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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege
Autoren: Wilhelm Wuensche
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Anblick hätte in jeden Kriminalfilm gepasst, und seine Vermutungen wurden bestärkt.
    Er verringerte seine Marschgeschwindigkeit, setzte immer langsamer einen Schritt vor den anderen und blieb schließlich stehen, abwägend, ob er wirklich weitergehen wollte. Es war vollständig still hier, nur die Grillen hatten mittlerweile ihr nächtliches Konzert angestimmt. Er war nachdenklich geworden, denn eine solche Szene sah er nicht zum ersten Mal, und er ahnte, was ihn hinter der Biegung erwartete.
    Endlich setzte er sich doch wieder in Bewegung – schließlich war er ja Kriminalbeamter gewesen –, und die inzwischen routinierte Neugier bezüglich ungewöhnlicher Vorgänge hatte wieder die Oberhand gewonnen.
    Hier war ein Verbrechen geschehen, da war er sich sicher.
    Im Näherkommen konnte er allmählich die Schattenrisse als Polizisten identifizieren.
    Natürlich wusste er Bescheid, wie es bei Kapitalverbrechen war: Der › Erste Angriff ‹ war erledigt, es lief der › Sicherungsangriff ‹ . Als er langsam dichter an die hell erleuchtete Stelle herankam, war ihm deshalb auch der künftige Ablauf klar. Er selbst hatte ja immer die Anweisung gegeben, Fremde, die sich einem Tatort näherten, genau in Augenschein zu nehmen und dann möglichst fern zu halten, damit Arzt, Spurensicherung und Ermittler ungestört arbeiten konnten.
    Der ältere der beiden Uniformierten sprach ihn an, wobei er ihm mit seiner Taschenlampe wie mit einem Blendscheinwerfer ins Gesicht leuchtete.
    »Na, was tun Sie denn hier?«
    › Mein Gott, das ist doch offensichtlich, ‹ dachte Holten etwas verärgert. Er hatte solche Fragen noch nie gemocht, ganz einfach, weil sie unpräzise Antworten provozierten und Nachfrage verlangten. Es hätte genügt, wenn sie ihm kraft ihrer Autorität als Polizeibeamte den weiteren Durchgang untersagt hätten. Aber wahrscheinlich wollten die beiden Ordnungshüter schon mit den Ermittlungen beginnen, um sich vielleicht erste kriminalistische Sporen zu verdienen. Solche Gelegenheiten gab es nicht besonders häufig in dieser Gegend, und er merkte den beiden einen gewissen Eifer an.
    Holten blieb stehen und spielte den ersten Ball.
    »Das wollte ich Sie auch gerade fragen.«
    Der Ältere ließ sich auf nichts ein.
    »Was haben Sie hier zu tun?«
    Holten blieb ganz ruhig, er war austrainiert, gut in Form und retournierte gnadenlos.
    »Ich gehe spazieren.«
    Jetzt waren sie bestimmt schlauer. Er machte Anstalten, seinen Weg fortzusetzen, doch der Jüngere fasste ihn am Arm, und der Erste fragte wieder:
    »Warum?«
    Nein, noch nicht schlau genug.
    Holten überlegte, ob er das Spielchen weiterspielen sollte. Er beherrschte es, denn er hatte viele Verhöre geführt. Man konnte Fragen den Worten nach oder dem Sinne nach beantworten, deshalb musste man die Fragen so stellen, dass Wort und Sinn übereinstimmten. Aber so weit beherrschten die beiden die Verhörtechnik anscheinend noch nicht.
    »Ich gehe gern spazieren.«
    Der Jüngere mischte sich jetzt auch ein, vielleicht hatte er das Spiel schon durchschaut.
    »Nein, wir meinen, warum Sie hier sind.«
    Das Licht der Lampe war noch immer auf sein Gesicht gerichtet, deshalb konnte er ihre Gesichter nicht sehen, aber er vermutete, dass sie nicht mehr freundlich blickten.
    Also:
    »Hier ist es abends besonders schön.«
    Sie merkten, dass sie auf diese Weise nicht weiterkamen. Lächelnd stand er ihnen gegenüber, der junge Uniformierte ließ die Hände sinken, während der ältere sich auf die polizeiliche Autorität besann.
    »Zeigen Sie mal Ihren Ausweis!«
    Das klang schon nicht mehr so nett.
    »Ich habe meinen Ausweis nicht bei mir, ich nehme ihn nicht bei jedem Abendspaziergang mit.«
    Es folgte wieder eine Pause. Holten ahnte, was jetzt unweigerlich kommen musste:
    »Würden Sie bitte mitkommen?«
    Er war kurz davor › nein ‹ zu sagen, aber er beschloss jedoch, es nicht auf die Spitze zu treiben, denn er wollte ja nun wirklich wissen, was hier vorging. Deshalb folgte er jetzt gehorsam dem Jüngeren.
    Als sie ins Licht traten, konnte er auf dem Weg zunächst nur Bernd Kasings Transporter, davor den Notarzt- und Krankenwagen und die Einsatzfahrzeuge der Polizei erkennen. Im Schatten neben dem Transporter standen Kasing und, wie er sofort, auch von hinten, ohne Schwierigkeiten erkannte, Cornelius von Taten, ein ehemaliger Kollege und jetzt sein Nachfolger. Er befand sich in einer intensiven Unterhaltung mit Bernd Kasing.
    Holten hatte von Taten in seinen letzten zwei
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