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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf
Autoren: Fritz Mertens
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zwischen uns nichts mehr laufen würde. Das schien sie anscheinend nicht zu kapieren, denn sie versuchte es immer wieder. Sie wollte nur einen Kuß von mir, und dann würde sie mich auch in Ruhe lassen, meinte sie. Also gab ich ihr einen schnellen Kuß, damit ich meine Ruhe hatte. Aber sie machte weiter und versuchte weiterhin, mich anzumachen. Sie sah zwar gut aus, aber ich hatte die Schnauze voll von ihr, und das wollte sie wahrscheinlich nicht begreifen. Sie laberte mir etwas von Liebe vor und solch einen Schwachsinn, als wenn sie eine treue Frau wäre, und dabei ging sie mit jedem ins Bett, den sie ein bißchen näher kannte. Auf einmal stand sie auf und stritt sich mit einem Typen am anderen Tisch herum. Der wollte ihr gleich eine scheuern, und sie meinte, ich würde ihr helfen.
    Aber ich blieb sitzen, denn mich interessierte es keinen Deut, ob er ihr eine langte oder nicht. Als sie merkte, daß ihr niemand half, ließ sie den Typen in Ruhe und setzte sich an unseren Tisch zurück. Sie hatte zwar von dem Typen keine gescheuert bekommen, aber er hatte ihr anständig die Meinung gesagt, und sie war deswegen beleidigt. Nun saß sie wieder am Tisch, und es sah so aus, als wenn sie anfangen wollte zu heulen. Doch sie faßte sich wieder. Kaum hatte sie sich beruhigt, als sie auch schon die nächsten Versuche machte, an mich ranzukommen. Der Kerl, der mir gegenübersaß, hatte mir gesagt, daß sie einen Freund hatte, der ein Fleischer war und ein ziemlicher Schläger dazu. Er soll ein Rocker sein und gewalttätig, da er schon einige Leute angegriffen und dabei ziemlich verletzt hatte. Gleich hielt ich Dolly noch weiter auf Distanz, denn wenn dieser Freund kommen sollte, würde es sofort Ärger geben, und ich wollte keinen Streit haben. Die Sache war mir also wirklich zu heiß, denn der Typ, der mir gegenübersaß, hatte mir noch ein paar andere Sachen von dem Heini erzählt, der ihr Freund sein soll. So wie er mir schilderte, war er eine ziemlich fiese Sau, und er meinte, man sollte solchen Leuten aus dem Wege gehen. Das nahm ich mir auch vor und hielt Dolly so weit es nur ging von mir fern. Aber sie versuchte es immer wieder, und ich sagte ihr klipp und klar, daß sie endlich damit aufhören soll, denn sie hätte ja einen Freund. Dann fing sie an, von ihm zu erzählen. Er würde sie immer schlagen und wäre ein ganz brutaler Hund. Sie hatte sich an diesem Abend mit ihm zerstritten, und wie es aussah, würde er sie spätestens morgen einfach auf die Straße setzen.
    Gerade rosige Aussichten waren es nicht, so wie sie mir erzählte, aber dennoch blieb ich hart und hielt sie weiterhin von mir fern.
    Dann war es schon ein paar Minuten nach zwölf, und der Wirt kündigte den Feierabend an. Sofort bezahlte ich meine drei Biere, die ich getrunken hatte. Den Schnaps brauchte ich nicht zu löhnen, denn der Wirt gab mir immer einen aus, wenn ich bei ihm im Lokal war. Er kannte mich eben, und die Türken waren immer sehr gastfreundlich.
    Ich saß da und trank langsam mein Bier aus, als mir Dolly auf einmal das Angebot machte, mit ihr nach Hause zu gehen, um mein Kettchen zu holen. Aber ich schlug es aus, denn ich wußte, daß ich bei ihr etwas trinken und vielleicht sogar noch schwach würde und mit ihr in die Falle ginge, denn sie sah nicht schlecht aus, auch wenn sie schon ein wenig abgesoffen war. Wenn uns dann noch ihr Freund erwischen würde, wäre es ganz aus mit mir. Da sie mir das Angebot öfters machte, schlug ich es immer wieder aus. Dann wollte der Wirt sie auffordern, nach Hause zu gehen und fragte, ob er für sie ein Taxi bestellen soll. Sie wollte aber nicht gehen, außer wenn ich sie begleiten würde. Auf einmal fing der Wirt ebenfalls an, auf mich einzureden und meinte, daß ich sie schnell nach Hause fahren sollte, denn er würde sie sonst nicht aus dem Lokal bringen und sie täte wieder ein riesiges Spektakel machen, wie sie es immer machte, wenn sie etwas erreichen wollte. Ich sagte wieder nein, aber er redete so lange auf mich ein, bis ich meinen Kumpel fragte, der mit mir war, ob er mitgehen würde, denn alleine würde ich nicht zu Dolly gehen. Er drückte erst einen Augenblick herum, aber sagte dann doch ja, und der Wirt bestellte ein Taxi. Der Wirt freute sich darüber und hatte gemeint, daß ich der einzige wäre, auf den sie ein wenig hören würde. Ich würde es verstehen, mit ihr umzugehen. Das war zwar Schwachsinn, und ich dachte nur an mein Kettchen, das ich nun wieder bekommen würde, um es Rita
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