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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger
Autoren: Stefan Wolf
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unterbrach die Verbindung.
    Gaby hatte mitgehört und dabei so dicht neben ihm gestanden, dass ihre Haare seinen Hals kitzelten. Schon deshalb hätte er gern noch längere Zeit mit Voigt telefoniert; aber der war drauf und dran gewesen, unbequeme Fragen zu stellen.
    »Du!«, meinte sie. »Wollen wir hinfahren und sehen, was passiert? Es ist nicht weit.«
    »Meinetwegen. Aber Voigt darf mich auf keinen Fall entdecken.«
    Mühlenweg – das klang so romantisch. Aber der Name musste herhalten für eine hässliche Gasse, an der längst keine Mühle mehr stand. Die Anwohner hatten ziemlich oft mit der Polizei zu tun. Und wer nicht hierher gehörte, mied die Gegend – besonders bei Nacht.
    Tarzan und Gaby versteckten sich hinter einem Schuppen.
    Von dort beobachteten sie, wie Minuten später ein Streifenwagen heranrollte. Er hielt vor Haus Nr. 13. Erich und sein Kollege Otto stiegen aus. Offenbar rechneten sie damit, dass Ferdinand Kaufmann Fersengeld gab. Denn Erich lief sofort durch den Garten zur Rückseite des Hauses, während Otto an der Eingangstür klingelte.
    Niemand öffnete ihm. Aber hinter dem Gebäude entstand Lärm.
    Dann kam Erich zurück – aber nicht allein. Er führte Kaufmann ab. Offenbar hatte der sich gegen die Festnahme gesträubt. Denn er trug Handschellen und widersetzte sich auch jetzt noch. Er trat um sich. Erst als Otto ebenfalls zugriff, konnten sie ihn in den Streifenwagen verfrachten.
    Gaby beobachtete den Vorgang mit großen Augen.
    »Der weiß, weshalb er sich sträubt«, sagte Tarzan. »Wenn er anhand der Fingerabdrücke überführt wird, ist sein Einbruch bewiesen. Fragt sich nur, ob er Schlitzer verrät und sagt, weshalb er die Schlange stehlen sollte.«
    Auf dem Heimweg bummelten sie. Gaby erzählte, dass sie am Spätnachmittag bei Dr. Habel, dem Tierarzt, angerufen hätte, bei dem ja auch Oskar, wenn ihm mal was fehlte, in Behandlung war.
    Sie hatte sich nach Rex, dem Blindenhund des Herrn Aurig, erkundigt.
    »Stell dir vor! Rex geht’s schon viel besser. Er wird bald ganz gesund sein. Herr Aurig ist glücklich.«
    »Das freut mich aber riesig. Dann war ja die Rettungsaktion nicht umsonst.«
    Sie kamen an einer Tierhandlung vorbei. Vor dem Schaufenster blieben sie stehen. Das Geschäft hatte geschlossen, aber man konnte hineinblicken. Papageien und Kanarienvögel saßen in ihren Käfigen. In einem Verschlag spielten junge Hunde, Rauhaardackel, Pudel und Zwergschnauzer waren unter den Welpen.
    »Sind die nicht goldig!«
    Gabys Atem schlug sich auf der Scheibe nieder. So dicht stand sie davor. Dann entdeckte sie die Katzen. Sie waren noch kleiner und jünger als die Welpen und hatten sich in einem großen Korb aneinander gekuschelt.
    »Siamkatzen«, sagte Tarzan.
     
    »Als Oma Mühels Paulinchen klein war, sah es sicherlichgenau so aus. Weißt du was, Tarzan! Wenn Paulinchen tatsächlich tot ist, schenken wir der alten Frau eine junge Siamkatze. Wir kaufen eine. Hier! Wenn Karl und Klößchen mitmachen und wir unser Erspartes zusammenlegen, reicht die Summe bestimmt. Einverstanden?«
    »Klar!«, sagte er sofort. »Das machen wir. Eine prima Idee!« Zwar hatte er mit seinen Taschengeldrücklagen – zur Zeit knapp 50 Mark – andere Pläne gehabt. Aber die neuen Turnschuhe konnten warten, wenn es darum ging, einer armen, alten Frau eine Freude zu machen.
    »Du bist so nachdenklich?«, fragte Gaby, nachdem Tarzan minutenlang auf der Unterlippe gekaut, aber nichts gesagt hatte.
    »Ich musste einen Entschluss fassen. Jetzt steht er fest.« »Wegen der Siamkatze?«
    »Wegen der Vogeljäger. Morgen Früh, Gaby, rufe ich Erich Voigt an. Ob Kaufmann überführt wurde. Ob er geständig ist. Vor allem, ob er verraten hat, wozu er die Schlange stahl. Wenn Schlitzer und Rosinski sowie Picheritzki durch seine Aussage aufgeflogen sind, ist alles in Butter. Das wäre dann das Ende dieser Tierjägerbande. Wenn Kaufmann seine Komplizen aber nicht verraten hat, gehe ich in die Höhle des Löwen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich sehe mich bei Herrn von und zu Picheritzki um.« »Wie das?«, staunte Gaby. »Einfach so? Unter welchem Vorwand? Ob er dich ins Haus lässt?«
    »Ich überliste ihn. Ich behaupte, ich wäre Schlitzers neuer Gehilfe und brächte eine besondere Rarität, eine Seltenheit. Ein ausgestopftes Tier, natürlich.«
    »Aber woher, um Himmels willen, willst du das nehmen?«
Er lächelte. »Das leihe ich mir aus. Im Biologie-Zimmer steht seit Kurzem eine ausgestopfte Ginsterkatze. Wenn die
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