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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung
Autoren: Burk Michael
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dankbar auf ihm. »Schön, daß du gekommen bist.« In ihren Augen standen Tränen der Freude.
    Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und lächelte ihn dankbar an. »Man analysiert also heute Proben Zelle für Zelle?«
    »Ja. Je Gewebeprobe genügt eine Analyse von fünfzigtausend bis hunderttausend Zellen.« Als sie ihn ungläubig ansah, ergänzte er: »Du mußt wissen, daß ein Kubikmillimeter einer Probe ungefähr fünf Millionen Zellen enthält. Von einem Abstrich kann man etwa eine Million Zellen beobachten, und bei einer Nadelbiopsie sind es ein paar hunderttausend.«
    Er merkte, daß sie mit diesen Zahlen nichts anfangen konnte, und wechselte das Thema: »Die wirkungsvollste Therapie aber kann der Patient selbst vollziehen. Sie besteht aus Zuversicht, Mut und Zähigkeit.«
    »Glaubst du das wirklich?« fragte sie unschlüssig.
    »Ja«, antwortete er mit fester Stimme.
    Über dieses Thema unterhielten sie sich noch eine lange Zeit. Er legte ihr dar, daß Resignation, Ängstlichkeit und Schwermut die stärksten Verbündeten einer Krebskrankheit darstellen und daß unbeugsamer Optimismus, Durchhaltevermögen und Furchtlosigkeit die wirkungsvollsten Waffen gegen diese Krankheit sind, die ein Patient mit einbringen kann.
    Sie sprachen über ihre Mutter Phila, tauschten Erinnerungen über Monroe aus, waren auf einmal bei Patrick Hamilton, und Jennifer gestand, daß sie sich bei ihm über ihre Zuneigung nicht im klaren war.
    »Hat er sich in den letzten Tagen nicht als echter Freund erwiesen?« fragte Louis leise.
    »Vielleicht sperre ich mich nur gegen meine Gefühle«, antwortete sie, und über ihr Gesicht huschte ein erleichtertes Lächeln.
    Dann erzählte sie, daß er gerade versuche, die Tasche mit dem Superfexon ausfindig zu machen, und Louis sagte: »Patrick ist ein besonderer Mann.« Er meinte es anerkennend.
    Sie hatten sich noch sehr viel zu erzählen, und Louis Hornberger brachte das Gespräch absichtlich mehr und mehr auf belanglose Themen. Als eine der Schwestern hereinkam, um Jennifer Tee zu servieren, brach Louis auf.
    Beim Abschied lagen ihre Hände lange ineinander. »Ich wünsche dir das Beste.« Er setzte betont aufgeräumt hinzu: »Stimmt es, daß Tänzerinnen besonders widerstandsfähig sind?«
    Sie hörte nicht hin, ihr Blick war ernst. »Warum sollte Coblence von einer Unsicherheit getrieben worden sein?« Ihre Stimme klang klein, und sie setzte hinzu: »Hätte er dann nicht fahrlässig gehandelt?«
    »Nein«, antwortete er überzeugend, »ein gewissenhafter Arzt muß bei einer Analyse stets auf der sogenannten sicheren Seite bleiben. Das heißt in unserem Fall soviel wie: Krebszellen müssen auf jeden Fall entdeckt werden, sogar auf die Gefahr hin, daß manchmal versehentlich gesunde Zellen als Krebszellen angesehen werden könnten.«
    »Ich danke dir, Onkel Louis, daß du mir das gesagt hast.« Sie legte sich beruhigt auf das Kissen zurück.
    »Ich melde mich wieder.« Noch ein herzliches Lächeln, dann war er aus der Tür.
    Sie schloß aufatmend die Augen und war voll tiefer Dankbarkeit für seinen Besuch.

26
    Das Harkness House for Ballett Arts war, im Gegensatz zu vielen anderen kleinen Tanzstudios in der Stadt, ein wahrhaft vornehmes Unternehmen. Allein die hochherrschaftliche Lage, an der von Bäumen begrenzten Fünfundsiebzigsten Straße der Upper East Side zeugte schon von Exklusivität.
    Die dreistöckige Villa. Vor dem Eingang die Markise über dem Gehsteig, mit schwarzem Dach und blauem Himmel. Die verglaste schwere Eisengitter-Flügeltür. Das Entree. Die zweite gläserne Flügeltür. Das Foyer. Der Fußboden mit den großen schwarzen und weißen Karos. Linkerhand der Tisch des Empfangs. Rechts die deckenhohe Hinweistafel. Geradeaus der glasüberdachte Flur, dessen Wände moderne Bilder zierten, an denen vorbei man zum Trainingsraum gelangte. Das ganze Haus strömte vollkommene Ruhe aus.
    Patrick hatte hier einmal einen Vortrag als Sponsor des Hauses gehalten, hatte über die Verbindung der Künste mit der Wirtschaft gesprochen. Er hatte die Atmosphäre dieses Hauses von Anfang an geliebt.
    Aber nie hätte er geahnt, daß er dieses Haus einmal als Fluchtweg benützen würde, verfolgt von einem bewaffneten Cubaner, der ihm das zur Zeit begehrteste Arzneimittel der Welt abjagen wollte. Verrückt! schoß es ihm durch den Kopf, seine Situation war einfach verrückt!
    Nachdem er Zenon Menendez in Fridkins Büro niedergeschlagen hatte und in letzter Sekunde vor Cesar
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