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Auf Tour mit Bob Marley

Auf Tour mit Bob Marley

Titel: Auf Tour mit Bob Marley
Autoren: Mark Miller
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Band zu Abend aß. Gilly war Bobs enger Freund und Assistent, und er kochte hervorragendes Essen (siehe Anhang 2: »Bob, das Kraut, das Essen und die Fans«). An diesem ersten Abend war der lange Tisch bereits mit dem traditionellen jamaikanische Essen gedeckt: Reis und Bohnen mit gebackenen Kochbananen und so. Aber als Gilly den Deckel vom letzten Topf nahm, glotzten mich etwa 40 Fischköpfe an. Ich lehnte das Gericht dankend ab. Ich mag es nicht, wenn mich etwas ansieht, das ich esse. Von Portland in Oregon aus fuhren wir alle zusammen im Tourbus nach Süden, wo wir im Civic Center in Santa Cruz in Kalifornien ein Konzert gaben. Danach kamen einige wirklich denkwürdige Konzerte. Es war die letzte Etappe der Kaya Tour von 1978, die manchmal auch als »Babylon by Bus Tour« bezeichnet wird.
    Der Juli in Kalifornien ist eine Katastrophe, egal wo man ist. Es ist heiß, es ist feucht, Tausende von Leuten sind unterwegs, und der Verkehr ist nervenaufreibend. Wir spielten im Greek Theatre in Berkely unter freiem Himmel, und ich weiß noch, wie ich zum Himmel hinaufschaute, wo Millionen Sterne funkelten. Einer war ganz besonders hell, und sein Licht schien genau auf die Mitte der Bühne zu scheinen.
    Jeder weiß, dass man den Sommer in Kalifornien am besten am Strand verbringt, und tatsächlich war die Santa Barbara County Bowl, wo wir am 23. Juli spielten, mit einer sonnengebadeten, entspannten Menge gefüllt. Ich wusste es damals nicht, aber das Konzert war ausverkauft und wurde komplett auf Video aufgenommen. Die Bowl ist ein hoch am Hang gelegenes Freiluftkonzertgelände, das einen herrlichen Blick auf den tiefblauen Pazifik bietet. Über dem Publikum hing eine mächtige Wolke von Sinsemilla-Rauch, und überall flatterten vielfarbige Fahnen und Transparente in der leichten Brise. Bob wurde mit einem unglaublichen Brüllen begrüßt, als er auf die Bühne kam und das Konzert wie üblich mit »JAH RASTAFARI« eröffnete. Dann stürzte sich die Band in ein brandheißes Set, das meiner Erinnerung nach ewig dauerte.
    Als Bob nach der letzten Zugabe die Bühne verließ und mir seine Gitarre gab, konnte ich sehen, dass er das Konzert wirklich genossen hatte. Auf der richtigen Bühne und mit dem richtigen Sound spielte die Band so gut und intensiv, dass mir Schauer den Rücken rauf- und runterrannen. Das Konzert in Santa Barbara hatte diese Magie. Wir fingen damals an, für Fams Bass einen Zusatzlautsprecher zu installieren, und schon er alleine prägte das Konzert mit seinem Sound. Nach Santa Barbara ging es ganz runter nach San Diego, wo wir im State Amphitheater spielten, und schließlich wieder zurück nach LA zu einem Konzert im berühmten Roxy Theatre am Sunset Boulevard. Für mich war es die Rückkehr in die Heimat. Ich war im San Fernando Valley aufgewachsen und hatte mit siebzehn angefangen, bei Konzerten in Hollywood zu arbeiten.
    Das Roxy ist ein kleiner, intimer Veranstaltungsort, und Dennis und ich mussten ein bisschen improvisieren, um alle Musiker und die Anlage auf die kleine Bühne zu kriegen. Wir zogen und schoben, stapelten und stellten eng, aber schließlich hatten wir alles bereit. Meiner Erinnerung nach stand der Verstärker von Al in einer Tür neben der Bühne, aber wer weiß … An diesem Abend kam die Crème de la Crème der Musikindustrie, um sich Bob Marley and the Wailers anzusehen, und sie wurde nicht enttäuscht. Das Set war absolut phantastisch, und ein Großteil des Publikums wirkte wie hypnotisiert von Bobs Ausstrahlung. Er verlieh jedem Raum eine besondere Atmosphäre. Wir spürten immer, wenn er kam, wenn wir irgendwo arbeiteten, weil sich dann buchstäblich die Atmosphäre veränderte. Nach einem Wahnsinnskonzert, in dem die Band alles gegeben hatte, verließen die Musiker die Bühne, doch das Publikum schrie immer noch nach mehr. Also kamen sie wieder und spielten meiner Erinnerung nach, bis der Club schließen musste.
    Dennis und ich blieben nach jedem Konzert noch da und sorgten dafür, dass die ganze Ausrüstung zusammengepackt wurde. Erst dann gingen wir zu den anderen ins Hotel und duschten. Es ist wunderbar, morgens im Sunset Marquee in Hollywood aufzuwachen, und ich hätte gerne noch länger dort gewohnt, aber wir mussten unseren Flug nach Austin in Texas erwischen. Für diese Zeit ist meine Erinnerung leider nicht besonders klar. Ich dachte eigentlich, wir wären von Kalifornien nach Arizona gefahren, aber jetzt weiß ich, dass es nach Austin ging. Bei solchen Tourneen, wo man
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