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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall
Autoren: Alan Dean Foster
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Sie hatten das Hivehom- System vor einer Vierteljahreszeit verlassen. Abgesehen davon, dass sie die Karten dieses beträchtlichen Raumvolumens bestätigt und verfeinert hatten, hatten sie auch zwei neue Planetensysteme eingetragen und studiert, von denen eines sogar eine Welt enthielt, die eventuell gerade noch bewohnbar war - eine Entdeckung, die allein schon ausreichte, dies zur erfolgreichsten der drei Expeditionen zu machen, die Broh bisher geleitet hatte.
    Trotzdem trieb er Schiff und Mannschaft, da sie noch Zeit hatten, tiefer durch den Arm. Broh war nie mit etwas ganz zufrieden, und keine Entdeckung konnte seine Neugierde oder sein Pflichtgefühl stillen. Dieser innere Antrieb war einer der Gründe, weshalb man ihn trotz seiner jungen Jahre als Befehlshaber der Zinramm ausgewählt hatte.
    Der Scanner machte mit einer Fußhand ein Zeichen, während die andere Fußhand locker über den unteren Kontakten lag und seine Echthände die Kontrollen umfasst hielten.
    »Was ist denn, Uvov?«
    »Objekte, Sir. Extrasystemisch, zwanzig Quadrate rechts vom augenblicklichen Kurs. Bewegt sich mit mäßiger Geschwindigkeit leicht schräg zur Ebene der Ekliptik.«
    »Begegnungskurs?« Broh starrte über die Schulter des Scanners auf die vier Farbschirme.
    »Drei Zeitteile«, erwiderte der Scanner, nachdem er kurz überlegt hatte.
    »Identifizierung?«
    »Auf diese Distanz und bei vorliegender Geschwindigkeit völlig unmöglich zu sagen, Sir. Das Objekt ist ziemlich klein. Vielleicht ein wandernder Asteroid. Kometenkern. Oder? ...« Er ließ die stets hoffungsvolle Frage unbeantwortet.
    Broh sagte nichts. Solche Wissenslücken waren der eigentliche Zweck für die Reise der Zinramm. Er überlegte. Sie hatten es nicht eilig, irgendwohin zu kommen, und jedes Objekt, das sich so weit außerhalb eines Systems bewegte, verdiente eine beiläufige Untersuchung. Er drehte sich um und rief durch den diskusförmigen Raum:
    »Emmt.«
    »Sir«, antwortete die Pilotin und drehte sich halb herum, um ihn anzusehen.
    »Kurs zwei Zeitteile beibehalten, dann in Normalraum abfallen.«
    »Ja, Sir.« Sie wandte sich wieder ihren Instrumenten zu und begann mit der Programmierung.
    »Verteidigung?«
    »Bereit, Sir.«
    »Schiff in Alarm dritten Grades versetzen, ein Grad unsicher. Personal, Stationen zum Abfallen in Normalraum ausrufen.«
    Die Brücke war ein stilles Labyrinth bewegter vielfingriger Arme und Beine, als die Mannschaft daranging, die plötzlich erteilten Befehle auszuführen. Aber da war keine Verwirrung, keine Unsicherheit. Alles verlief geordnet. Nicht wie beim ersten Mal, dachte Broh ein wenig wehmütig. Jetzt wusste jeder genau, was man von ihm oder ihr erwartete. Sie arbeiteten ohne die leiseste Andeutung von Aufregung. Der Nervenkitzel solcher Begegnungen war von zahlreichen ähnlichen Ereignissen abgestumpft, die sich ausnahmslos als recht belanglos erwiesen hatten.
    Bald rief der Computer den Countdown aus der Ingenieur-Abteilung aus. »Biss ... eins, zwei, drei ...«, weiter bis acht und dem Abfallen aus dem Plusraum. Broh richtete sich im Kapitänssattel auf.
    Es gab ein heftiges Zucken. Das Schiff erzitterte wie ein Blatt in einem Wirbelsturm, und Broh war überzeugt, dass seine Eingeweide jeden Augenblick durch seinen Mund herauskommen würden. Doch das Schwindelgefühl verschwand mit barmherziger Schnelligkeit und ohne ungebührliches Würgen. Die vordere Beobachtungsluke zeigte entzerrte Bilder normaler Sterne von erkennbarer Form und Farbe anstelle der gespenstischen Aureolen, die vorher ihre Lage markiert hatten. Sonst war durch die Luke nichts zu sehen, aber dafür wimmelte es auf den Suchschirmen von Informationen.
    »Scanner«, rief er eifrig, »haben Sie das Objekt?«
    »Kommt gleich auf Schirm eins, Sir.«
    Der große Bildschirm an der Wand links von der Luke flackerte kurz. Dann wurde das Objekt sichtbar, und die Haltung jener Mannschaftsmitglieder, die sich kurz von ihren Instrumenten abwenden konnten, um auf den Schirm zu sehen, veränderte sich drastisch. Erschreckte Klicklaute hallten durch die Brücke. Das Objekt war kein Asteroid und auch kein Kometenkopf.
    Dann bestätigte die Analyse, was das Auge vermutete: das Objekt war weitgehend metallisch. Weitere Informationen bestätigten das Offensichtliche nur noch. Das Artefakt war ein Schiff. Der Vorderteil wurde von drei Kegeln gebildet, die mit Streben und Trägern an einer Kugel befestigt waren. Die Anordnung deutete auf ein anderes - wenn auch keineswegs
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