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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
Autoren: Sarah Maclean
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einmal gemacht?“
    „Darf ich daraus schließen, dass Sie es fair und rechtens finden, die eigene Tochter zu verwetten, es aber Ihre Gefühle verletzt, dass dies zuvor schon geschah?“
    „Und wie!“, ereiferte sich Asperton.
    Isabel musterte ihren vermeintlichen Verlobten. „Warum?“
    „Na, weil er seinen Einsatz dann irgendwann schuldig bliebe!“
    Kein Zweifel, dieser Mann konnte nur ein Bekannter ihres Vaters sein.
    „Wenn dies Ihrer Ansicht nach der einzige Grund für die Unhaltbarkeit der Situation ist …“ Isabel drehte sich auf dem Absatz um und riss die Tür auf. „Wie gesagt, sind Sie nicht der Erste. Genau genommen sind Sie bereits der siebte Herr, der hier auftaucht und behauptet, mich gewonnen zu haben.“ Als sie seine verdutzte Miene sah, musste sie trotz allem lächeln. „Und Sie werden – leider, leider – auch der Siebte sein, der unverrichteter Dinge von dannen zieht.“
    Aspertons Mund öffnete und schloss sich in rascher Folge. Seine fleischigen Lippen ließen Isabel an einen Karpfen denken.
    Sie zählte bis fünf.
    Die meisten explodierten, ehe sie bei fünf angelangt war.
    „Das lasse ich mir nicht bieten! Man hat mir eine Frau versprochen! Die Tochter eines Earls!“ Seine Stimme klang jetzt hoch und näselnd – genau jener Ton, den Isabel von jeher mit den unerfreulichen Nichtsnutzen in Verbindung gebracht hatte, die sich in Gesellschaft ihres Vaters herumtrieben.
    Ihres Vaters, den sie seit einem halben Dutzend Jahren nicht mehr gesehen hatte.
    Sie verschränkte die Arme und bedachte den armen Mann mit mitleidigem Blick. „Ich weiß. Wahrscheinlich war auch von einer beträchtlichen Mitgift die Rede, nicht wahr?“
    „Ganz genau!“ Aspertons Augen strahlten, als er sich endlich verstanden glaubte.
    „Nun, ich fürchte Sie auch in dieser Hinsicht enttäuschen zu müssen.“ Als seine Stirn sich krauste, fragte sie arglos: „Möchten Sie einen Tee?“
    Isabel konnte förmlich sehen, wie Aspertons schwerfälliger Verstand sich abmühte, ehe er verkündete: „Nein, ich möchte keinen Tee! Ich will meine Frau. Wegen einer Frau bin ich hergekommen, und bei Gott, ich werde dieses Haus auch mit einer verlassen! Und zwar mit Ihnen!“
    Um Contenance bemüht, seufzte sie. „Ich hatte gehofft, dass es nicht so weit kommen würde.“
    Er missverstand ihre Worte und blähte die schmächtige Brust. „Das kann ich mir denken. Aber ich gehe nicht eher, bis ich die Frau bekommen habe, die mir versprochen wurde! Sie gehören nämlich jetzt mir, von Rechts wegen.“
    Und dann stürzte er sich auf sie. Immer dasselbe . Geschickt wich sie ihm aus, sodass er durch die offene Tür hinaus in die Eingangshalle flog.
    Wo gleich drei Frauen ihn erwarteten.
    Isabel folgte ihm hinaus, sah, wie er sich straffte, als er die drei gewahrte, die wie mustergültige Soldaten in Reih und Glied standen und sich wie ein Schutzwall zwischen ihm und der Haustür postiert hatten. Solche Frauen hatte er gewiss noch nie gesehen.
    Wenn er denn merken würde, dass er es mit Frauen zu tun hatte.
    Was nicht der Fall war.
    Isabel fühlte sich wieder einmal bestätigt, dass Männer dazu neigten, nur das zu sehen, was sie wollten.
    Sie selbst sah seinen Blick vom Koch zum Stallmeister huschen, vom Stallmeister zum Butler.
    Oder vielmehr von der Köchin zur Stallmeisterin, von der Stallmeisterin zur Butlerin.
    „Was soll das denn?“, raunzte er Isabel an.
    Die Stallmeisterin schlug sich die aufgerollte Reitpeitsche an die Breeches. Das dumpfe Schnalzen des Leders ließ Asperton zusammenzucken. „Es missfällt uns, wie Sie die Stimme gegen eine Dame erheben, Sir.“
    Isabel sah den Adamsapfel an seinem mageren Hals auf und ab hüpfen. „Ich … ich bin …“
    „Ganz offensichtlich kein Gentleman, Ihrem Abgang nach zu urteilen.“ Die Köchin deutete mit ihrem schweren Nudelholz zur Tür des Empfangszimmers.
    Wieder wandte er sich an Isabel, die nur leicht mit den Schultern zuckte, als wollte sie sagen: Also, ich weiß auch nicht, was hier gespielt wird …
    „Gewiss wollten Sie sich in dieser Manier nicht auf Lady Isabel stürzen.“ Dies kam von der Butlerin, die, perfekt geplättet und ausstaffiert, die Klinge ihres Säbels prüfte. Isabel mied es wohlweislich, einen Blick dorthin zu werfen, wo die alte und wahrscheinlich reichlich stumpfe Waffe eben noch an der Wand gehangen hatte.
    Die drei hatten wirklich ein Faible fürs Dramatische.
    „Ich … Nein, natürlich nicht!“
    In der nachfolgenden Stille
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