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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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steilen Weges ankam, also ehe er ihn hinauflief?
    Ein Schauder rann ihm über den Rücken, ein langer, endloser Schauder, ehe er in Richtung ihres Bettes zu sprechen begann: »Sarah, wenn er nicht hochkommen sollte zu dem Felsen, wo ich auf ihn warte, dann hast du ihn gewarnt. Aber wenn du ihn warnst, und er kommt doch, und mit einem Messer, dann wünschst du meinen Tod!«
    Ihre Antwort war ein leises Schluchzen. Doch konnte er eine andere Reaktion erwarten bei diesem furchtbaren Stand der Dinge? Im letzten Akt der Vergeltung war er auf sich allein angewiesen, ihre Hilfe konnte er sich nur noch durch Zwang verschaffen, auf keine andere Weise.
    Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, sein Gehirn schien rastlos zu sein, türmte immer neue mögliche Hindernisse auf, die seinen Plan vereiteln konnten. Als er müde wurde, wagte er nicht zu schlafen, und so dachte er unentwegt an Manu; wenn er das tat, würde er wach bleiben, gewiss.
    Sarah lag reglos in ihrem Bett, auch ihren Atem vernahm er nicht, vielleicht wollte sie auch nur einen tiefen Schlaf vortäuschen, lauschte aber, ob er selber schlief, da aber würde sie vergeblich warten.
    Später sah er seine Tochter, es waren Erinnerungsfetzen, die ihm rasch entglitten, die mit ihrer Geburt begannen, als sie in Sarahs Armen lag, sie drei Jahre später zeigten, im Krankenhaus, als sie die Ärmchen nach ihm reckte, dann sah er sie mit der Zuckertüte, die beinahe so groß war wie sie selbst, er sah sie beim wilden Toben am Strand und beim Spiel mit der Theatergruppe, es waren Bilder ihres ganzen Lebens, denn mehr Jahre waren ihr nicht vergönnt gewesen, weil ein Mann abrupt ihr Leben beendete, ein Mann, der Emmerlein hieß.
    Emmerlein …
    Dieser Name allein genügte, um nicht einzuschlafen, um wach zu bleiben und die Stunde der Rache ungeduldig zu erwarten.
    Mit geballten Fäusten lag er nun im Bett, und sein Herz klopfte heftig, als er Manus Grabstein sah, mit den immer frischen Blumen in der dunkelblauen Vase.
    Er lag hellwach. Sein Herz begann nach einer Weile wieder ruhiger zu schlagen, aber seine innere Anspannung war zu groß, so dass er dem Schlaf ohne Mühe entgehen konnte.
    Auf dem Flur knarrten Dielen, jemand stieg hinab zu den Toiletten, betätigte nach einer Weile die Wasserspülung, warf die Tür laut zu und kam die Treppe wieder herauf.
    Sarah lag noch immer reglos, doch dass sie tatsächlich schlief, glaubte er nicht.
    ›Wenn sie ihn warnen will, muss sie es in dieser Nacht tun‹, sagte die Stimme in ihm, ›bevor er den Weg morgen hinaufläuft, wird sie es nicht mehr wagen. Ihre einzige Chance sind die wenigen Stunden dieser Nacht. Nur jetzt könnte er noch fliehen. Aber die Stunden verrinnen, Minute um Minute.‹
    Fest presste er die Lippen aufeinander. In diesen Stunden bräuchte er Sarahs Hilfe, auch wenn es nur ein Trost wäre, jetzt hätte er gerne Arm in Arm mit ihr gelegen, ihren Körper gespürt, ihren Zuspruch, vielleicht auch nur ihre Hand gehalten. Kraft hätte er schöpfen können, so aber lag er ruhelos, von Gedanken gequält, von Zweifeln, von einer Ungewissheit vor einem Kampf, dessen Ausgang nicht vorhersehbar war, denn wenn ihm der Angriff mit dem Messer nicht gelingen sollte, würde er einem jungen Mann gegenüberstehen, der wusste, dass es um sein nacktes Leben ging, der alle Kräfte mobilisieren würde, die er besaß. Ein geworfenes Messer aber ist wie ein tödlicher Blitz, es gibt keine Abwehr. Doch wenn er ihn verfehlte? Dann würde es zum Kampf kommen, Mann gegen Mann, den nur der Sieger überlebte. Um das nackte Leben ging es morgen gewiss für sie beide.

    Er vernahm ein Rascheln und er lauschte mit angehaltenem Atem. Aber es geschah nicht das Geringste, Sarah blieb in ihrem Bett, und so grübelte er weiter, und quälende Gedanken wogten wieder in seinem Hirn, die über ihn herfielen wie hungrige Wölfe.
    Wenn es ein vorherbestimmtes Schicksal gab, was er im eigentlichen Sinne ausschloss, konnte es denn da überhaupt eine Warnung geben, wenn sie doch nicht von Nutzen war? Und wenn ja, war das Schweigen des Alten eine Warnung gewesen oder die seltsame Möwe, die er mehrmals gesehen hatte an verschiedenen Orten, oder vielleicht dieses Bild der Wolken, die in einem blutigen Himmel schwammen oder die Vision, als er selbst, als Toter, im Kofferraum lag und Sarah an der Seite Emmerleins saß? Oder konnte der Einzelne nicht doch selbst sein Schicksal bestimmen, so, wie er den Weg an einer Kreuzung wählte? Wenn zum Beispiel
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