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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner
Autoren: Johannes Tralow
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hinweg ins Wasser flog, riß er ihre Füße zu sich nach vorn. Axt und Mädchen berührten zu gleicher Zeit Wasser und Boden.
    Eine Sagaris hatte er nun auch nicht mehr. Er war fest
    entschlossen gewesen, ihr damit die Stirn oder wenigstens die Schulter zu spalten. Aber nun war die Waffe nicht mehr da, hinter sich geworfen hatte er sie, obwohl die Axt - wäre sie jetzt in seiner Hand gewesen - den Kampf beendet hätte. Warum er sie nicht mehr habe, war keine Zeit zu fragen - er mußte sich gegen den wuchtigen Beinstoß des Mädchens wehren. Im nächsten Augenblick freilich hielt er sie mit Untergriff bei den Hüften.
    Nun fühlte eines des anderen Haut. Sie lernten sich kennen, wie sie sich vorher nie gekannt. - Warum, warum? dachte er, warum rufe sie nicht? - Und sie: Warum habe er seine Axt hinter sich geworfen ? Kämpfend dachte sie es. Sie schmiß sich auf den Rücken, so daß Garp über ihren Kopf hinwegflog, um durch den Schwung mit ihr zugleich wieder auf die Füße zu kommen.
    Zum zweitenmal standen sie sich gegenüber nur keuchten sie jetzt. Bei der Göttin, das sei kein Hinker! Er sei geübt wie nur ein Mädchen und sei doch keins, sondern, sie sehe es, ein begehrender Mann. Wenn er darum bettele, würde sie Gnade gewähren - oder sie würde ihn töten. Sie schwankte, welche Wollust größer sei.
    Er aber wußte von Frauen nichts, und so fand er sie wunderbar. Auch sei sie gar nicht Lampeto, die er gekannt habe. Die Göttin sei es in Lampetos Gestalt! Seine Worte zu Wadd habe die Göttin vernommen, und nun sei sie erschienen! Nicht im Blitz und mit tückischem Pfeil, sondern weil sie, um ihre Herrschaft zu behaupten, Leib an Leib mit ihm kämpfen müsse. Nicht mehr allein fühlte er sich. Alle Kraft seines gedemütigten Geschlechtes war in ihm. Als einer, der sich erhoben, stürzte er sich auf die Göttin, die Lampeto war.
    Ein Sturm fuhr in die schwankenden, erzitternden Halme. Nichts als knisterndes Rascheln und rasselnder Atem waren zu hören. Gleitend wurden die Leiber und feucht. Ungebändigte Fruchtbarkeit umgab Mädchen und Mann. Pflanzen hüllten sie ein, Getier umwimmelte sie, geflügeltes, kriechendes, Laich und Larve. Und es roch nach den starken Gerüchen von Begattung und Tod. Mit dem Atem des Sumpfes, des Urgebärers, sogen die Berauschten einander ein. Und nicht mehr, um zu vernichten, kämpften sie noch - sie rangen um
    das Leben und die Vermehrung. Garp nahm nicht wahr, daß sich das Mädchen in ihn verbissen hatte. Er fühlte den Biß nicht, er fühlte nur sie, ausgelöscht war er in ihr.
    Waffenruhe herrschte im Schilf. Lampeto lag, das Gesicht in ihren Armen verborgen. Jetzt drehte Garp sie sanft zu sich herum. Das war ein Werben und nicht die besitzergreifende Geste eines Siegers. Heraustreiben wollte er sie aus ihrer Verschlossenheit weil ihm nach ihr bangte, wollte er das.
    »Wenn du ein Kind bekommst, wirst du wissen, von wem«, sagte er. Lampeto aber, von ihrer hochmütigen Überzeugung eigener körperlicher Überlegenheit verlassen, ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, Garps Worte als einen Angriff zu deuten. Sie brauchte einen Angriff von Garp wohl tat er ihr!
    »Ich werde das Balg gar nicht sehen. Das weißt du doch.« Mit einem kleinen höhnischen Triumph erinnerte sie ihn daran, daß die Kinder der Amaza den Müttern sofort nach der Geburt fortgenommen wurden. Das andere erließ sie ihm ebensowenig: »Auch solltest du dich nicht überheben, mein Knabe. In sechsmal sieben Tagen ist Frühlingsfest.«
    »Ich vergaß es«, sagte Garp und hatte plötzlich eine Falte zwischen den Brauen.
    »Dort gibt es bessere als dich und mehr, als ich mag. Ich werde also nicht wissen, von wem ich ein Kind habe«, schloß sie trotzig.
    Als er Lampeto noch gehaßt habe, sei alles viel klarer gewesen, dachte er, nun aber habe sie ihm seine Kraft genommen. Wie denn komme es, daß etwas sehr Mächtiges ihn zu ihr hinziehe? Gar nicht wohl sei es ihm, sie zu verlassen. Ein Zauber sei das, und vielleicht beginne die Göttin von neuem den Kampf mit diesem Zauber! Scharf aufpassen müsse er! »Möge ich im Meer versinken - vor Nacht noch bin ich fort. Vor Nacht noch!« Die Stärke des Lautes war größer als die seiner Entschlossenheit.
    Lampeto lag offensichtlich nicht viel daran, daß Garp ertrinke.
    »Deswegen brauchst du nicht so zu schreien!« sagte sie.
    »Man wird mich nicht hören«, meinte Garp. »Jetzt kannst du rufen, soviel du willst. Kein Mensch hört uns.«
    »Ich habe vorhin nicht
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