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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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langsam breitete sich eine Ruhe aus in seinem Körper, die wohltuend wirkte, nun endlich konnte er lächeln über die Vision, nun konnte er sich gedanklich bei Sarah entschuldigen, dass er, wenn auch nur kurz, an ihr gezweifelt hatte und auf eine Weise, die unfassbar war.
    Sarah war seine Frau, sie würde ihn nicht verraten, auch wenn sie seine Handlung nicht billigte, sie würde ihn begleiten, wenn er den toten Emmerlein zu den grasbewachsenen Hügeln brachte, wo das offene Grab auf ihn wartete. Er sah ihre lavendelblauen Augen vor sich, ernst und groß, aber ohne die Leere, die oft in ihnen lag, und er stellte ihre Augen gegen die makabere Halluzination, die ihn schrecken wollte, aber diesen Schrecken für ihn nun zusehends wieder verlor.
    Emmerlein war schon so gut wie tot!
    Und die Hölle wartete auf Emmerlein.
    Sie wollte ihn!
    Und er, Bachmann, sollte ihn ihr bringen.
    Eine düstere Ruhe erfüllte ihn.
    Endlich befuhr er die Straße zurück zum Geisterdorf, er fuhr sehr rasch, denn dunkle Gedanken trieben ihn an, so dass er immer wieder den Druck des Fußes auf das Gaspedal verstärkte.
    Was erwartete ihn?
    Das Donnern und Rauschen des Nordmeeres flutete in das Auto, als er die Scheibe herunterließ. Dunkel und olivgrau schimmerte das Meer.
    Weiter rumpelte der Wagen und er musste befürchten, dass ihn ein Bruch der Achse von seinem großen Ziel abbringen konnte, und so fuhr er streckenweise etwas bedächtiger, um dann aber erneut sein Tempo zu beschleunigen.
    Wie entfesselt hämmerte sein Herz.
    Allein war er in dieser Einsamkeit.
    Allein mit seinen quälenden Gedanken, die er nicht verdrängen konnte.
    Was hatte dieser Alte in seiner Hand gesehen und in seinen Augen? Warum hatte er nichts gesagt?
    Er hörte sich mit den Zähnen knirschen. Welchem Schicksal fuhr er entgegen? Näher und näher aber kam er ihm nun, unerbittlich, Meter um Meter, und morgen, in aller Frühe, würde es ihm die Antwort geben, auf diesem schmalen Pfad, dicht am Abgrund.
    Verflucht sollte dieser Alte sein, dreimal verflucht, da er nicht offen gesprochen hatte.
    »Manu, mein Liebling«, sagte er gepresst, »morgen ist der Tag der Vergeltung! Ich lasse ihn nicht entkommen. Selbst wenn er jetzt geflohen sein sollte aus diesem Geisternest, ich werde ihm folgen und noch vor der Grenze einholen, ehe er Norwegen verlassen kann.«
    Er schaute auf die weißen Knöchel seiner Hände, die sich fest um das Lenkrad krallten.
    »Ich töte ihn, Manu!«, versprach er seiner Tochter mit einer Stimme, die heiser klang und drohend, immer wieder sprach er diesen einen Satz, so lange, bis ihn wieder Ruhe zu erfüllen begann.
    Endlich sah er das einsame Geisterdorf und die verfallende Schönheit der hölzernen Speicherhäuser.
    Doch die Schönheit, die vor ihm lag, berührte ihn nicht, denn schwer atmete er, als ob Steine auf seinem Brustkorb lagen, die er kaum heben konnte, sosehr er sich auch mühte.
    Und plötzlich lagen sie ihm auf der Zunge, diese Verse von Neruda, er sprach sie nicht aus, aber sie waren da:
    Es gibt kein Schicksal
außer dem, das wir
uns selber schaffen,
mit eigener Hand,
mit unserem Blut.
    Blutleer war sein Gesicht und ein stechender Schmerz fuhr durch sein Gehirn. Es war nicht die Furcht.
    Es war der Hass, der stärker war, als jede andere Empfindung.

IV
Die Hölle
    Er bog auf dem Parkplatz ein, sah den roten Toyota Corolla Emmerleins, und sofort wich die unsichtbare Last von seinem Brustkorb, so dass er befreit aufatmen konnte, nahezu glücklich, wenn auch nur kurz.
    In der Herberge, auf dem Weg zu seinem Quartier, traf er den Wirt auf dem Flur, der ein bedauerndes Lächeln aufsetzte.
    »Die Gute ist noch unterwegs mit unserem Angler, aber sie wird bald kommen.«
    Diese Auskunft ließ ihn erbeben, doch bemühte er sich, völlig ruhig zu wirken, und er achtete darauf, dass sein Lächeln nicht gequält wirkte. »Ach ja, sie sagte es mir. Alles klar. Sie hat ja einen Beschützer, den ich sehr schätze.«
    »Wir schätzen ihn alle«, stimmte der Wirt ihm zu.
    Dann holte Bachmann tief Luft, ehe er fortfuhr: »Wir fahren morgen früh um fünf. Wir wollen weiter, wir haben so viele schöne Orte auf den Inseln noch nicht gesehen. Ich zahle gleich jetzt.«
    »Schade«, erwiderte der Wirt überrascht. »Sehr schade. Sie waren so nette Gäste. Jeder hat sie gemocht.«
    Diese Worte, dachte er, werden auch die Polizisten hören, wenn sie ihn befragen, nachdem Emmerlein verschollen ist, besser hätte es nicht kommen können, meine Planung wird
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