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Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter

Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter

Titel: Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter
Autoren: Stephanie Schneider Angelika Ullmann
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selbst alleine und konnten frei entscheiden, wie sie leben und lieben wollten. Heute zählen wir eher zu Atlas und Emma. Die beiden sind Teil einer Gesellschaft, die es Eltern nicht immer ganz leicht macht.
    Kennen Sie die Geschichte von Atlas und Emma, die aus dem Paradies geflogen sind, weil sie sich nicht entscheiden konnten, von welcher der vielen leckeren Obstsorten sie als Erstes probieren sollten?
Gestatten, Emma: Natürlich bin ich nicht mehr die altmodische Eva, die nur im Garten Eden rumsteht und Apfelmus einkocht. Schließlich bin ich eine moderne und emanzipierte Frau. Die Welt steht mir offen. Das Leben fragt mich: »Was willst du? Du hast ein Recht auf alles.« Es bietet mir Kinder, eine gleichberechtigte Partnerschaft, Erfüllung im Beruf und gelebte Freundschaften. Ich antworte ihm: »Du sagst, ich habe ein Recht auf das alles? Also, wenn ich ehrlich bin, dann will ich … – alles!« Mein Wunsch wird erfüllt, versprochen ist versprochen, und im Laufe der nächsten Jahre bekomme ich alles: zwei Kinder, Lust auf gemeinsame Zeit mit Jens, interessante berufliche Angebote, Ansprüche an die Sauberkeit unserer Wohnung, Geburtstagseinladungen …
    Was dabei zu kurz kommt, sehe ich erst auf den zweiten Blick: Zeit, um einfach mal für mich zu sein. Zeit, um faul zu sein. Zeit für Freunde. Zeit für Jens. Zeit, um auch mal unsicher zu sein. Zeit zum Kranksein. Die Familienministerin hat einmal in einem Interview gesagt: »Wenn man gut organisiert ist, dann kann man das schaffen.« Ich bin das lebende Beispiel dafür, dass sie Recht hat. Aber ist »schaffen« wirklich das, was ich mir gewünscht habe?
Gestatten, Atlas: In einem Artikel wurde mein Mann einmal mit Atlas aus der griechischen Mythologie verglichen. Seltsam, dabei kannte die Autorin ihn gar nicht persönlich. Aber das Bild des »neuen Mannes«, der die ganze Welt auf seinen Schultern trägt, passt trotzdem sehr gut. Als moderner Papa nimmt er schließlich eine Menge auf sich. Er möchte ein Vater zum Anfassen sein und nicht bloß der Ernährer der Familie, der spät abends heimkommt und sich aus Erziehungsfragen heraushält. Auch die Spülmaschine und gefühlvolle Gespräche sind ihm nicht fremd. Früher kamen seine Artgenossen nach Hause, wenn es dunkel war, und ließen sich die Pantoffel bringen. Heute haben die Väter den Anspruch, trotz der gestiegenen Auftragslage pünktlich zum Kindergartenfest um 16:30 Uhr aus dem Büro zu kommen.
    Sie sehen, der gute Wille ist da. Atlas und Emma lieben sich, doch sie sind einfach zu müde und zu überfordert. Den ganzen Tag sind sie unermüdlich in ihrem Hamsterrad gelaufen, um alle zufriedenzustellen und ihren hohen Ansprüchen an sich selbst gerecht zu werden. Jetzt, wo die Kinder endlich im Bett sind, wünschen sich beide Verständnis und Unterstützung. Dummerweise geht es dem anderen ähnlich, und deshalb hat keiner Energie übrig, um den großen Verwöhner zu spielen. So sitzen sie dann manchmal beide da – abgekämpft, enttäuscht vom anderen und eigentlich beide sehnsüchtig auf Freundlichkeit, Anerkennung und Unterstützung wartend. Dabei zeigt sich deutlich:
    Wir haben keine Beziehungsprobleme, sondern ein Gesellschaftsproblem!
    Eigentlich bin ich ja froh, dass die Ansprüche gestiegen sind. Ich bin den Frauenrechtlerinnen aus den Siebzigern sehr dankbar für ihren Kampfgeist. Aber hätten Alice Schwarzer & Co. allen emanzipierten Paaren nicht noch den gesetzlichen Anspruch auf eine Haushaltshilfe erkämpfen können? So nach dem Motto »Mein Bauch gehört mir, aber im Kampf gegen die Wollmäuse überlasse ich die Entscheidungsgewalt gerne einem jungen Hausangestellten«? Und hätten mit den Vatergefühlen unserer Männer nicht auch die ihrer Chefs wachsen können, damit sie auf der Teambesprechung erklären: »Herr Schumann kann heute nicht zur Sitzung kommen. Die vorweihnachtliche Situation im Kindergarten erfordert seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit.«
    Es ist nicht fair, meinem Mann anzulasten, dass die gesellschaftliche Situation noch nicht so modern ist wie er. Auf jeder Jahreshauptversammlung wird als Erstes der Vorstand entlastet. Warum also nicht auch in meiner Beziehung? Das Einzige, was ich Jens im hektischen Familienalltag unterstellen sollte, ist sein guter Wille und dass ihn die unzähligen Ansprüche seiner Umwelt manchmal ebenso überfordern wie mich.
    Gerne hätte ich Ihnen den Blick meines Mannes gezeigt, als ich ihm dieses Kapitel zum Probelesen gab. So dankbar habe ich
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