Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
hinter dir her? Das wäre immerhin möglich. Die meisten Kriminellen geben dem Mann, der sie ins Gefängnis geworfen hat, die Schuld an den Problemen in ihrem Leben. Und du hast schon eine Menge Leute in den Knast gebracht.«
    Jack zerbrach sich den Kopf, doch er erinnerte sich an nichts.
    »Denk an die letzten Tage zurück«, forderte Frank ihn auf. »Welches ist deine letzte Erinnerung vor heute Morgen? Du erinnerst dich an mich, nicht wahr? Ich bin auch nicht der Typ, den man so schnell vergisst.«
    Jack dachte so intensiv nach, dass ihm fast der Schädel platzte. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, als er versuchte, sich an sein Leben vor diesem Morgen zu erinnern. Es war so anstrengend für sein Gehirn, als würde er ein Gewicht stemmen, dem er nicht gewachsen war.
    Plötzlich tauchten verschwommene Erinnerungen an den letzten Freitag vor einer Woche auf. In seinem Büro. Die Bilder wurden deutlicher. Er überprüfte mit seiner Assistentin Joy laufende Fälle. Doch keiner von ihnen hatte eine besondere Bedeutung. Er war später als üblich zur Arbeit gekommen. Er hatte das Mittagessen ausfallen lassen und mit Mia und den Mädchen früh zu Abend gegessen … Und dann legte sich wieder ein Nebelschleier auf seine Erinnerung.
    »Okay«, sagte Jack schließlich und hob den Blick. »Ich erinnere mich an den letzten Freitag.«
    »Gut.« Frank lächelte. »Immerhin ein Anfang.«
    Jack dachte schon wieder an Mia und das entsetzliche Gefühl, jetzt allein auf der Welt zu sein, an die Trauer und die Frage, wie er seinen Töchtern beibringen sollte, dass ihre Mutter tot war. Er würde es nicht ertragen können, ihnen in die Augen zu sehen. Er würde nicht wissen, wie er die Frage beantworten sollte: »Daddy, ich verstehe nicht. Warum kommt sie nicht zurück?«
    »He«, rief Frank. »Ich sehe dir an, dass du dir irgendwelche Geschichten ausdenkst, wie es gewesen sein könnte. Konzentriere dich. Denk nach. Irgendetwas muss deine Erinnerung wecken. Ein Song, ein Kleidungsstück.«
    Jack strich sich übers Gesicht. Alles erinnerte ihn an Mia. Der Küchentisch, an dem sie saßen und den sie bei einem Freund gekauft hatte. Er hatte ihn in seiner Werkstatt abgeschliffen und poliert, und sie war so stolz, dass er jetzt hier bei ihnen stand. Die Küche, die sie entworfen hatte, die Tapete und die gerahmten Fotos von ihr und den Kindern auf der Fensterbank. Alles in seinem Leben erinnerte ihn an Mia. Sie war Teil seines Lebens, und er brauchte sie wie die Luft zum Atmen.
    In der Hoffnung, dass ihm irgendetwas auffiel und die Lücken in seiner Erinnerung füllte, lief Jack durchs Haus. Als er am Wohnzimmer vorbeikam und auf das Klavier schaute, blitzte ein Bild seiner Töchter auf, die jammerten, weil sie dienstags immer bei Mrs Henry Unterricht hatten. Als er am Esszimmer vorbeikam, wurden nur Erinnerungen an Mias selbst kreiertes Thanksgiving-Dinner für achtundzwanzig Personen geweckt. Im Eingangsbereich: nichts. Allmählich kam Jack sich schon vor wie ein Idiot, doch als er in die Küche zurückkehrte und an dem kleinen Badezimmer vorbeikam, stutzte er. Der schwache Duft ihres Parfums hing noch in der Luft … vom vergangenen Abend. Mia legte dieses Parfum von Chanel schon seit dem College immer auf. Es war sozusagen ihre persönliche Note. Mias Duft. Er erinnerte Jack an seine Frau, bevor er einschlummerte, und er roch dieses Parfum auf ihrem Kissen, an ihrer Kleidung und auf ihrem Nacken, wenn er sie in den Armen hielt.
    Jack stand reglos vor der Tür des Badezimmers und versuchte, die Erinnerung an die vergangene Nacht aus den dunklen Winkeln seines Gehirns hervorzulocken. Doch sie entglitt ihm immer wieder und trieb in unerreichbare Ferne davon.
    Frank streckte den Kopf aus der Küche heraus und schwieg, als er Jack dort in Gedanken verloren stehen sah.
    Und dann tauchte sie vor Jacks geistigem Auge auf, als sie in voller Schönheit dort stand und in den Spiegel schaute. Sie bürstete noch ein letztes Mal ihr langes dunkles Haar und ermahnte ihn, sich endlich anzuziehen, weil sie sonst wieder einmal zu spät kommen würden.
    Es war so, als würde eine Quelle zu sprudeln beginnen und Bilder, Gedanken und Geräusche ans Licht bringen. Jack sah die Szenen deutlich vor Augen, aber er hatte das Gefühl, sie gehörten zu einem anderen Leben. Nach und nach drang alles an die Oberfläche, die Freude und der Lärm der Party, der unaufhörliche Regen, das Essen von einem Cateringunternehmen. Ein Film lief vor seinem geistigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher