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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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einen Balken im Sand, den er zu den Grasdünen trug. Mit Blattpflanzen markierte er den Schulterbereich unter dem das Herz schlug und in den er das Messer warf, wieder und wieder. Er beherrschte den Wurf beinahe so gut wie damals, bei den Fallschirmjägern. Ein Fallschirmjäger blieb man wohl immer, sein Leben lang.
    Beruhigt ging er zur Straße zurück. Ehe er wieder in sein Auto stieg, prägte er sich die Stelle ein, wo er halten musste, um dann die Grube zu finden, ohne lange suchen zu müssen.
    So rasch er nur konnte, fuhr er zurück, immer hoffend, dass die Polizei auf dieser Insel ihn nicht blitzen würde, von einer Unruhe erfüllt, die quälend war und immer quälender wurde, je länger die Abwesenheit vom Geisterdorf währte.
    Als er das Fenster öffnete, flog ein Schwarm Möwen im Tiefflug über sein Auto hinweg und es war ihm, als lachten sie ihn aus, schrill und gellender, als er es je zuvor vernommen hatte, es war ein ihn quälendes Lachen, das nicht vergehen wollte, und er hasste es.

    Er gönnte sich eine kurze Rast, schloss die Augen, atmete tief ein und stieß die Luft wieder aus den Lungen.
    Und dann sah er sie, eine ungeheuerliche, eine groteske Vision, die seinen Puls heftiger schlagen ließ: Er selbst lag tot im Kofferraum seines Wagens, den Emmerlein zu den Sanddünen vor Bleik steuerte, und Sarah saß neben ihm!
    Seine Hände begannen zu zittern, er rieb sich die Stirn, auf der Schweiß stand, kalter Schweiß, und sein Herz klopfte ihm bis zum Hals.
    »Dich packt noch der Wahnsinn«, sagte er zu sich selbst, »wenn du ihn nicht unverzüglich tötest. Es darf keinen Aufschub mehr geben!«
    Er wagte nun nicht mehr die Augen zu schließen, da ihn die Furcht erfüllte, diese grässliche Vision noch einmal zu sehen, die seinem überhitzten Gehirn entsprungen sein musste. Doch sollte er sie auch als Warnung auffassen? Aber warum nur? Er würde hinter dem Felsblock lauern, Emmerlein aber an ihm vorbeihetzen, keuchend, weil er den steilen Aufstieg gerade überwunden hatte. So kam er von hinten an ihn heran und konnte das Messer werfen. Von dieser Möglichkeit des Angriffs aber wusste Sarah nichts, von ihr konnte Emmerlein, wenn er gewarnt worden war, nichts wissen. Emmerlein würde auf die Schritte hinter sich warten, um sich dann blitzschnell umzuwenden, nun aber würden keine Schritte kommen, nun kam das Messer, unhörbar, blitzschnell. Emmerlein würde nur den Einstich spüren, dann aber, ehe er alles begriff, schon tot sein, er würde einen nahezu schmerzlosen Tod sterben, unverdient.
    Zischend stieß er die Luft zwischen den Lippen aus. Den Tod durch das Messer hatte er Sarah beschrieben, um ihr deutlich zu machen, dass er Emmerlein nur töten, aber nicht quälen wollte. Besser kann man nicht sterben, hatte er ihr gesagt, sein Tod wird schnell kommen.
    Und wieder hatte er in ihre erschrockenen Augen geblickt.
    Und wieder hatte sie geschwiegen.
    Und wieder hatte er nicht gewusst, was ihr wirklich durch den Kopf ging.
    Und wieder hatte sie die unsichtbare Zugbrücke nach oben gezogen und sich hinter ihr verborgen, so, wie sie es immer tat.
    Nun aber war diese grässliche Vision über ihn gekommen wie eine düstere Drohung, wollte nicht weichen. Er zog die Lippen zwischen die Zähne und grübelte weiter während der Fahrt, die Gedanken überschlugen sich hinter seiner Stirn, unvermittelt sah er sein Gesicht im Rückspiegel, fahl wirkte es, faltig, unruhig blickten seine Augen. Oder war es schon eine unerklärliche Angst, die ihn quälte?
    Wild hämmerte er mit der rechten Faust auf das Lenkrad, um die Gedanken zu vertreiben, die jetzt, in der letzten Phase der Rache, nicht dienlich waren, auf keinen Fall, denn nur eine kalte Ruhe durfte seinen Körper erfüllen, die Hand und Messer zu einer tödlichen Symbiose vereinte. Nur so konnte es gelingen, so und nicht anders.
    Doch die Vision verfolgte ihn, auch jetzt, da er die Augen ja offen hielt: Er selbst war tot und Emmerlein lebte, und Sarah wandte sich dem Sieger zu.
    Er versuchte zu lächeln, doch es gelang ihm nicht, sein Gesicht im Rückspiegel wurde zu einer Grimasse, so dass er dem Spiegelbild mit den Augen auswich.
    Dieses irre Trugbild wollte den morgigen Tag zu seinem letzten machen, dessen war er sich wohl bewusst. Knirschend presste er die Zähne aufeinander.
    Vermeide den Nahkampf, riet er sich, wirf das Messer, du hast gesehen, dass du den Wurf noch beherrschst.
    Die Halluzination ist dann lächerlich, sie kann nicht eintreten! Nie!
    Nur
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