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Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter

Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter

Titel: Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter
Autoren: Stephanie Schneider Angelika Ullmann
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Jens versucht, mich zu beruhigen: »Wir brauchen unsere zuckersüßen Vorstellungen ja nicht gleich wegzuschmeißen. Laut Albert Einstein sind angeblich 90 Prozent des menschlichen Gehirns ungenutzt. Da wird sich auch in unserem Oberstübchen sicher noch eine freie Ecke finden, in der wir unsere unpraktischen Utopien zwischenlagern können.«
    Bevor wir die Kiste endgültig schließen, stopfe ich ganz oben noch das große Thema »Spontanität« mit hinein. Seit Jahren schwärme ich von der rosaroten Vorstellung, als Eltern »mal wieder völlig spontan dieses oder jenes machen zu können«. Dieser Anspruch an die Liebe junger Eltern ist ziemlich destruktiv, aber weit verbreitet:
    Spontanität wird in Beziehungen noch stärker überschätzt als Bärlauch-Pesto in der jungen deutschen Küche.
    Ein verheißungsvoller Begriff, doch er hält längst nicht immer das, was er verspricht. Wenn ich allein an das Wort »Spontangeburt« denke! Frieda kam erst elf Tage nach dem errechneten Termin zur Welt. Treppensteigen, Rizinusöl und Fensterputzen – meine Hebamme und ich hatten erfolglos alles probiert, um Großeltern, Freunde und zukünftige Patenonkel nicht länger auf die Folter zu spannen. Als ich dann endlich Wehen bekam, konnte von »spontan« schon lange keine Rede mehr sein.

    Vom Beziehungs-Gespenst »Spontanität« wollen Jens und ich uns zukünftig also nicht mehr einschüchtern lassen. Der heutige Kinoabend muss nicht unbedingt schlechter sein, nur weil wir ein halbes Jahr Vorlaufzeit gebraucht haben, um das Kindermädchen und Popcorn zu organisieren. Vermutlich werden wir den Film mindestens so genießen wie damals das Konzert der Red Hot Chili Peppers. Da haben wir schließlich auch Stunden vor dem Eingang ausgeharrt, um gute Plätze vor der Bühne zu bekommen, und als es endlich losging, fan den wir es umso toller. Fragen Sie mal Eltern von Kindern aus künstlicher Befruchtung: Geplantes Glück muss lange noch nicht das kleinere Glück sein!
    Bei Ihrem ersten gemeinsamen Date erlebten Sie ein Feuerwerk der Gefühle und dachten augenblicklich: »100 Punkte! Hauptgewinn!« Jetzt ändern Sie die Taktik. Solange der turbulente Familienalltag eine Vollzeit-Beziehung noch nicht wieder zulässt, sammeln Sie Kleinigkeiten, Nettigkeiten und kostbare Augenblicke:
    Werden Sie Sieger nach Punkten.
Ihr eine halbe Stunde zuhören (3 Punkte)
Ihm ein Kompliment machen (2 Punkte)
Morgens einen lieben Gruß auf dem Küchentisch hinterlassen (0,5 Punkte)
Ihr eine SMS ins Büro schicken (2 Punkte)
Sich auf offener Straße umarmen (4 Punkte)
Den Müll runterbringen (3 Punkte)
Mit zu Elmars Geburtstag gehen (20 Punkte)
Sich gemeinsam eine Pizza kommen lassen (2 Punkte)
Sich gemeinsam eine Pizza kommen lassen und sie bei TV-Berieselung im Bett essen (11 Punkte)
Sich eine Pizza kommen lassen und sie dann nicht essen, weil man trotz TV-Berieselung vor lauter ungezügelter Leidenschaft miteinander im Bett gelandet ist (156 Punkte). Was is’? Man wird ja wohl noch mal einen Witz machen dürfen, oder?
Sich ihr zuliebe die x-te Wiederholung von »Grüne Tomaten« angucken (15 Punkte)
Ihm zuliebe darauf verzichten, sich die x-te Wiederholung von »Grüne Tomaten« anzugucken (67 Punkte)
    Sehen Sie, an 100 Punkte kommt man schneller, als man denkt. Wenn Sie in diesem Tempo sammeln, ist Ihr Mann nächsten Freitag schon ein Hauptgewinn.

Gönnen Sie sich eine gemeinsame Vision

    Ein großer Mann mit einer kleinen Frau soll einmal gesagt haben: »Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.« Die Rede ist von John Lennon. Offensichtlich verstand er nicht nur eine Menge von Musik, sondern auch vom Wesen des Menschen. Wir sind nun mal als planende Kreaturen geschaffen. Gemeinsam positiv über die Zukunft nachzudenken, ist Balsam für die gestresste Beziehung:
    Gönnen Sie sich eine gemeinsame Vision.
    Vielleicht erscheint der Begriff »Vision« etwas hochgegriffen, aber schließlich ist dieser Ausdruck kein geschützter Begriff, der nur von Biobauern oder prominenten UNICEF -Beauftragten in Anspruch genommen werden darf.
    Visionen entstehen ganz einfach in jenen Momenten, in denen Jens und ich heute gemeinsam von der Zukunft träumen:
    Wunschzettel Nr. 31
Ein Wochenende in Prag
Zusammen zum Ärzte-Konzert fahren
Die Wohnung in der Michael-Ende-Straße einrichten
Sex im Fahrstuhl ausprobieren
Abends spazieren gehen
Pellkartoffel mit Knoblauchdip
Jens macht den Kabarettauftritt und ich die Plakate
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