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Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Titel: Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß
Autoren: Oliver Hassencamp
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dachten, du könntest wenigstens auf der Luftpumpe pfeifen.“
    Stephan blieb ernst. „Schade“, sagte er. „Ich suche dringend einen Trompeter für meine Kapelle. Strehlau Klavier, Hans-Jürgen Flöte, Rolle Bass, Ottokar Schlagzeug und ich Akkordeon. Da fehlt uns ein kräftiges Blechinstrument.“
    Andi zog bedauernd die Schultern hoch. „Vielleicht schenkt mir mein Vater eine zu Weihnachten. Dann will ich’s gerne mal versuchen.“
    „Er versteht sich eben mehr auf leise Dinge. Zum Beispiel auf Anschleichen nach Indianerart“, scherzte Pummel und kroch auf allen vieren durchs Zimmer.

    Stephan winkte lässig ab. „Indianer! Was sollen wir hier mit nachgemachten Indianern?“
    Damit hatte er recht. Andi bedauerte überhaupt, je von seiner Vorliebe für Rothäute erzählt zu haben. Aber daran war Dampfwalze schuld. Wenigstens zum Teil. Dampfwalze, stärkster Mann auf der Burg, bester Speerwerfer und Zweitbester im Kugelstoßen, der überall mit seiner Leibgarde Klaus und Dieter auftrat, galt als nicht sehr zugänglich. Das hatte er bei seiner Kraft auch nicht nötig. Um so erstaunlicher war es, wie er sich Andis annahm. Hatte er sich anfangs für Rennräder und Radrennen interessiert, so waren es jetzt die Indianer.
    „Wir sind hier zwar Ritter“, sagte er. „Aber vielleicht kann man von den Indianern doch etwas lernen. Die machen alles so lautlos und täuschen ihre Gegner mit Finten. Das war mal was Neues für uns.“
    Andi war als Neuer jedem dankbar, der sich mit ihm befasste. Doch wenn es nach ihm ging, wenn niemand etwas von ihm wollte, dann saß er bei Mücke in der Redaktion und las in der Chronik.
    „Wie fühlst du dich denn so als radelnder Häuptling mit halber Ritterrüstung?“ fragte der kleine Lokalredakteur.
    „Wie meinst du das?“ Andi war gerade dabei, die ersten Seiten der neuen Nummer zu vervielfältigen.
    „Nur so“, sagte Mücke. „Ich sehe dich da manchmal mit Dampfwalze in der Gegend herumkriechen.“
    Andi hörte auf zu kurbeln. „Weißt du, ich finde es ja auch albern. Aber Dampfwalze behämmert mich dauernd wegen Indianertaktik, Anschleichen, Fallenstellen und so.“
    Mücke sah ihn prüfend an. „Ich wäre an deiner Stelle etwas vorsichtiger mit diesen Sachen.“
    „Ach Quatsch“, antwortete Andi. „Wenn mich einer was fragt, gebe ich Auskunft. Auch über Indianer. Das werden die Herren Ritter ja wohl noch erlauben.“
     
     
     

Die Macht der Feder
     
    Im großen und ganzen fügte sich Andi in die neue Ordnung ein. Er kam in der Schule gut mit, lief, wenn er dreimal irgendwo zu spät gekommen war, unaufgefordert nach Wampoldsreuthe und schrieb auch im Unterricht nicht ab. Da alle andern sich ebenso verhielten, fiel ihm die Umstellung gar nicht so schwer, wie er gedacht hatte. Das Getue der Ritter aber, vor allem der Ernst, mit dem sie betonten, anders zu sein als die Jungen in anderen Schulen, kam ihm immer noch ziemlich albern vor.
    Er musste tief geschlafen haben, denn als Pummel ihn wachrüttelte, wusste er zuerst gar nicht, wo er war. „Los, Andi, aufstehen! Du sollst in die Folterkammer kommen.
    „Ich?“ fragte Andi. „Was soll ich denn da mitten in der Nacht?“
    „Das wirst du schon sehen“, sagte Pummel und zog ihm die Decke weg. „Stephan hat mich beauftragt, dich zu wecken.“
    Wenn Stephan dahinter steckte, war das natürlich etwas anderes. Stephan war in Ordnung und außerdem der Vertraute von Schulkapitän Ottokar. Andi zog seinen Trainingsanzug über, nahm die Taschenlampe und machte sich auf den Weg. Was mochte Stephan nur von ihm wollen? Sollte es sich am Ende um einen der berühmten Streiche handeln, von denen es in der Schulchronik nur so wimmelte?
    Andi benutzte die Abkürzung über den Wehrgang und ein Kletterseil neben dem Burgfried und malte sich die kommenden Ereignisse in den rosigsten Farben aus. Schwungvoll öffnete er die schwere Eisentür der Folterkammer und trat ein.
    Da standen Stephan, Ottokar, Dampfwalze, Klaus, Dieter und Hans-Jürgen um den steinernen Richtertisch. Mücke saß auf der Streckbank und baumelte mit den Beinen. Alle trugen Trainingsanzüge und hielten Taschenlampen in den Händen. Andi hatte also recht vermutet: es handelte sich um einen Streich.
    Nähertretend stieß er mit dem Fuß gegen eine zwischen den Steinfliesen eingelassene Holzleiste. Ein Kasten an der Wand sprang auf, und ein Skelett mit einer Sense wippte grinsend heraus. Andi erschrak. Aber nur für eine Sekunde, bis er sich der entsprechenden
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