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Auge um Auge

Auge um Auge

Titel: Auge um Auge
Autoren: Jack Higgins
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Güte«, sagte Ferguson, »noch ein bemerkenswerter Zufall.«
    Sean Dillon, der am Türrahmen lehnte, steckte sich eine Zigarette an. »Die Frage ist: Welchen Zufall haben wir als Nächstes zu erwarten?«
      Paul Rashid saß mit seinen Geschwistern im Salon von Kates Haus in der South Audley Street. »Gatow ist tot«, sagte er. »Auch der Sultan ist tot. Solche Hinrichtungen sind richtig und gerecht. Aber sie reichen nicht aus.«
    »Was willst du damit sagen, Paul?«, fragte Michael.
      »Ich will damit sagen, dass es einfach nicht ausreicht, zwei unbedeutende Männer zu beseitigen. Den Tod dieser beiden wird man rasch kompensieren, und die Großmächte werden weiter arrogant auf der ganzen Welt herumtrampeln, als wäre nichts geschehen. Amerika und Russland, die beiden Hälften des großen Satans, haben die arabische Kultur angegriffen. Sie haben die Beduinen hintergangen, den Leuten in Arabien und Hazar mit List und Tücke weggenommen, was ihnen – und uns – rechtmäßig gehört. Wir müssen ihnen einen Denkzettel verpassen, den sie nie vergessen werden.«
    »Was hast du vor?«, fragte George.
      »Erstens: Kate, du nimmst Kontakt mit unseren Freunden in der Armee Allahs, dem Schwert Gottes und der Hisbollah auf. Sie sollen überall lautstark dagegen protestieren, dass die USA und Russland versuchen, Arabien auszuplündern. Und sie sollen überall so viel Schaden anrichten wie irgend möglich.«
    »Und dann?«, fragte Michael.
      »Dann ermorden wir den Präsidenten der Vereinigten Staaten.«
      Einen Moment lang herrschte fassungsloses Schweigen. Dann flüsterte Michael: »Aber weshalb, Paul?«
    »Weil Gatow nur ein Handlanger war und der Sultan nicht mehr als eine Schachfigur. Weil es nichts nützt, nur die Nebenfiguren umzubringen. Wenn wir jetzt nicht mit dem Fuß aufstampfen, und zwar hörbar, werden die Großmächte nie etwas begreifen. Sie werden uns nie in Frieden lassen. Wenn die Sache richtig eingefädelt ist, wird der Tod von Präsident Jack Cazalet der Welt ein für allemal vor Augen führen, dass Arabien den Arabern gehört. Schließlich bezeichnet man den amerikanischen Präsidenten als den mächtigsten Mann der Welt, nicht wahr? Natürlich könnten wir stattdessen auch den russischen Ministerpräsidenten töten – der ist genauso schuldig –, aber der Tod von Cazalet wird wesentlich mehr Wirkung zeigen.«
      Wieder herrschte Schweigen. Schließlich sagte Michael: »Das meinst du ernst, oder?«
      »Ja, Michael. Absolut. Es ist Zeit, endlich Stellung zu beziehen.« Er sah seinen Bruder scharf an. »Wir tun es für die Beduinen.« Er richtete den Blick auf George. »Wir tun es für Hazar.« Er ließ den Blick auf Kate ruhen, und sie erwiderte ihn. So saßen die beiden einen Moment da, der allen wie eine kleine Ewigkeit erschien. Schließlich sagte Paul: »Wir tun es für Mutter.« Das raue Flüstern schien den gesamten Raum zu erfüllen.
      Nach einem Augenblick fragte Kate: »Aber wer soll das versuchen?«
      »Ein Söldner. Da der Friedensprozess in Nordirland allmählich zu greifen beginnt, sind eine Menge exzellenter IRA-Killer ohne Arbeit.« Er zog einen Umschlag hervor und reichte ihn ihr. »Dieser Mann, ein gewisser Aidan Bell, hat die besten Referenzen. Er hält sich im Südosten von Nordirland auf, im County Down. Offenbar hat er für die Tschetschenen einen russischen General erschossen und dessen Begleiter in die Luft gesprengt. Er ist also bereit, ein gewisses Risiko einzugehen. Spür ihn auf, Kate. Nimm George mit. Er war als Soldat drüben und kennt sich aus.«
      Es gab kein Zögern mehr. Die Entscheidung war gefallen. »In Ordnung, Bruder.«
      »Noch etwas.« Paul steckte sich eine Zigarette an. »Du magst Sean Dillon?«
    »Das habe ich dir ja schon gesagt.«
      »Nimm Kontakt mit ihm auf. Du kannst bestimmt ein zufälliges Treffen arrangieren. Denk dir eine Geschichte aus, um herauszubekommen, was er über Aidan Bell weiß.«
    Sie lächelte. »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    »Schön, aber übertreib es nicht.« Er erwiderte ihr Lächeln.

    LONDON COUNTY DOWN (NORDIRLAND)

    3

    Kate Rashid studierte die Informationen, die ihr Bruder beschafft hatte. Sie waren gut und detailliert. Aidan Bell war achtundvierzig Jahre alt. Mit zwanzig war er der IRA beigetreten. Er hatte keinen einzigen Tag im Gefängnis gesessen und jahrelang der Irischen Nationalen Befreiungsarmee angehört, einer überaus extremistischen Organisation. Obgleich er oft mit der
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