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Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Titel: Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)
Autoren: Alexander Unzicker
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unbestechliches Instrument, die Spreu der Fantasien vom Weizen der Forschung zu trennen, ist das Werk The Logic of Scientific Discovery von Karl Popper, der darüber nachgedacht hat, wie sich Wissenschaft definiert. Seine These ist ein hochwirksames Mittel gegen jede Esoterik: Sei widerlegbar. Moment, werden Sie sagen, es geht doch immer um Beweisbarkeit. Nein! Exakt beweisbar ist gar nichts, aber eine wissenschaftliche Theorie muss die Möglichkeit einräumen, durch eine Beobachtung widerlegt, also falsifiziert zu werden, andernfalls wird sie zur Ideologie. Irgendetwas vorherzusagen, ist allerdings noch keine große Kunst: Man muss schon einen messbaren Zahlenwert auf den Tisch legen, wenn eine Theorie glaubwürdig sein soll. Andernfalls kann man sie im Experiment nie konkret überprüfen – und bei jedem Misserfolg stehen Ausflüchte offen. Ein neues Elementarteilchen ohne Vorhersage der Masse sollten Sie sich also von einem Theoretiker ebenso wenig servieren lassen wie ein Menü ohne Preisangabe.
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    Gott hat alles mit Zahl, Maß und Gewicht erschaffen. – Isaac Newton
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    Auch als Wissenschaftler muss man sich die philosophische Frage stellen, ob die Welt einfach gebaut ist. Manche verneinen dies und erfreuen sich an der Vielfalt der Erscheinungen wie in einem Botanischen Garten – und können dabei auf ihrem Gebiet erfolgreiche Forscher sein. Andere nehmen die Vielfalt hin und ziehen daraus den eher pessimistischen Schluss, die Physik sei ans Ende ihrer Erkenntnis gelangt, wie etwa David Lindley in seinem provokativen Buch The End of Physics. John Horgan sieht in seinem Werk The End of Science sogar das Zeitalter der Naturwissenschaften sich dem Ende zuneigen. Ich teile diesen Pessimismus nicht, habe aber eine ganz radikale Meinung: Einfachheit ist für mich das oberste Naturgesetz, und ich halte es für das Kerngeschäft des theoretischen Physikers, Kompliziertes aufzulösen und für vielgestaltige Erscheinungen grundlegende Mechanismen zu finden. Sie müssen sich dieser Meinung nicht anschließen, sind aber dringend aufgefordert, sich eine zu bilden. Denn andernfalls können Sie die Diagnose – die Standardmodelle – nicht beurteilen, die die Physik aufgrund von Beobachtungen heute stellt. Sie unreflektiert hinzunehmen, stellt intellektuellen Selbstmord dar.
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    Es liegt im Wesen des Erkenntnisstrebens, das … die Einfachheit und Sparsamkeit der Grundhypothesen anstrebt. 7 – Albert Einstein
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VERSTÄNDNISLOS GLÜCKLICH
    Unter denen, die sich widerspruchslos mit einer Vielfalt von Naturgesetzen abfinden, gibt es nicht wenige, denen die Aussicht, Physik zu verstehen, geradezu unheimlich geworden ist. Das Kultivieren des Unverständlichen begann im Grunde schon mit den Interpretationen der Quantenmechanik Ende der 1920er Jahre und setzt sich bis heute fort – einen Vorwand dafür liefernd, dass Theoretische Physik die Geisteskräfte Normalsterblicher übersteigen darf. Bequem ist dies natürlich für die Experten, die dann nichts mehr erklären müssen. Stattdessen belächeln diese heute Physiklegenden wie Hermann von Helmholtz oder Lord Kelvin für ihre erfolglosen Versuche, die Welt der Elementarteilchen mit mechanischen Begriffen verstehen zu wollen. Aber hat die groteske Anzahl von Eigenschaften, die man heutzutage den unschuldigen Elementarteilchen nachsagt, denn zu einem überzeugenden Bild geführt?
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    Die Naturwissenschaften streben vor allem nach Einfachheit, und je mehr wir verstehen, umso einfacher wird alles. Das widerspricht selbstverständlich der allgemeinen Überzeugung. – Edward Teller, ungarischer Physiker
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    Was heißt eigentlich ‚Einfachheit‘ von Naturgesetzen? Viele preisen gerade deswegen das Standardmodell der Teilchenphysik mit seinen Dutzenden von Komponenten – in der Tat stellt es ja eine Vereinfachung gegenüber den Hunderten von Elementarteilchen dar, die man in den 1950er und 1960er Jahren entdeckt hatte. Diese Maßstäbe sind aber doch etwas zu relativ, als dass sie in der fundamentalen Physik überzeugen könnten. Es mag auch Leute geben, die sofort zugreifen, wenn Schuhe für elfhundert Euro um siebzig Prozent billiger werden.
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    Die Vereinfachung von irgendetwas ist immer sensationell. – G. K. Chesterton
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    Eine zweite Gruppe von Physikern gesteht nun zu, dass Postulate wie etwa die Dunkle Materie und Dunkle Energie die Standardmodelle der Physik erheblich verkompliziert haben. Sie sind keineswegs überzeugt, dass diese Konzepte auf
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