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Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Titel: Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet
Autoren: Axel Petermann
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Freundes: »Ich würde ja sowieso mit jedem ins Bett gehen, wie das Huren so machen. Nur mit ihm nicht. Dabei hab ich ihn kein einziges Mal betrogen.«
    Die Tat beginnt bei einem späten Frühstück am Wochenende, für das Cora Walden Brötchen, Wurst, Jägermeister und Bier eingekauft hat. Stunden später ruft Cora Walden bei der Polizei an und teilt aufgeregt mit, dass ihr Freund vor wenigen Minuten erstochen wurde.
    Als ich gegen 23 Uhr an ihrer Wohnungstür klingelte, erwartete mich neben meinen Kollegen der Schutzpolizei eine angetrunkene, aber dennoch sehr beherrschte Cora Walden. Es war schon ein ungewöhnlicher Auftritt der Frau: grell geschminkt, toupierte rote Haare, frisch lackierte rote Fingernägel. Dazu eine weiße Bluse, ein enger schwarzer Rock – beides anscheinend frisch gebügelt aus dem Schrank – und hochhackige rote Schuhe. Mit einem saloppen Fingerzeig deutete sie hinter sich und sagte: »Dort liegt er.«
    Tatsächlich lag »dort« Rolf Erler auf dem Fußboden und zeigte die typischen Spuren einer notärztlichen Versorgung. Rettungssanitäter und der Notarzt hatten sich auf Cora Waldens Behauptung verlassen, die Tat sei erst vor wenigen Minuten passiert, und Rolf Erler vom Balkon der Wohnung ins Wohnzimmer getragen und ihn etwa eine Stunde lang zu reanimieren versucht. Eine vergebliche Anstrengung, denn Rolf Erler war, wie ich an den Leichenerscheinungen erkennen konnte, seit mehreren Stunden tot.
    Ich schaute mir den Toten näher an. Die rechte Halspartie war von Stichen übersät, die seine rechte Halsschlagader und die umliegende Haut nahezu perforiert hatten. Dabei war das Blut fontänenartig über den mit Gläsern und Tellern für drei Personen gedeckten Frühstückstisch und Stühle gespritzt. Von dem Tisch führte eine breite Blutspur zur Balkontür und zurück bis zur Leiche.
    Als ich Cora Walden auf das Tatgeschehen ansprach, erklärte sie mir, dass sie nicht wisse, wie der Täter heiße. Ein früherer Arbeitskollege ihres Freundes, der überraschend zu Besuch gekommen sei. »Zu dritt haben wir seit Mittag gefrühstückt und auch was getrunken. Plötzlich fangen die Männer grundlos an zu streiten. Waren ja besoffen. Dann hat er zugestochen. Als Rolf sich nicht mehr rührte, hat der Kerl ihn auf den Balkon gezerrt und mir gedroht, auch mich abzustechen, wenn ich die Polizei rufe. Ich habe noch ein paar Minuten gewartet und dann doch telefoniert.«
    Eine scheinbar logische Geschichte, doch Cora Waldens Erklärungen stießen bei mir auf Skepsis: nicht nur wegen der Diskrepanz zwischen der von ihr genannten Tatzeit und den Leichenerscheinungen, sondern auch wegen ihres Äußeren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie so gestylt den ganzen Tag gefeiert und bei diesem Tatablauf kein Blut an ihrer Kleidung haben konnte.
    Ich bat Cora Walden, mich zu begleiten, um die näheren Einzelheiten zu protokollieren. Bei ihrer anschließenden detailreichen Vernehmung in meiner Dienststelle verwickelte sich Cora Walden recht schnell in Widersprüche. Als dann meine Kollegen vom Erkennungsdienst in der Waschmaschine und auch in einer Wäschetruhe, sorgsam unter anderer Kleidung verborgen, blutige Kleidungsstücke von ihr fanden, gestand Cora Walden, den ehemaligen Arbeitskollegen erfunden und Rolf Erler mit einem auf dem Tisch liegenden Kartoffelschälmesser erstochen zu haben: »Der ist mir mit seinen doofen Sprüchen echt auf die Nerven gegangen. Ich wollt ihn nicht töten. Wollt ihm nur zeigen, dass ich nicht mehr kann. Als ich das Blut sah, war ich total durcheinander. Ich bin doch kein Serienkiller, der jeden Tag einen mit dem Messer absticht.« Auch gab Cora Walden zu, dass sie Rolf Erler auf den Balkon gezogen und sich nach der Tat geduscht, umgezogen und geschminkt hatte, um den Verdacht von sich abzulenken. Für die vielen Stiche hatte die Frau keine Erklärung und konnte sich auch nicht daran erinnern. »Ich weiß nur noch, dass er so merkwürdig ruhig war und sich nicht wehrte.«
    Auf dem blutbesudelten Tisch fanden die Spurensucher einen von Cora Walden geschriebenen und ebenso blutigen Zettel:
    Er ist betrunken, tu endlich was.
    Diese Zeilen wirkten auf mich wie eine Verabredung zum Mord. Doch für wen hatte Cora Walden die Aufforderung geschrieben? Bei den weiteren Ermittlungen rückte ein gerade einmal zwanzig Jahre alter Mann in den Fokus der Überprüfungen, der so gar nicht zu Cora Walden passte und den sie in einer Kneipe kennengelernt hatte. Er bestätigte mir in einer
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