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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung
Autoren: Brian Lumley
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war hager und grau wie Stein, als er das Fleisch streichelte, und seine Finger bebten, während sie sich mit der Leichtigkeit eines Schmetterlings vom Kopf bis zu den Füßen und wieder zurück bewegten. Es lag wirklich nichts Erotisches darin, doch der Linke der drei Zuschauer flüsterte erschüttert: »Ist er ein Leichenschänder? Was bedeutet das, Genosse General?«
    »Seien Sie still und lernen Sie«, knurrte der Mann in der Mitte. »Sie wissen doch, wo Sie hier sind. Nichts sollte Sie hier überraschen. Und was das bedeutet und was er ist, das werden Sie früh genug erfahren. So viel sei verraten: Meines Wissens gibt es nur drei Männer wie ihn in der ganzen UdSSR. Einer ist ein Mongole aus der Altairegion, ein Hexendoktor seines Stammes, der gerade an der Syphilis stirbt und für uns nutzlos ist. Der andere ist hoffnungslos verrückt und steht kurz vor einer Gehirnoperation, nach welcher auch er ... sich unserem Zugriff entzogen haben wird. Somit bleibt nur dieser hier, und seine Kunst ist eher instinktiver Natur und lässt sich nur schwer vermitteln. Daher ist er sui generis . Das ist Latein, eine tote Sprache. Äußerst angemessen. Und jetzt seien Sie still! Sie beobachten einen Mann mit einzigartigen Fähigkeiten.«
    Hinter dem Wandschirm begann der ›Mann mit den einzigartigen Fähigkeiten‹ wie elektrisiert zu zucken. Als hinge er an den unsichtbaren Fäden eines irrsinnigen Puppenspielers, bewegte er sich plötzlich unberechenbar und fast schon spastisch. Sein rechter Arm wirbelte in Richtung der Tasche mit den Instrumenten und warf sie fast vom Tisch. Seine Hand, die sich zu einer grauen Kralle gekrümmt hatte, vollführte einen weiten Bogen, als dirigierte sie ein ungewöhnliches Konzert – doch statt eines Taktstocks befand sich in der Hand ein glänzendes, sichelförmiges Skalpell.
    Alle drei Zuschauer neigten sich nun nach vorn, Augen und Münder weit aufgerissen; doch während die Gesichter der beiden Jüngeren von einem unfreiwilligen Grinsen des Unglaubens verzerrt wurden und sie jeden Augenblick zusammenfahren oder gar aufschreien würden, wenn gleich das geschah, was sie vermuteten, war das Gesicht ihres Vorgesetzten nur von Wissen und morbider Erwartung erfüllt.
    Mit einer Genauigkeit, die den scheinbar willkürlichen Bewegungen seiner anderen Glieder – die jetzt zuckten wie die eines toten Frosches, denen die Elektrizität ein Scheinleben aufzwingt – zu spotten schien, glitt der Arm des nackten Mannes herab. Der Leichnam wurde von oberhalb des Brustkorbes über den Nabel bis hinab zum drahtigen Büschel seines grauen Schamhaares aufgeschnitten. Zwei weitere scheinbar ziellose, doch vollkommen exakte Schnitte, die so bald folgten, dass sie noch Teil der ersten Bewegung zu sein schienen, und der Leib des Kadavers war mit einem großen ›I‹ mit weitläufigen Balken oben und unten versehen.
    Ohne Pause warf nun der mit grausigem Automatismus vorgehende Urheber dieser schrecklichen Chirurgie seine Klinge durch den Raum, vergrub die Hände bis zu den Gelenken im mittleren Einschnitt und öffnete die Bauchlappen des Toten wie die Türen eines Schranks. Die erkalteten Gedärme dampften nicht, als sie bloßgelegt wurden, kein Blut floss aus der Öffnung, doch als der nackte Mann die Hände wieder hervorzog, glänzten sie tiefrot, als hätte er sie in frische Farbe getaucht.
    Diese Öffnung des Körpers hatte einer fast herkulischen Kraftanstrengung bedurft – man konnte sehen, wie die Muskeln des Mannes an den Oberarmen und seitlich des Brustkorbes anschwollen –, denn das ganze Gewebe, das die schützenden Außenschichten des Magens zusammenhält, musste mit einem Mal zerrissen worden sein. Das war mit einem wilden Knurren geschehen, das über den Lautsprecher deutlich hörbar gewesen war. Seine Lippen hatten sich von den zusammengebissenen Zähnen zurückzogen und die Sehnen seines Halses waren deutlich sichtbar hervorgetreten.
    Doch nun, da die Eingeweide seines Opfers gänzlich entblößt waren, überkam ihn wieder eine sonderbare Ruhe. Möglicherweise war seine Haut noch grauer als zuvor, als er sich wieder aufrichtete und die roten Hände herabhängen ließ. Er beugte sich wieder nach vorne, richtete seine klaren blauen Augen nach unten und widmete sich einer langsamen und sorgfältigen Untersuchung des Innern der Leiche.
    Im Nebenraum würgte der Mann zur Linken unablässig. Seine Hände gruben sich in die Armlehnen des Sessels, und sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Der andere
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