liebesbeziehung durchaus erfolgreich sein können. Reagiert die Frau auf das Flirtverhalten gar nicht, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass der innere Draht zum Partner verlorengegangen ist.
Eifersucht als Frühwarnsystem
    Die Eifersucht ist also ein sinnvolles Alarmsystem. Und solche Alarmsysteme gibt es überall, wenn uns etwas wichtig ist. Alarmanlagen schützen unser Geld in der Bank, unserInternetzugang wird durch Antivirenprogramme kontrolliert, Rauchmelder sollen verhindern, dass wir nachts ersticken, wenn es brennt. Und auch die Eifersucht ist ein solches sinnvolles Alarmsystem. Denn wie würde es Ihnen gehen, wenn ihr Partner nie eifersüchtig wäre? Sie erzählen von anderen Männern und er reagiert völlig ungerührt. Dann wissen Sie, dass er das Interesse an Ihnen verloren hat.
    Die Eifersucht ist ein Liebesbeweis und grundsätzlich wichtig, weil sie uns oft sehr frühzeitig auf Bedrohungen der Liebe hinweist. Gerade am Beginn einer Partnerschaft ist es oft ein Fehler, wenn wir zu kompromissfähig sind. Sonst geht es uns so wie der 60-jährigen Frau, die von ihrem Mann folgende Phantasie hörte: »Ich habe den Tagtraum, dass ich zusammen mit einer Frau Cello spiele, die nackt ist. Und nach dem Konzert gehen wir zusammen hinter die Bühne und vergnügen uns.« Nun ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher