Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
die höllisch weh tat. Man konnte die Bißwunde genau sehen, und sie blutete. Dann fuhr ich mir mit dem Arm übers Gesicht, und ich stellte fest, daß ich dort ebenfalls blutete. Nun war das Maß endgültig voll, und ich holte aus meiner Tasche das Messer. Dann ging ich wieder zurück und bedrohte ihn damit. Aber mein Kumpel nahm mir das Messer ab, denn ich wollte der Sau die Fresse einschlagen für das, daß er meinen Daumen so zugerichtet hatte. Aber dazu brauchte ich das Messer nicht, und so bekam ich einen totalen Wutanfall und ohrfeigte ihn, bis er anfing zu wimmern, wie ein Waschlappen. Ich war so in Fahrt, daß ich ihn zu Tode geohrfeigt hätte, wenn mein Kumpel nicht gesagt hätte, daß ich endlich aufhören solle. Er holte mich von dem Itaker weg, denn von alleine konnte ich nicht aufhören. Als ich dann total außer Atem an der Wand lehnte, war ich fertig mit der Welt. Ich ging ins Bad und schaute mich im Spiegel an. Dieser elende Hurensohn hatte mir ganz nett eine verbraten, als er mich in den Daumen gebissen und ins Gesicht geschlagen hatte. Ich wusch mir das Blut aus der Fresse und schaute meinen Daumen an, der mir immer noch verdammt weh tat. Ich ging an den Kühlschrank und setzte die Rumflasche an, denn ich hatte einen kräftigen Schluck nötig. Dann machte ich mir einen Eisbeutel, da wir kein Steak im Haus hatten, knallte mir diesen aufs Auge und haute mich ins Bett.
    Um diese Schlägerei gab es keinen besonderen Ärger mehr, außer ein kleines Gespräch mit dem Sozialarbeiter, der das Übergangswohnheim leitete. Ich ging auch zum Arzt, der mir eine Spritze in den Arsch haute und einen Verband um den Daumen machte. Dann sagte er noch, nach dem ich ihm die Sache erzählt hatte, daß ich den Itaker nicht hätte ohrfeigen, sondern sämtliche Zähne rausschlagen sollen, denn ein Menschenbiß sei schlimmer als der eines Hundes.
    Das war genau vier Tage, bevor das große Unglück geschah.
26
    Vier Tage später war die Sache schon fast vergessen. An diesem Tag beschlossen wir am Abend, in die Nachbarstadt zu fahren, um dort zu kegeln. Ich war erst spät aufgestanden, denn ich hatte wieder einmal zu tief ins Glas geschaut. In den letzten Tagen vertrug ich sowieso nicht mehr so viel. Ich merkte es schon, daß ich langsam voll wurde, wenn ich bloß vier oder fünf Bier getrunken hatte. Aber als ich morgens aufgestanden war, flößte ich mir gleich eine Dose Bier ein, damit es mir wieder besser ging. Im Verlaufe des Tages trank ich noch ein paar Martinis und verbrachte eine Zeitlang in der Stadt.
    Gegen acht Uhr abends brachen wir mit einem Sozialarbeiter auf, um zum Kegeln zu fahren. Wir trafen uns wieder vor dem Lokal. Dort kegelten wir alle zwei volle Stunden miteinander, und ich schüttete mir einige Biere in die Birne. Das Zeug spürte ich schon, aber ich war nur leicht angestochen.
    Als die Zeit um war, fuhren wir wieder zurück, und ich stieg mit meinem Kumpel in der Nähe der Innenstadt aus, denn wir wollten noch etwas trinken gehen.
    Es war schon gegen elf Uhr, als wir aus dem Wagen stiegen, und wir hatten vor, nur bis zwölf wegzubleiben. Gemütlich liefen wir in die Richtung eines Lokales, das in Villingen einen sehr schlechten Ruf hatte, weil dort angeblich nur Verbrecher hingehen würden, und es offiziell eine Türkenkneipe war. Ich hielt nicht viel von dem Gerede über das Lokal, denn Türken waren für mich keine Verbrecher, und die Leute von Villingen laberten sowieso nur immer Scheißdreck. Gut, es waren ein paar Verbrecher drin, aber wenn man danach ginge, war ich auch einer, denn ich bin ebenfalls schon im Knast gesessen, und solche Leute gab es überall.
    Dort setzten wir uns an einen Tisch, an dem schon andere Leute saßen. Die Bardame, die noch das Silberkettchen von mir hatte, saß ebenfalls dort, und ich wollte sie, die übrigens Dolly hieß, danach fragen, denn sie hatte mir versprochen, es bei sich zu haben und es mir zu geben, wenn wir uns trafen. Da nur der Platz neben Dolly frei war, setzte ich mich neben sie, was ich eigentlich nicht wollte, denn ich wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Ich fragte sie gleich nach dem Kettchen, aber sie hatte es nicht dabei, was ich mir hätte denken können. Wie ich merkte war sie besoffen, was ein normaler Zustand bei ihr war, aber sie wurde dann immer ausfallend und benahm sich wie tausend volle Männer.
    Sie versuchte sich an mich zu hängen und mich zu küssen.
    Aber ich sagte ihr gleich, daß sie die Finger von mir lassen solle und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher