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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege
Autoren: Wilhelm Wuensche
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sich auf sie verlassen.
    Susanne versetzte ihn immer wieder in Erstaunen: Sie musste immer in Bewegung sein und dabei etwas Produktives tun. Selbst abends, bei einem Glas Rotwein, fand sich immer noch eine Möglichkeit, fleißig zu sein, sei es das Ordnen der letzten Kontoauszüge oder Apfelschälen für die Familie.
    Auch er konnte ausdauernd und intensiv arbeiten, ohne Pause, bis ein Ergebnis vorlag. Aber schließlich musste auch irgendwann Ruhe einkehren, und das wirkliche Leben begann für ihn erst, wenn er entspannen und die Dinge tun konnte, die er wollte und die ihn wirklich interessierten.
    Seine Frau war da ganz anders: Ständig war sie auf den Beinen und hatte irgendwo irgendetwas zu erledigen. Ruhe gönnte sie sich kaum, eigentlich nur, wenn sie sich in einer waagerechten Lage befand, und dafür gab es nur zwei Orte: Das Bett oder das Sofa vor dem Fernsehgerät. An beiden Plätzen schlief sie dann meistens schnell ein. Er glaubte nicht, dass sie einen Film im Fernsehen je zu Ende gesehen hatte oder im Bett mehr als eine oder zwei Seiten eines Buches in einem Zug gelesen hatte.
    Ihr Leben lang war es so gewesen, als ob ein unsichtbarer Regisseur jeden Morgen beim Aufstehen »and ... action« rufen würde. Drei Kinder hatten sie bekommen, und sie hatte sie großgezogen, während er sich mit bösen Menschen und dunklen Gestalten hatte beschäftigen müssen. Vor Kurzem hatte sie nun die Leitung des örtlichen Kindergartens übernommen. Wie jede andere Aufgabe erledigte sie auch diese mit viel Einsatz und Elan. Auch der Garten, in dem Holten im Sommer gern saß und in dem er hin und wieder auch erntete, war ihr Werk.
    Trotzdem, und vielleicht gerade auch deshalb, war auch ihr lieber Gatte nie zu kurz gekommen. Er genoss eine gute Pflege, und es ging ihm wahrlich gut. Und gerade als seine Frau mit Waffeln und Milchkaffee wieder draußen auf der Terrasse erschien, wurde ihm diese Tatsache ein weiteres Mal auf angenehme Weise bewusst.
    Wilhelm Lehmberg trat kräftig in die Pedale.
    Er wusste, dass in seinem Alter, bei seinem Job und seinem regelmäßigen Zigarettenkonsum ein wenig Bewegung angebracht war. Deshalb hatte er versucht, irgendwo in seinem Tagesablauf eine körperliche Betätigung unterzubringen. Das funktionierte auch, weil er sein Büro zu Hause hatte und sich seine Arbeitszeit einteilen konnte, und meistens passierte es gegen Abend. Deshalb konnte man ihn um diese Zeit häufig joggend oder radelnd irgendwo in der Feldmark von Hellwege antreffen, im Sommer auch manchmal im Sottrumer Schwimmbad.
    Gerade war er mit seinem Sportrad, das er sich eigens für diese Ausfahrten geleistet hatte, auf dem Weg nach Hause. Ungefähr eine Stunde vorher war er von dort aufgebrochen, und er war froh, dass er sich die Zeit genommen hatte. Den ganzen Tag hatte er am Computer gesessen, um mit dem Entwurf endlich voranzukommen in dem Bewusstsein, dass ihm ein weiteres Mal ausgedehnte Nachtarbeit bevorstand. Er würde sicherlich noch bis zwei oder drei Uhr in der Frühe arbeiten müssen. Das war aber nicht zu ändern, die Zeichnung für das kleine, jedoch exklusive Einfamilienhaus musste am nächsten Tag vorgelegt werden. Er konnte es sich nicht leisten, einen Auftrag wegen nicht eingehaltener Termine zu verlieren, und der Bauherr wurde bereits ungeduldig.
    Die Luft draußen war jetzt klar und frisch. Das war ihm anfangs zunächst angenehm gewesen, weil er eine zu lange Zeit in seinem kleinen, verrauchten Arbeitszimmer verbracht hatte und wegen des schönen Wetters keine Jacke angezogen hatte. Aber jetzt, nur mit Jeans und Polohemd bekleidet, hatte der kühlende Fahrtwind ihm manchmal schon eine Gänsehaut auf Armen und Rücken beschert. Er hatte hin und wieder eine Pause eingelegt, und dann war ihm warm gewesen, und er hatte sich den Schweiß von der Stirn wischen müssen. Sein kleiner Ausflug hatte ihm fühlbar gutgetan, tief durchatmend genoss er die saubere Luft und ließ das Rad laufen. Leise summte er einen aktuellen Hit vor sich hin und freute sich auf das Abendessen.
    Dass der Hinterreifen wieder schleichend Luft verlor, konnte seine gute Stimmung nicht beeinträchtigen. Er hatte sich am Sonntagmorgen sehr bemüht, das Loch im Schlauch zu finden. Das war ihm auch gelungen, doch die Reparatur war anscheinend fehlgeschlagen.
    Schließlich musste er anhalten. Er stieg ab und lehnte sein Sportrad gegen einen Baum, um Luft nachzupumpen. Die kleine Strecke bis nach Haus würde der Reifen schon noch halten, und am
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