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Aus dem Feuer geboren (German Edition)

Aus dem Feuer geboren (German Edition)

Titel: Aus dem Feuer geboren (German Edition)
Autoren: Linda Howard
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drehen Sie Ihren Hintern um und gehen bis ins Erdgeschoss hinunter, das ist der einzige Ausweg.“
    „Aber der Rauch wird schlimmer!“
    „Dann ziehen Sie Ihr Hemd aus und binden es sich über Nase und Mund. Machen Sie das alle!“, befahl er mit so lauter Stimme, dass wirklich alle ihn hören konnten. Er ließ seinen Worten Taten folgen, ließ Lorna los, um sich aus seinem teuren Jackett zu schälen. Sie stand wie betäubt neben ihm, sah zu, wie er schnell ein Messer aus seiner Tasche nahm, es aufklappte und das graue Seidenfutter herausschnitt. Dann riss er es genauso schnell in zwei rechteckige Stücke, gab ihr eines davon und sagte: „Nehmen Sie das“, als er sein Messer wieder schloss und zurücksteckte.
    Sie hatte erwartet, dass ein Teil der Gruppe weiter versuchen würde, die Treppe hinaufzukommen, egal, was er gesagt hatte, aber niemand tat es. Stattdessen folgten einige Männer, die ebenfalls Anzüge trugen, seinem Beispiel und rissen das Futter aus ihren Jacken. Andere zogen ihre Hemden aus, rissen sie auseinander und boten den Frauen Stücke davon an, die zögerten, ihre Blusen auszuziehen. Lorna band sich eilig die Seide über Nase und Mund, zog sie so fest, dass sie ihr Gesicht wie eine chirurgische Maske umschloss. Neben ihr tat Raintree dasselbe.
    „Los!“, befahl er, und wie gehorsame Schafe gingen sie los. Der Knoten aus Menschen löste sich auf und schlängelte sich nach unten. Lorna merkte, dass ihre eigenen Füße sich bewegten, als gehörten sie nicht zu ihr, sie führten sie hinab, immer weiter hinab, näher an die lebendige, knisternde Hölle, die sie erwartete. Jede Zelle ihres Körpers schrie vor Protest auf, ihr Atem kam in erstickten Stößen, aber sie ging immer noch die Treppe hinunter, als hätte sie keinen eigenen Willen.
    Seine Hand drückte gegen ihre Taille. „Lassen Sie uns durch“, sagte er, „ich zeige Ihnen den Weg nach draußen.“ Die Leute vor ihnen gingen zur Seite, und auch wenn Lorna einige verärgerte Worte hörte, wurden diese im Keim erstickt von Leuten, die den Murmlern sagten, sie sollen den Mund halten. Dem Mann gehörte das Gebäude, und er würde schon wissen, wie man am sichersten nach draußen kam.
    Das Treppenhaus vor ihnen füllte sich mit immer mehr Menschen, während die Etagen sich leerten, aber sie machten Platz, als Raintree und Lorna sich an ihnen vorbeidrückten. Der beißende Rauch stach in Lornas Augen, brachte sie zum Tränen, und sie konnte spüren, dass die Temperatur stieg, je weiter sie hinuntergingen. Wie viele Stockwerke hatten sie schon hinter sich gebracht? Auf dem nächsten Absatz sah sie auf die Tür und die Zahl, die darauf geschrieben war, aber ihre Tränen ließen alles vor ihren Augen verschwimmen. Sechzehn, vielleicht. Oder fünfzehn. War das alles? Weiter waren sie noch nicht gekommen? Sie versuchte, sich zu erinnern, wie oft sie schon einen Treppenabsatz passiert hatten, aber sie war zu betäubt vor Angst gewesen, um darauf zu achten.
    Sie würde in diesem Gebäude sterben. Sie konnte den eisigen Atem des Todes spüren, der genau auf der anderen Seite der Flammen auf sie wartete. Flammen, die sie nicht sehen, aber trotzdem spüren konnte, als wären sie eine mächtige Kraft, die an ihr zog. Deshalb hatte sie immer so große Angst vor Feuer gehabt: Sie hatte auf irgendeine Art gespürt, dass es ihr Schicksal war zu verbrennen. Bald würde sie fort sein, ihre Lebenskraft versengt oder erstickt …
    … und niemand würde sie vermissen.
    Dante sorgte dafür, dass alle weiter abwärts gingen. Mit Kraft seiner Gedanken zwang er sie zu einer geordneten Evakuierung. Er hatte diese besondere Gabe noch nie benutzt, hatte nicht einmal gewusst, dass er sie besaß, und wenn es nicht so kurz vor der Sommersonnenwende wäre, hätte er es wahrscheinlich nicht gekonnt. Verflucht, er war sich nicht einmal sicher gewesen, dass es funktionieren würde, schon gar nicht bei einer so großen Gruppe. Aber das Feuer war dabei, das Kasino, das er durch harte Arbeit aufgebaut hatte, zu zerstören, und so war sein Wille in den Gedanken geflossen, in seine Worte, und die Menschen hatten ihm gehorcht.
    Er konnte hören, wie die Flammen ihr Sirenenlied sangen und nach ihm riefen. Vielleicht verstärkten sie sogar seine Macht, denn die Nähe des Feuers ließ seinen Adrenalinpegel ansteigen und sein Herz wie rasend schlagen. Auch wenn der Rauch in seinen Augen stach und durch die Seide über seiner Nase und seinem Mund drang, fühlte er sich so lebendig,
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