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Auge um Auge

Auge um Auge

Titel: Auge um Auge
Autoren: Jack Higgins
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und die Medien im Besonderen war es eine sensationelle Story. Am Tag einer Familientragödie, nach der Bestattung zweier Brüder, war Paul Rashid, der Earl of Loch Dhu und einer der reichsten Männer der Welt, auf dem uralten Familiensitz von der Engelsterrasse des Glockenturms gestürzt.
      Der Bericht seiner Schwester war einfach gewesen. Nachdem er den Empfang nach der Beerdigung verlassen hatte, sei er verstört gewesen. Er habe allein sein wollen und sei auf den Glockenturm gestiegen, einen seiner Lieblingsplätze. Die Journalisten hielten sich zurück, nicht nur wegen der gesellschaftlichen Stellung der Rashids, sondern auch, weil sie viel Kapital in Fernsehsender und Zeitungen investiert hatten. In den meisten Blättern war von einem tragischen Unfall die Rede; gelegentlich wurde ein Selbstmord angedeutet, aber das war auch schon alles.
      Dagegen wurde in allen Zeitungen ausführlich über Paul Rashids Bestattung berichtet. Es war eine einfache Trauerfeier, zu der nicht einmal die Dorfbewohner von Dauncey eingeladen waren. Ein Imam aus London begleitete den Pfarrer, der einzige Trauergast war Lady Kate Rashid.
      Doch wie üblich waren die Medien im Irrtum, denn es war noch jemand anwesend.
      Sean Dillon ging nicht in die Kirche zur Trauerfeier. Er saß mit Billy im Jaguar und wartete.
    »Es regnet wieder«, sagte Billy.
    »Das tut es fast immer«, erwiderte Dillon.
      Der Leichenzug kam aus der Kirche. Kate Rashid, nun die Countess of Loch Dhu, folgte dem Sarg. Dillon stieg aus dem Jaguar.
    »Brauchst du den Schirm?«, fragte Billy.
    »Was macht ein wenig Regen schon aus, Billy?«
      Dillon wartete, bis sie das Mausoleum des Geschlechts der Dauncey erreicht hatten, dann ging er ein Stück vorwärts und stellte sich an den Rand des Kirchhofs, während der Pfarrer und der Imam ihre Gebete sprachen. Seltsamerweise hatte Kate keinen Schirm, und niemand hielt einen über sie. Wie üblich schwarz gekleidet, stand sie im Regen, während man den Sarg hineintrug. Ihr einziger Schutz war ein schwarzer Regenmantel. Der Pfarrer und der Imam gaben sich die Hand, die Leichenbestatter gingen davon.
      Kate drehte sich um, ging davon und kam durch den Kirchhof auf das Tor zu, an dem Dillon stand. Fast sah es so aus, als bewegte sie sich in Zeitlupe. Sie war ganz allein; ein dunkler Hut beschattete ihr Gesicht, in dem sich keinerlei Gefühlsregung zeigte, nicht einmal, als sie sich Dillon näherte. Es war, als wäre er gar nicht da – nein, mehr noch, als existierte er nicht. Sie kam ihm so nahe, dass ihr Mantel ihn fast streifte, dann ging sie durchs Tor und die Straße entlang, die zu Dauncey Place führte. Dillon sah ihr einen Moment lang nach, dann kehrte er zum Jaguar zurück.
    »Auf nach London.«
    Billy ließ den Wagen an und fuhr los. »Das war’s also?«
    »Ich glaube nicht.«

    Am Freitagabend derselben Woche trafen sie sich in der PianoBar des Dorchester: Harry und Billy, Ferguson und Dillon. Harry trug den Arm noch immer in der Schlinge, Ferguson sah man den gebrochenen Arm dagegen nicht mehr an. Dillon setzte sich ans Klavier, steckte sich eine Zigarette an und begann zu spielen. Er arbeitete sich durch ein paar Standards. Als Kate erschien, nahm er das wahr, ließ sich jedoch nichts anmerken und spielte einfach weiter.
      Sie lehnte sich ans Klavier. »Das gefällt mir, Dillon. A Foggy Day in London Town. «
    »Aus Ein Fräulein in Nöten m it Fred Astaire.«
      »Ich habe den Film gesehen. Joan Fontaine war furchtbar, aber Sie sind gut – gut in allem.«
      Da sie am nächsten Tisch saßen, konnten Ferguson und die beiden Salters das Gespräch mit anhören. Dillon schüttelte eine Marlboro aus der Packung und zündete sie mit seinem alten Zippo an.
    »Was wollen Sie, Kate?«
    »Nicht Sie allein, Dillon. Sie und Ihre Freunde.«
    Sie wandte sich den anderen zu und stand in ihrem üblichen
    schwarzen Overall da, der allerdings aussah, als stammte er aus der Armani-Boutique und hätte dreitausend Pfund gekostet. Ihr schwarzes Haar war wunderbar geschnitten und es hing ihr bis auf die Schultern herab. Ausnahmsweise funkelten Schmuckstücke an ihrem Körper. Sie sah unglaublich aus, nicht nur erstaunlich schön, sondern auch stark und kraftvoll.
    »Die Königin von Saba«, sagte Dillon leise.
    »Tatsächlich?« Sie lächelte.
      »O ja, und das ist nicht nur der arabische Einfluss. In jener Dorfkirche liegen Frauen aus dem Geschlecht der Dauncey mit marmornen Gesichtern, die denselben
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