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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung
Autoren: Brian Lumley
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grünen Lichtstrahlen aus den Fenstern drangen durch sein Fleisch, als hätte es überhaupt keine Substanz!
    Das Ding starrte ihn an, und Kyle wusste, dass es ihn sah. Und im Hinterkopf stellte er sich die Frage: Ist es mir wohlgesinnt, oder ...?
    Er rückte zentimeterweise wieder mit dem Sessel vor und entdeckte etwas hinten in der offenen Schublade. Eine Browning-9mm-Automatik. Er wusste, dass Gormley eine Waffe getragen hatte, doch von dieser hier hatte er keine Ahnung gehabt. War diese Pistole geladen, und wenn ja, würde sie überhaupt gegen jene Erscheinung etwas nützen?
    »Nein«, sagte die nackte Gestalt mit einem langsamen, kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln. »Nein, das würde sie nicht.« Da die Lippen sich nicht den Bruchteil eines Zentimeters bewegten, war es umso überraschender, diese Stimme zu hören.
    »Allmächtiger!«, keuchte Kyle wieder. Dieses Mal sprach er es laut aus und wich einmal mehr unfreiwillig vom Schreibtisch zurück. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, sagte er zu sich selbst: Du ... du liest meine Gedanken!
    Die Erscheinung zeigte ein dünnes Lächeln. »Wir haben alle unsere Fähigkeiten, Alec. Du die deinen und ich die meinen.«
    Kyles Mund, der ohnehin schon offen stand, klappte jetzt noch weiter auf. Er fragte sich, was einfacher wäre: nur in Gedanken oder wirklich mit dem Ding zu reden.
    »Sprechen Sie einfach laut mit mir«, sagte der andere. »Ich glaube, das ist einfacher für uns beide.«
    Kyle schluckte, versuchte, etwas zu sagen, schluckte nochmals und brachte schließlich hervor: »Aber wer ... was ... was zum Teufel bist du?«
    »Es spielt keine Rolle, wer ich bin. Es kommt darauf an, was ich war und was ich sein werde. Hören Sie zu, ich habe Ihnen viel zu sagen, und es ist ziemlich wichtig. Es wird seine Zeit dauern, vielleicht Stunden. Brauchen Sie irgendetwas, bevor ich anfange?«
    Kyle starrte das ... was immer es auch war, lange an. Er starrte es an, wandte den Blick ab, beobachtete es aus den Augenwinkeln. Es war noch immer da. Er gab sich ganz seinem Instinkt hin, der zumindest von zwei seiner fünf Sinne unterstützt wurde: Augen und Ohren. Es schien vernünftig zu sein: Es existierte, und es wollte mit ihm sprechen. Warum mit ihm und warum jetzt? Das würde er zweifelsohne bald erfahren. Aber – gottverdammt! – auch er wollte mit ihm sprechen. Er hatte ein echtes lebendiges Gespenst vor sich, oder ein echtes totes!
    »Ob ich etwas brauche?«, wiederholte er zitternd die Frage seines Gegenübers.
    »Sie wollten sich gerade eine Zigarette anzünden«, erinnerte die Erscheinung. »Vielleicht möchten Sie auch Ihren Mantel ausziehen und sich einen Kaffee holen.« Es zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie diese Dinge erledigt haben, können wir anfangen.«
    Die Zentralheizung war wieder in Betrieb und schaltete sich auf die höchste Stufe, um den plötzlichen Temperaturrückgang auszugleichen. Kyle stand vorsichtig auf, zog seinen Mantel aus und legte ihn über die Rückenlehne des Sessels. »Kaffee«, sagte er. »Ja ... äh, ich bin gleich wieder zurück.«
    Er ging um den Schreibtisch herum und an seinem Besucher vorbei. Die Gestalt wandte sich um und beobachtete ihn beim Verlassen des Raumes. Der blasse Schatten von etwas, das dünn und unwirklich im Raum hing wie eine Schneeflocke oder eine Rauchwolke. Und doch – oh ja, es war mächtig, und Kyle war froh, dass es ihm nicht folgte ...
    Mit zittrigen Fingern steckte er zwei Münzen in den Kaffeeautomaten im Hauptbüro und eilte in Richtung Herrentoilette, bevor die Maschine fertig war. Er erleichterte sich rasch, nahm den Pappbecher mit heißem Kaffee und ging zurück in Gormleys Büro. Das Ding war noch da und wartete auf ihn. Er ging langsam daran vorbei und ließ sich wieder hinter dem Schreibtisch nieder. Während er sich eine Zigarette anzündete, betrachtete er seinen Besucher etwas eingehender. Er musste sich diesen Anblick einprägen.
    Wenn man die Tatsache berücksichtigte, dass seine Füße nicht ganz den Boden berührten, dann maß das Ding wohl einen Meter fünfundsiebzig. Wäre sein Fleisch wirklich und nicht nur aus Nebel gewesen, dann hätte es – oder er – wohl knapp sechzig Kilo gewogen. Alles an ihm leuchtete schwach, als wäre er von einem inneren Licht erfüllt. Deshalb konnte sich Kyle über die Hautfarbe nicht sicher sein. Die Haare, ein unordentlicher Schopf, schienen sandfarben. Die schwachen und unregelmäßigen Flecken auf Wangen und Stirn mochten Sommersprossen sein. Er war
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