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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman
Autoren: Luchterhand
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der Soldatin zu, die auf der Veranda standen, vertieft darin, Nachrichten mit ihren Mobiltelefonen zu versenden. Da senkte sich die Braue, und sein Mund dehnte sich zu einem Lächeln. Einer seiner Berater fragte: »Aber befindet sich die Armee nicht in der Verantwortlichkeit des Sicherheitsministeriums?«
    »Tut sie, ja und? Aus Sicht des Sicherheitsministeriums wurde der Stützpunkt geräumt. Aus Sicht der Armee gibt es hier Juden und daher auch einen Wachposten und Soldaten.« Er spähte zu Hauptmann Omer hinüber, der jetzt in ein Gespräch versunken war. »Die Siedlungssektion der zionistischen Organisation hat das mit dem Landwirtschaftsbetrieb geregelt. Dazu sind keine staatlichen Genehmigungen erforderlich. Sie haben sich auch über die Zivilverwaltung um einen Generator gekümmert, und die Armee hat für Wasser gesorgt. Das Wohnraumbeschaffungsministerium hat über Amidar die meisten Wohnwagen geliefert. Die rechte Hand hat keine Ahnung, was die linke macht. Zu unserem Glück.« Otniel lächelte, während Josh seine Worte auf Englisch wiedergab. Auch Chilik lächelte, trank einen Schluck Nescafé und stellte das Glas vorsichtig auf dem Tisch ab.
    Als sie aus dem Haus traten, begutachtete der Millionär die Verkleidung mit dem Jerusalemer Stein an den unteren Wandhälften des Wohnwagens aus der Nähe und schüttelte staunend den Kopf. Hauptmann Omer versuchte wieder, Otniel etwas zu sagen. »Noch fünf Minuten, und wir sind hier fertig, glauben Sie denn, wir sind nicht wild darauf, das zu beenden?«, zischte Otniel.
    Sie passierten den Wachturm und den Wasserturm und kehrten zu der neuen Spielplatzanlage zurück. »Was ist das? Was ist dort los?«, fragte der reiche Mann plötzlich, den Finger zu einem der Gebäude ausgestreckt. Alle wandten den Blick und sahen den Wohnwagen von Elazar und Jenia Freud, der von Kopf bis Fuß wie von Parkinson befallen vibrierte, der tanzte und bebte gegen den verdämmernden Himmel.
    »Ahh!«, sagte Otniel Asis. »Man muss wissen, wenn der Wohnwagen zittert und sich alles darin bewegt, dann ist das kein Erdbeben, sondern eine Waschmaschine!« In dem Moment, in dem die Übersetzung an seine Ohren gedrungen war, brach Mamelstein in schallendes Gelächter aus, das alle ansteckte und sogar ein Lächeln auf die Lippen des Armeeoffiziers zauberte.
    »I must tell Norma about this!«, verkündete der Amerikaner und klatschte sich auf den Schenkel.
    Alle verabschiedeten sich unter gegenseitigen Danksagungen, Umarmungen und Küssen, die Gäste stiegen in die Fahrzeuge und entschwanden in einer Staubwolke. Der Korrespondent der Washington Post , Jeff McKinley, entschlüpfte zu Fuß in Richtung Siedlungstor. Er hatte daran gedacht, Mamelsteins Leute um eine Mitfahrgelegenheit zu bitten, war jedoch zu dem Schluss gekommen, es sei möglicherweise vorteilhafter, wenn sie nicht erfuhren, wer er war.
    »Jetzt, mein Freund«, wandte sich Otniel an Hauptmann Omer Levkovitsch, »können Sie uns sagen, was Ihnen so auf der Zunge brennt.« Er schaute den hellhaarigen Offizier mit dem weichen Blick an.
    Omer öffnete die Aktentasche, die er unter seinem Arm trug. »Wir haben hier«, er hielt ihm ein Dokument hin, »einen Flächendemarkationsbefehl, den der Befehlshaber des Zentralkommandos ausgestellt hat.«
    »Ein Flächendemarkationsbefehl? Was Sie nicht sagen.« Otniel beäugte misstrauisch das Papier. »Was ist das?«, schloss sich Chilik an und warf einen Blick auf das Blatt in Otniels Hand.
    »Ein Flächendemarkationsbefehl«, bestätigte der Kommandeur und fuhr fort, da er genau wusste, was in den Köpfen der erfahrenen Siedler ihm gegenüber ablief. »Keine Einstellung illegaler Bautätigkeit. Nicht von der Zivilverwaltung. Kein Abriss einzelner Gebäude – ihr wisst, dass gegen eure Wohnwagen bereits seit Jahren solche Verfügungen bestehen und sie keiner in die Tat umsetzt, weil man weiß, dass ihr stattdessen andere herschaffen würdet. Deswegen hat man einen Flächendemarkationsbefehl ausgestellt. Nicht die Gebäude, sondern das gesamte Areal muss geräumt werden. Alle Einwohner. Alles bewegliche Hab und Gut. Und Abriss aller Bauten. Was meinen Sie denn, dass die rechte Hand keine Ahnung hat, was die linke macht?«
    Otniel las den Befehl:
    Acht Tage nach dem Zeitpunkt der Bekanntmachung dieser Ankündigung hat jede Person, die sich im Gebiet der Deklaration aufhält, dieses zu verlassen. Mit Bekanntmachung dieser Deklaration treten die Verbote jedweder Bautätigkeit in dem deklarierten
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