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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Doetsch
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Auge ab.
    Jack brach beinahe zusammen. Er griff an die Wand, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, rutschte langsam auf den Boden und begann zu zittern. Die Gefühle überwältigten ihn. Die Momente der Freude und Vorfreude des vergangenen Abends wurden zerstört, als Wut und Zorn in ihm aufstiegen. Er spürte den strömenden Regen auf seinem Gesicht. Sein Körper war durchnässt und blutig. Und schließlich stürmten die Erinnerungen auf ihn ein, als wäre er aus einem Leben erwacht und in ein anderes hineingeworfen worden, wo die Schatten dunkler und überall Schmerzen waren und wo die Existenz an einem seidenen Faden hing.
    Mit Tränen in den Augen hob Jack den Blick zu Frank. Seine Erinnerung an den gestrigen Abend war zurückgekehrt.
    Er wusste, was geschehen war.

4. Kapitel
    GESTERN
    Mia trug ein langes, elegantes schwarzes Kleid. Mit ihren geschmeidigen Beinen schwebte sie buchstäblich über den Marmorboden, als sie Arm in Arm mit Jack die Eingangshalle ihres Elternhauses durchquerte. Es war ein herrschaftliches, aus Ziegelsteinen gebautes Haus mit großen Räumen und hohen Decken, das aus den Zwanzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts stammte. Hausangestellte liefen mit Tabletts umher, stellten die Blumenarrangements so hin, dass sie am besten zur Geltung kamen, und bereiteten die Party vor.
    Jack hatte seinen linken Arm um das Geburtstagsgeschenk geschlungen. Die sperrige, quadratische Kiste mit einer Seitenlänge von fünfundvierzig Zentimetern war ein wenig ungeschickt in Geschenkpapier mit Anglermotiven eingewickelt und schwierig zu tragen.
    Sie öffneten eine Doppeltür und betraten ein kleines, gemütliches Arbeitszimmer. Auf dem überdimensional großen Schreibtisch vor dem Erkerfenster waren nur ein Briefbeschwerer in Form eines Messingelefanten und ein kostbarer Zigarrenkasten zu sehen. In den Regalen standen Bücher, die sich im Laufe eines Lebens angesammelt hatten, überdies schmückten zahlreiche Bilder der Familie den Raum: Mia mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater neben einem weißen Leuchtturm, am Strand, beim Skifahren, Fotos von Freunden, der Familie, dem Leben und von Mia neben einem Offizier mit stattlicher Statur in einer Paradeuniform.
    »Ich weiß, dass es erst morgen ist, aber herzlichen Glückwunsch«, sagte Mia.
    Auf der roten Ledercouch im Chesterfield-Stil saß ein Herr mit weißem Haar und breiten Schultern, der trotz seines offensichtlichen Alters noch eine imposante Erscheinung war. Er trug ein blassgrünes Sakko und eine dunkle Hose. Sein anspruchsvoller Stil passte zu seinem Auftreten. Langsam hob er den Kopf und musterte Jack und Mia mit einem kühlen, abschätzenden Blick.
    »Deiner Mutter ist jeder Vorwand recht, um eine Party zu geben«, sagte der Mann mit tiefer Stimme. Es war ihm anzumerken, dass ihm nicht der Sinn nach einer Feier stand.
    Jack reichte dem Mann das in buntes Papier eingewickelte Paket. Der alte Herr kniff seine dunklen Augen zusammen, als er auf das zerknitterte Papier schaute, mit dem das Geschenk ein wenig ungeschickt eingepackt war.
    »Die Mädchen haben das Papier ausgesucht. Es hat lange gedauert, bis sie das richtige gefunden haben«, sagte Mia und zeigte auf den Barsch mit dem breiten Maul und die Angelrute. »Mach es auf«, drängte sie ihn.
    Der Mann lehnte sich auf der Ledercouch zurück und legte das Paket auf den Couchtisch. Dann schob er die Zeitungen zur Seite und stellte den Ton des Fernsehers ab.
    Er war am ersten Juli geboren worden. Seine Mutter hatte ihn Samuel genannt, da sein errechnetes Geburtsdatum der vierte Juli gewesen war und ihr der Name gefallen hatte – anders als ihm. Sam Norris hasste seinen Namen und hörte seit der Grundschule nicht mehr darauf.
    Sam beugte sich vor, legte seine großen Hände auf das Paket und riss das Geschenkpapier auf. Zum Vorschein kam eine große, mit Wachs auf Hochglanz polierte Kiste. Er öffnete den Deckel des sorgfältig gearbeiteten Kästchens und entdeckte eine Vielzahl kleiner, einzeln verpackter Päckchen, die Kinder mit schiefen Schleifen verziert hatten: eine Angelrolle zum Fliegenfischen, Kunstfliegen, Streamer und Angelschnur.
    »Die Mädchen warten noch immer darauf, dass du dein Versprechen einlöst und sie zu einer deiner Angeltouren mitnimmst.«
    Mias Stiefvater hob die Kiste lächelnd hoch und betrachtete die perfekten Fugen und die versenkten Scharniere.
    »Jack hat die Kiste selbst gebaut«, sagte Mia.
    »Eine Kiste?«, erwiderte Sam in freundlichem, ein wenig
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