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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung
Autoren: Brian Lumley
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einer Vertrautheit, die Borowitz’ Untergebene kaum fassen konnten, sagte er dann: »Gregor, bitte verlangen Sie das nicht.«
    Borowitz schwieg.
    »Gregor«, wiederholte Dragosani, »Sie haben mir versprochen ...«
    »Vieles habe ich Ihnen versprochen«, fiel Borowitz ihm rasch ins Wort. »Ja, und Sie werden alles bekommen. Alles! Für das wenige, das Sie mir geben, werde ich Sie hundertfach entlohnen. Für Ihre kleinen Dienste wird die UdSSR Sie mit Dankbarkeit überhäufen – auch wenn die Anerkennung manchmal auf sich warten lässt. Sie haben einen Raum erforscht, der so tief ist wie das Weltall, Boris Dragosani, und ich weiß, dass Ihr Mut größer ist als der jedes Kosmonauten. Auch wenn die Science-Fiction etwas anderes behauptet, gibt es dort oben keine Ungeheuer. Doch die Grenzen, die Sie überschreiten, führen in die Schlupfwinkel des Schreckens! Ich weiß das ...«
    Der Mann im Nebenraum setzte sich auf und zitterte eine Weile heftig. Die graue Farbe kroch wieder in seine Glieder, seinen Leib.
    »Ja, Gregor«, sagte er.
    Obwohl Dragosani ihn nicht sehen konnte, nickte Borowitz und sagte: »Dann verstehen Sie mich also?«
    Der Nackte seufzte, ließ den Kopf wieder hängen und fragte: »Was möchten Sie wissen?«
    Borowitz leckte sich über die Lippen, näherte sich der Trennwand und sagte: »Zwei Dinge. Den Namen des Mannes, der mit diesem ausgeweideten Schwein da drin unter einer Decke steckt, und einen Beweis dafür, den ich dem Präsidium vorlegen kann. Ohne dieses Wissen droht nicht nur mir Gefahr, sondern auch Ihnen. Ja, und dem gesamten Dezernat. Denken Sie daran, Boris Dragosani, es gibt Leute im KGB, die uns ausweiden würden, hätten sie nur die Möglichkeit dazu!«
    Dragosani sagte nichts, sondern kehrte zu dem Tisch mit den Überresten des Leichnams zurück. Er stand über der Schweinerei, und in seinem Gesicht konnte man seine Absicht lesen: die ultimative Schändung. Er atmete tief ein, blähte seine Lungen und ließ die Luft langsam wieder heraus. Dann wiederholte er die Prozedur. Jedes Mal schien seine Brust etwas mehr anzuschwellen, während seine Haut rasch und deutlich sichtbar wieder ihre schiefergraue Farbe annahm. Nach einigen Minuten richtete er den Blick auf die chirurgischen Instrumente in der Tasche.
    Mittlerweile wirkte sogar Borowitz verstört und erschüttert. Er ließ sich auf seinem Sessel in der Mitte nieder und schien etwas kleiner zu werden.
    »Meine Herren«, grummelte er seinen Untergebenen zu, »geht es Ihnen gut? Michail, haben Sie noch etwas im Magen? Dann halten Sie bitte Abstand.« Der Mann zu seiner Linken hatte feuchte Nasenflügel und seine Augen waren aufgerissen, pechschwarze Löcher in einem kreideweißen Gesicht. »Und Sie, Andrej – sind Sie fertig mit Ihrem Hyperventilieren?«
    Der Angesprochene öffnete den Mund, sagte aber nichts. Seine feuchten Augen blieben fest auf die Glaswand gerichtet, und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. Michael sagte: »Lassen Sie mich wenigstens den Anfang sehen. Es wäre mir allerdings lieber, mich nicht wieder übergeben zu müssen. Außerdem wäre ich, wenn alles vorbei ist, für eine Erklärung dankbar. Sie können über das da drin sagen, was Sie wollen, Genosse General, aber ich bin der Meinung, man sollte ihn zum Schweigen bringen!«
    Borowitz nickte. »Sie werden Ihre Erklärung erhalten, wenn es an der Zeit ist«, grollte er. »Unterdessen bin ich mit Ihnen einer Meinung – auch ich würde mich nur ungern übergeben.«
    Dragosani hatte etwas in die Hand genommen, das wie ein silberner Meißel aussah. Mit der anderen Hand ergriff er einen kleinen kupferumhüllten Hammer. Er platzierte den Meißel mitten auf der Stirn der Leiche und schlug mit dem Hammer heftig darauf. Als der Hammer vom Aufprall zurückstieß, ergoss sich ein wenig Hirnflüssigkeit durch den Hohlraum des Meißels. Das war genug für Michail: Er würgte einmal, dann kehrte er in seine Ecke zurück und blieb dort zitternd mit abgewandtem Gesicht stehen.
    Der Mann namens Andrej blieb, wo er war, als wäre er zu Stein erstarrt, doch Borowitz bemerkte, wie er seine Fäuste ballte und wieder öffnete.
    Nun trat Dragosani einen Schritt zurück, kauerte sich hin und starrte den Meißel an, der aus dem gespaltenen Schädel ragte. Er nickte langsam, sprang dann wieder auf und brachte die Tasche mit den Instrumenten an den Tisch. Er ließ den Hammer auf die harten Kacheln des Bodens fallen, nahm ein dünnes Metallrohr und versenkte es fachmännisch, ohne
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