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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner
Autoren: Johannes Tralow
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keine Amaza sich mit nur einem Manne begnügte. Jede Wollust des Leibes war geboten, keine der Seele erlaubt. Gewalt taten sie an der Erde, dem Himmel und sich selbst.
    Wahrlich nichts Gutes hatte das Leben der Männer unter solcher Herrschaft. Die Mädchen hatten einander. Wessen aber erfreuten sich die Männer? Auch sie hatten einander, also Krüppel hatten sie, wenig schön anzuschauen, indes langbeinige, strahlende Geschöpfe so unbefangen, als seien Krüppel keine Männer, vor deren Augen und von ihnen bedient ein taterfülltes, lärmfrohes Leben lebten. Die Freude am eigenen Geschlecht verging vielen Männern darüber, und etliche hängten ihr Herz an Blumen, an Tiere oder anderes.
    Wadd hatte seines an Garp verloren.
    Am Ende von allem hatten für Wadd dennoch nur Reue und Verzweiflung gestanden. Von jenem Zusammenprall an war er seinem Schüler und Zögling ausgewichen und dahingesiecht.
    Von diesem Zustand seines Beschützers hatte Garp allerdings erst erfahren, als der Ruf an ihn ergangen war, zur Gestütsmeisterin Hipsa, der höchsten Gebietenden am Phasis, zu kommen. Der Gang war ihm nicht leicht geworden. Trotz aller Aufsässigkeit hatte er der anerzogenen Furcht nicht völlig entsagen können, als ihm von der Höchstmächtigen sich zu erheben befohlen worden war, von dieser königlichen
    Kriegerin in den mittleren Jahren ihres Lebens. Von ihr selbst, die er bis zu jener Stunde nie hatte sprechen dürfen, war ihm mitgeteilt worden, daß Wadd zu krank sei, um als einer der Pfleger und Kneter zur Weihe der Jungmädchen nach der Hauptstadt Themiskyra zu gehen. Sie bedaure, hatte sie sich entgegen ihrer kurzen Art zu einer Erklärung herbeigelassen, daß der weise und getreue Knecht der ihm zugedachten Ehre nun nicht teilhaftig werden könne. Natürlich sei Garp viel zu jung. Aber Wadd habe ihn stets als einen fleißigen und geschickten Schüler gerühmt, der nicht weniger wisse und vermöge als er selbst. So wolle sie denn die große Verantwortung auf sich nehmen und Garp an Stelle seines Meisters entsenden.
    Der Bedeutung dieser Beförderung war Garp sich völlig bewußt gewesen. Seit Wochen war am Phasis und ebenso am Iris und Thermodon kaum von etwas anderem gesprochen worden als von den Wettkämpfen der zur Jugendweihe zugelassenen Jungmädchen. Man brauchte dabei für die im Reiten, Bogenschießen, Axtwerfen und Laufen sich Erprobenden geschickte Masseure und - was Hipsa wohl vor allem bestimmt haben mochte - auch Ärzte. Denn die Krönung der Weihe, bei der sich die Jungmädchen als schmerzfeste Kriegerinnen zu bewähren hatten, war deren Geißelung vor dem Altar der Göttin. Priesterinnen nahmen die Nackten auf ihre Rücken, andere standen mit Weidenruten bereit, mit den Ruten von einem Baum des Sumpfes, der Bereich der ungebändigten Zeugung. Ihm wurden die Flüggen ebenso geweiht wie der Göttin. Denn nach der heiligen Handlung durften sie ihre Haare hochbinden und als Knotenträgerinnen das nächste - ihr erstes - Frühlingsfest erleben.
    Garp hätte stolz sein können auf seine Berufung; er war aber gar nicht stolz gewesen. Er hätte lieber so ehrenvolle Striemen empfangen als geheilt. Er wußte um die Vermessenheit seiner Wünsche - dennoch hatte er sich nicht überwinden können, der Hochmögenden seinen schuldigen Dank abzustatten.
    Ein Tölpel, hatte Hipsa gedacht, und es wäre ganz hübsch, den Jungen einmal zu den Haselbüschen zu schicken und ihn sich dann mit frischen Gerten bei einem der Mädchen mel-
    den zu lassen. Vorerst aber müsse er nach Themiskyra. Nach der Mädchenweihe könne man ihn der Lampeto überweisen. Die beiden seien miteinander aufgewachsen und beide Wadds Schüler gewesen. Lampeto sei gerade die Richtige, nach ihrer Weihe dem Jungen den Unterschied zwischen einem Mädchen und einem Hinker klarzumachen. Denn ob klug oder nicht - Manieren, das sei es, was dem Jungen fehle!
    Hipsa hatte Garps Zeit erkannt und glaubte nach ihren Erfahrungen zu wissen, wie dem Erwachen des Geschlechts am besten bei ihm zu begegnen sei.
    Einige Tage danach war ihm sein Lehrer entgegengetreten Sehr erschrocken hatte sich Garp - so vergrämt und verstört war der Alte gewesen. Niedergefallen war er vor dem Knaben und hatte ihn angefleht, die unheilbare Verderbnis, von der er, Garp, ergriffen sei, zu offenbaren, um dann seinen Frevel im Moor zu sühnen. Auch solle Garp den Weg nicht allein gehen, den ihm seine Verworfenheit bezeichne, hatte Wadd gebettelt, er selbst, der schuldiger als Garp
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