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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
Autoren: Sarah Maclean
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es, die mich vor Ihnen verneigen müsste. Schließlich bin ich nur die Tochter eines Earls, während Sie …“
    Betrübt schüttelte Georgiana den Kopf. „Nicht mehr.“
    Das Mädchen hatte Heimweh.
    Was man von den wenigsten behaupten konnte, die nach Townsend Park kamen.
    „Wie haben Sie uns gefunden?“
    „Meine … eine Freundin hatte erzählt, Sie würden junge Frauen aufnehmen. Sie meinte, Sie könnten mir helfen.“ Georgiana verstummte, und Isabel nickte ermutigend. „Mein Bruder. Ich konnte ihm nicht erzählen …“ Nun brach Georgianas Stimme, und sie brachte kein weiteres Wort mehr heraus.
    Isabel nahm die kalten, zitternden Hände des Mädchens in die ihren. „Sie brauchen es mir nicht erzählen, solange Sie nicht dazu bereit sind.“
    Ich weiß, dass es manchmal einfacher ist, etwas zu verschweigen .
    Mit großen tränenerfüllten Augen sah Georgiana sie an. „Meine Freundin … Sie hat gesagt, Sie würden sich hier um uns kümmern.“
    Isabel nickte. „Das werden wir.“ Dem Mädchen schien eine große Last genommen. „Sie haben eine weite Reise hinter sich. Versuchen Sie, ein wenig zu schlafen. Morgen, nach dem Frühstück, können Sie mir dann erzählen, was Ihnen auf dem Herzen liegt.“
    Wenig später war Georgiana zwischen die frisch gestärkten Laken ihres Bettes geschlüpft, das wohl weitaus einfacher sein dürfte, als die Schwester des Duke of Leighton es gewohnt war. Isabel wartete, bis das Mädchen eingeschlafen war, dann huschte sie lautlos hinaus.
    Im Flur wurde sie bereits gespannt erwartet.
    „Schläft sie?“, erkundigte sich Lara, Isabels Cousine und beste Freundin, mit gesenkter Stimme.
    Isabel nickte und schloss die Tür leise hinter sich, ehe sie sich der neugierigen Schar zuwandte.
    „Ist sie wirklich die Schwester eines Dukes?“, wollte Jane wissen.
    „Uns sollte überhaupt nicht interessieren, wer sie ist“, wandte Gwen ein, die Köchin. „Sie braucht uns! Wir nehmen jedes Mädchen auf, das uns braucht.“
    „Sie kann nicht hierbleiben“, beschied Kate und sah sich nach Zustimmung um.
    „Vielleicht könnten wir das woanders besprechen“, schlug Isabel mit Blick auf das Zimmer der schlafenden Georgiana vor und ging den anderen voraus den Flur hinunter.
    „Sie kann nicht hierbleiben!“, flüsterte Kate nachdrücklich.
    „Das sagtest du bereits“, erwiderte Isabel.
    „Es wäre wirklich ein großes Risiko“, fand auch Jane, als sie an der Treppe angelangt waren, und sprach nur aus, was Isabel durchaus bewusst war. Allein der Gedanke ließ ihr bang ums Herz werden.
    Natürlich wäre es ein großes Risiko . Der Schwester des Duke of Leighton – eines der mächtigsten Männer Englands – konnte man nicht einfach so, ohne sein Wissen, Zuflucht gewähren.
    Es könnte James’ Zukunft ruinieren.
    Ihr Bruder war jetzt der Earl. Doch er war gerade einmal zehn und würde auch so schon an der Reputation seines Vaters schwer genug zu tragen haben. Wenn der Duke of Leighton seine Schwester nun in Townsend Park fand und überdies all die Frauen entdeckte, die unter dem Schutz des Earl of Reddich Zuflucht gefunden hatten, gäbe es einen handfesten Skandal, den James nicht überstehen würde.
    Die anderen hatten recht. Sie konnte das Mädchen nicht hierbehalten.
    Es wäre unverantwortlich. Es würde sie alle in Gefahr bringen.
    Isabel sah sich die Frauen der Reihe nach an. Eine jede war unter Umständen nach Townsend Park gekommen, die denen der jungen Frau, die sie soeben verlassen hatte, ganz ähnlich gewesen waren. Eigentlich hätte sie keine von ihnen aufnehmen dürfen. Doch sie hatte es getan. Schließlich ließ sie ihren Blick auf ihrer Cousine ruhen. „Lara?“
    Lara zögerte kurz, wählte ihre Worte mit Bedacht. „Ich kenne die Regeln, Isabel. Ich kenne unser Motto. Aber ein Duke … Wir würden unnötig Verdacht auf uns lenken. Was, wenn jemand nach ihr sucht? Was, wenn man sie hier findet?“
    Isabel blickte zu dem Zimmer, in dem sie Lady Georgiana schlafend zurückgelassen hatte. „Die Frage dürfte eher sein, wann man sie hier findet. Schwestern von Herzögen verschwinden in aller Regel nicht spurlos.“ Sie hielt inne, setzte dann hinzu: „Sie ist schwanger.“
    Jane pfiff leise durch die Zähne.
    „Hat sie dir das erzählt?“, fragte Gwen.
    „Das brauchte sie nicht.“
    „Tja“, meinte Lara. „Dann können wir sie natürlich nicht abweisen.“
    Was Kate indes ganz anders sah. „Herrgott noch mal, sie ist nicht irgendeine Kaufmannstochter, keine
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