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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung
Autoren: Brian Lumley
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der linken Seite des Gangs, leuchtete gerade. Neben der Tür lehnte ein großer KGB-Beamter mit harten Gesichtszügen an der Wand und hielt eine Maschinenpistole im Arm. Auch wenn er im Moment einen entspannten Eindruck machte, so war er doch bereit, innerhalb einer Sekunde zur Tat zu schreiten. Beim kleinsten Anzeichen, dass die Tür sich öffnen würde, und dem plötzlichen Erlöschen des roten Lämpchens würde er aufrechter strammstehen als ein Laternenmast. War auch keiner der Männer in diesem Raum sein direkter Vorgesetzter, so war doch einer von ihnen ebenso mächtig wie die Beamten in den höchsten Rängen des KGB und zählte vielleicht zu den zehn mächtigsten Männern Russlands.
    Es befanden sich noch andere Männer in dem Raum hinter der Tür, der sich eigentlich aus zwei Räumen zusammensetzte, die mit einer Tür verbunden waren. Im kleineren Raum saßen drei Männer rauchend in Sesseln und richteten ihre Augen auf die Trennwand, die in der Mitte, vom Boden bis zur Decke, aus einer nur von dieser Seite aus durchsichtigen Glasscheibe bestand. Der Boden war mit Teppich ausgelegt; in Griffweite stand ein Rolltisch mit Aschenbecher, Gläsern und einer Flasche erstklassigem Slibowitz. Außer dem Atmen der drei Männer und dem schwachen elektrischen Summen der Klimaanlage war nichts zu hören. Gedämpfte Beleuchtung, die in der abgehängten Decke versenkt war, umschmeichelte ihre Augen.
    Der Mann in der Mitte war über sechzig, die zu seiner Rechten und Linken vielleicht fünfzehn Jahre jünger. Sie waren seine Schützlinge und rivalisierten miteinander. Das wusste auch der Mann in der Mitte. Er hatte es so geplant. Man nannte dies das Überleben des Stärkeren: Nur einer von beiden würde übrig bleiben, um seinen Platz zu übernehmen, wenn dieser Tag schließlich kam. Dann würde der andere schon von der Bildfläche verschwunden sein – in politischer Hinsicht, wahrscheinlich aber auch auf eine andere, unschönere Art und Weise. In den Jahren dazwischen hatten sie die Möglichkeit, sich zu beweisen. Ja, das Recht des Stärkeren.
    Die Schläfen des Älteren waren völlig grau, wozu ein breiter Streifen pechschwarzen Haars, das aus seiner hohen und faltigen Stirn zurückgekämmt war, einen Kontrast bildete. Er nippte an seinem Schnaps und vollführte eine Geste mit seiner Zigarette. Der Mann zu seiner Linken reichte ihm den Aschenbecher, aber nur die Hälfte der heißen Asche fand ihr Ziel, der Rest fiel zu Boden. Ein oder zwei Sekunden später begann der Teppich zu schwelen, und eine kleine Rauchwolke stieg auf. Die jüngeren Männer saßen still da und ignorierten den Brand geflissentlich. Sie wussten, dass der Alte es hasste, wenn um ihn herum Unruhe herrschte. Doch endlich schnupperte ihr Chef, blickte unter seinen buschigen, schwarzen Augenbrauen zu Boden und trat den glimmenden Fleck aus.
    Jenseits der Glaswand wurden Vorbereitungen getroffen. In der westlichen Welt hätte man wohl gesagt, dass ein Mann sich »mental auf etwas vorbereitete«. Seine Vorgehensweise war sehr einfach – erschütternd einfach angesichts dessen, was nun geschehen sollte: Er hatte sich gereinigt. Er hatte sich ausgezogen und gebadet, peinlich genau jeden Zentimeter seines Körpers eingeseift und abgerieben. Er hatte sich rasiert und die gesamte Körperbehaarung mit Ausnahme seines kurz geschorenen Kopfhaares entfernt. Er hatte vor und nach dem Bad seinen Darm entleert, wobei er nach dem zweiten Mal seine Reinheit gewissenhaft sicherstellte, indem er seinen Unterleib noch einmal mit heißem Wasser wusch und abtrocknete. Und dann hatte er sich, immer noch völlig nackt, ausgeruht.
    Seine Methode der Ruhe wäre jedem Uneingeweihten äußerst makaber erschienen, doch das gehörte alles zu den Vorkehrungen. Er hatte sich neben den zweiten Mann gesetzt, der auf einem nicht ganz waagerechten Tisch mit einer durchlöcherten Aluminiumoberfläche lag, und seinen Kopf auf die Arme gelegt, die er über dem Bauch des anderen verschränkt hatte. Dann hatte er die Augen geschlossen und eine Viertelstunde lang anscheinend geschlafen. Es hatte nichts Erotisches, hatte nicht entfernt mit Homosexualität zu tun.
    Der Mann auf dem Tisch war ebenfalls nackt und viel älter als der erste, schlaff, runzlig und kahl, wenn man von einem Rest grauer Haare an den Schläfen absah. Zudem war er ganz und gar tot, doch trotzdem wirkten sein blasses, dickliches Gesicht, der dünne Mund und die grauen, zusammengewachsenen Augenbrauen immer noch brutal.
    Die
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