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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege
Autoren: Wilhelm Wuensche
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man nach ungefähr zweieinhalb Kilometern in Richtung Süden erreichen konnte. Der Ort hatte sich trotz zweier kleiner Neubaugebiete, in denen reizende Einfamilien- und Doppelhäuser auf ausreichend großen Grundstücken standen, seinen ländlichen Charakter bewahrt. Eine stattliche Anzahl intakter Bauernhöfe, idyllisch gelegen unter alten Eichen, einige Handwerksbetriebe an der Hauptstraße, ein kleiner Dorfladen, ein großer Gasthof mit angeschlossenem Hotel, » Beckmanns Gasthof«, ein Ausflugsrestaurant an der Wümme, » An der Brücke«, eine Landarztpraxis und der Kindergarten boten den Dorfbewohnern Arbeitsplätze und erfüllten die Gemeinde mit Leben. Außerdem waren im Ort Architekten, Künstler und Kunsthandwerker beheimatet. Die meisten Berufstätigen jedoch fuhren nach außerhalb in die größeren Orte zur Arbeit und hatten hier, wie auch etliche begüterte Rentner oder Pensionäre, für sich und ihre Familien ein Haus errichtet. Vom kleinen, reizvollen Einfamilienhaus bis zur großzügigen Villa war in Hellwege alles zu finden.
    Der rührige Bürgermeister hatte sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass das Dorf in das Dorferneuerungsprogramm des Landes aufgenommen worden war, und man konnte sehen, dass die Mittel gut angelegt worden waren.
    Das eigentlich Schöne war jedoch die reizvolle und abwechslungsreiche Landschaft, die in einem Kapitel eines Schulbuches mit der Überschrift › Die norddeutsche Geestlandschaft ‹ hätte beschrieben sein können.
    Im Norden des Ortes fand der Spaziergänger die Niederung eines Flüsschens, der Wümme, sauber genug für ein sommerliches Bad der Kinder aus dem Dorf, mit Wiesen, Weiden, Baum- und Schilfgürteln und ruhig gelegenen Altarmen und Teichen, in denen die Dorfjugend angelte.
    In nassen Wintern trat das Wasser gelegentlich über die Ufer und überschwemmte die Wiesen. Die Niederung verwandelte sich so in einen großen See, und wenn es kalt genug war und das Frostwetter sich hielt, stand den Hellwegern wochenlang eine riesige Eisfläche zur Verfügung.
    Im Osten, hinter den Feldern, lagen Birken- und Kiefernwälder mit eingelagerten kleinen Mooren und große Bruchflächen, die unter Naturschutz standen, weil man hier einige seltene Tier- und Pflanzenarten entdeckt hatte.
    Im Süden erstreckten sich landwirtschaftliche Flächen, die bis an den angrenzenden Staatsforst reichten, und alte, hügelige Bauernwälder mit Eichen- und Buchenbeständen. Der kleine Flugplatz, von Bäumen eingefasst, passte sich unauffällig in die Landschaft ein.
    Im Westen lagen neben den Äckern die Nutzwälder mit Fichten und Kiefern, in denen sich auch Wochenendhäuser befanden. Auch die gepflegten Sportanlagen des Ortes waren hier angelegt worden.
    Alle, die in Hellwege wohnten, schätzten sich glücklich. Grundstücke waren rar und begehrt, und niemand beklagte sich über die hohen Grundstückspreise.
    Holten und Susanne waren zunächst am Interessentenforst vorbeigebummelt und hatten dann, durch die Felder schlendernd, den Großen Buchenwald erreicht, der die höchste Erhebung der Gegend halb bedeckte. Manchmal waren sie stehen geblieben, um den Reifegrad der Brombeeren zu beurteilen oder einen Pilz am Wegrand zu bestimmen.
    Aus dem grünen Dunkel des Waldes tretend, hatte man eine herrliche Aussicht auf den südlichen Teil der Gemarkung. Wenn die landwirtschaftlichen Maschinen abends von den Äckern verschwunden waren, war man von herrlicher Ruhe umgeben und erblickte rechts in einiger Entfernung die ersten Häuser des Ortes und links die von Vieh bevölkerten Weiden, die eine weite Ebene bildeten und schließlich vom Haberloher Forst begrenzt wurden. Die Felder, zum Teil schon abgeerntet, breiteten sich vor dem Wanderer aus, und in der Ferne schimmerten die weißen Gebäude des Flugplatzes durch die Bäume.
    Der Tag neigte sich seinem Ende zu, und die Kronen der weiter entfernten Bäume sahen bereits schwarz aus.
    Holten war gerne hier. Er konnte hier lange sitzen, die Tier- und Pflanzenwelt betrachten und seinen Gedanken nachhängen. Besonders in der Abend- oder Morgendämmerung, wenn die Bauern nicht mit ihrem schweren Ackergerät unterwegs waren, kam man der Natur sehr nahe. Er kannte den fast weißen Bussard, der hier am Waldrand auf Beute lauerte, ebenso gut wie die Wildschweinrotte, die manchmal, wenn man still saß, nicht weit entfernt in die bebauten Felder wechselte.
    Die beiden hatten sich auf einem Eichenstamm niedergelassen, der im letzten Winter gefällt worden
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