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Auf einem Maskenball verführt

Auf einem Maskenball verführt

Titel: Auf einem Maskenball verführt
Autoren: TESSA RADLEY
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Das hieß aber gleichzeitig, dass er den Kontakt zu seiner Schwester doch nicht abgelehnt hatte, so wie Kay und Phillip ihr erzählt hatten. Unsicher fragte sie: „Aber ihr habt mir doch gesagt, er wollte keinen Kontakt zu mir aufnehmen, damit seine Geschwister nicht erfahren, dass er adoptiert ist?“
    „Das war gelogen, Alyssa. Es tut mir unendlich leid“, sagte Kay voll ehrlicher Reue.
    Alyssa schluckte die bitteren Worte hinunter, die ihr in den Sinn kamen, und senkte den Blick. Sie hatte Kay vertraut, mit ihr geredet, gelacht und geweint. Und nun stellte sich heraus, dass sie und Phillip mit ihren Lügen verhindert hatten, dass die Geschwister jemals zusammenfanden.
    „Mom!“, rief Megan, die ebenfalls wieder auf ihrem Platz saß. „Wie konntet ihr so etwas tun?“
    „Wir hatten Angst, Roland würde sich von uns abwenden. Ihr könnt mir glauben, wenn ich gewusst hätte, dass er sterben muss … dass Alyssa nie die Chance bekommt, ihn kennenzulernen … Deshalb habe ich sie sofort angerufen, als er im Sterben lag. So konnte sie sich wenigstens von ihm verabschieden.“
    Erschöpft barg Kay den Kopf an Phillips Schulter. Er legte den Arm um seine Frau und sagte: „Inzwischen hat Kay Alyssa in ihr Herz geschlossen. Darum wollten wir mit der Wahrheit nicht mehr hinter dem Berg halten.“
    Also hatte Joshua seinen Eltern nichts gesagt … Seltsamerweise fühlte sich Alyssa nicht in dem Maße erleichtert, wie sie erwartet hatte. Genau wie die drei Saxon-Geschwister war sie ziemlich durcheinander. Megan war anzumerken, dass sie mehr erfreut als entsetzt war. Heath schaute interessiert zu ihr herüber – und Joshuas Miene wirkte undurchdringlich.
    Als Kay sich wieder erhob, um nacheinander ihre Kinder zu umarmen, stahl sich Alyssa unauffällig davon. Sie wollte in ihrem Zimmer in Ruhe über alles nachdenken.
    Joshua betrat ihr Zimmer, als Alyssa hinaus ins nächtliche Dunkel blickte. Auf dem Bett lag bereits ihre Reisetasche.
    „Warum willst du abreisen?“
    Beim Klang seiner Stimme wandte sie sich um. Er sah unglaublich attraktiv aus – und dabei so angenehm vertraut. Aber wie konnte er nur so etwas fragen? Konnte er sich nicht vorstellen, wie aufgewühlt sie war? Nach dem, was sie gerade erfahren hatte. „Ich glaube, wir brauchen alle etwas Zeit. Morgen früh fahre ich.“
    Ein Teil von ihr wünschte sehnlichst, er würde versuchen, sie aufzuhalten und zum Bleiben zu überreden. Als sie Joshua betrachtete, sah sie Besorgnis in seinen Augen und auch Verärgerung. Doch das Gefühl, nach dem sie sich am meisten sehnte, vermisste sie. Noch nicht einmal Leidenschaft konnte sie in seinem Blick erkennen.
    Es war einfach zu viel passiert. Sie war verrückt gewesen, jemals zu glauben, dass ihre Beziehung eine Chance haben könnte.
    „Ja, vielleicht hast du recht“, erwiderte er. „Komm, wir nehmen einen Schlummertrunk.“
    „Ja, gute Idee. Gegen eine Tasse Tee habe ich nichts einzuwenden.“
    Zusammen gingen sie zu seinem Apartment und in das Wohnzimmer, das er bis vor Kurzem mit Roland geteilt hatte. Als Alyssa auf dem Ledersofa Platz genommen hatte, ging Joshua durch den Torbogen in die Küche und kam kurz darauf mit Tee für Alyssa und Kaffee für sich wieder.
    „Meine Eltern hätten Roland nicht belügen dürfen.“
    „Stimmt.“ Sie nahm die Tasse entgegen und fügte hinzu, als ihr klar wurde, dass er auf seine Eltern wütend war, nicht auf sie: „Was glaubst du, wie oft ich mir gewünscht habe, ich hätte deiner Mutter nicht versprochen zu schweigen.“
    „Natürlich musstest du dein Wort halten. Deine Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe machen dich zu einem besonders wertvollen Menschen. Sogar Tommy Smith wolltest du verteidigen, weil du dachtest, er wäre zu Unrecht entlassen worden.“
    „So hat er es dargestellt“, sagte Alyssa, als er sich neben sie setzte. „Ich wollte dir die Gelegenheit geben, die Dinge aus deiner Sicht zu schildern, aber du hast nicht zurückgerufen.“
    „Ich weiß. Es war einfach ein ungünstiger Zeitpunkt – du weißt ja: wegen der Lese. Und außerdem hatte es in den Wirtschaftsgebäuden gebrannt …“ Er atmete tief ein und strich ihr übers Haar. „Wie schade, dass Roland dich nicht kennengelernt hat. Er hätte dich gemocht. Du bist mutig, nennst die Dinge beim Namen und bist gerecht.“
    Tief bewegt von seinen anerkennenden Worten, sagte Alyssa: „Danke. Das ist wirklich lieb von dir …“
    „Ich sage nur die Wahrheit.“ Als er sie diesmal in die Arme nahm,
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