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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf
Autoren: Fritz Mertens
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gesundheitliche Probleme. Mit meiner Hüfte stimmte etwas nicht. Ich kam zum Arzt, wurde eingegipst, bekam Krücken, ging auch ins Krankenhaus und bekam später noch Prothesen verpaßt. Die Krankheit dauerte über zwei Jahre. In dieser Zeit bekam ich auch noch eine Schwester, die man Daniela nannte. Auch ließen sich meine Eltern scheiden. Sie wohnten aber weiterhin zusammen. Zwar hatte mein Vater ab und zu eine komische Phase und zog aus, was aber nie von langer Dauer war. Meine Mutter eröffnete nun in Villingen wieder eine Kneipe, die sie aber schon nach einem Jahr wieder aufgeben mußte.
    Je älter wir Kinder wurden, desto schlimmer wurde es für uns. Die Mutter vögelte nun mit anderen Männern rum, wir bekamen manchmal mehr Schläge als etwas zum Fressen und mußten arbeiten wie die Brunnenputzer.
    Kaum war die Kneipe in Villingen geschlossen, zogen wir in ein Dorf, in dem meine Mutter eine neue Pinte aufmachte. Bei uns herrschten Zustände wie im alten Rom. Das ganze Dorf wußte, was sich bei uns zu Hause abspielte. Aber anscheinend ist es ganz normal, daß Kinder fast zu Tode geprügelt werden.
    Meine Mutter wurde langsam aber sicher zur Dorfhure, bzw.
    Lieferantenhure. Denn wenn sie beim Metzger, Bierfahrer usw.
     
    nicht bezahlen konnte, so ließ sie sich von ihnen ficken und die Rechnungen wurden gestundet.
    Dennoch lernte sie eines Tages einen Typen kennen, denn sie ließ uns Kinder von einem Tag auf den anderen sitzen. Sie haute einfach mit ihrem Stecher ab. Uns wurde weder eine Nachricht noch sonst irgendein Hinweis hinterlassen, wo sie sich eventuell aufhalten könnte. Vater haute auch noch ab, und so saßen wir mit einer Freundin meiner Mutter da, die die Kneipe übernehmen wollte, da sie im Glauben war, ihr großes Glück damit machen zu können. Dabei war die Pinte bis unters Dach verschuldet. Wir gingen nicht mehr in die Schule, und ich fing das Saufen an, denn ich wußte nicht mehr, was ich machen sollte. So schalteten die dumme Ziege, die das Geschäft führen wollte, und die Schule – denn unser Fehlen war aufgefallen –
    das Jugendamt ein. Meine Geschwister wurden dann auch sofort in ein Heim gebracht. Noch am selben Tag, als man sie weggebracht hatte, machte ich mit Tabletten einen Selbstmord-versuch, der aber mißlang. Darauf kam ich ebenfalls in ein Heim, aber nicht in das, in dem meine Geschwister waren.
    Das Verhältnis zu meinem Vater wurde besser, und da ich aus dem Heim raus wollte, verließ ich nach der achten Klasse die Schule, suchte mit der Hilfe meines Vaters eine Lehrstelle, wurde aus der Obhut des Heimes entlassen und trat in den Ernst des Lebens ein, wie es so schön heißt.
    An meinen freien Tagen besuchte ich meinen Vater, der mir das Saufen beibrachte. Nach einer Weile konnte ich schon schlucken wie ein Großer. Meine Lehrstelle war hervorragend, denn ich hatte ein schönes Zimmer, kam mit meinem Küchenchef sehr gut aus und hatte eigentlich kaum Probleme.
    Nur die Chefin war eine Kratzbürste. Ich hatte immer Ärger mit ihr, weil ich nicht zu den Arschkriechern und Idioten gehörte, wie z. B. andere Kochlehrlinge.
     
    Ich war kaum siebzehn Jahre, als eines Tages mein Vater starb. Er hatte sich nun endgültig den Kragen abgesoffen. Er starb an einer doppelten, verschleppten Lungenentzündung.
    Ihm fehlten die Abwehrstoffe, die durch seine Sauferei – er hatte es zu dieser Zeit ziemlich übertrieben – einfach fehlten.
    Mein Vater wurde in aller Stille beerdigt, und nur die engsten Angehörigen waren anwesend. Bei der Beerdigung lernte ich zum ersten Mal mein Tantchen kennen, die Rita hieß. Sie war mit Onkel Mike verheiratet, den ich ebenfalls nicht kannte, weil sie damals noch nicht in Villingen lebten. Rita war in unsere Familie eingeheiratet und somit nicht blutsverwandt, was später noch eine Rolle spielte.
    Nun besuchte ich an den freien Tagen meine Großeltern, und dort machten mir Mike und Rita den Vorschlag, ab und zu bei ihnen zu wohnen, wenn ich frei oder Schule hatte. Ich nahm den Vorschlag an. Mein Onkel war tagsüber sehr selten zu Hause, und so verbrachte ich meine freien Tage mit Rita und deren Kinder, nämlich einem Mädchen und einem Jungen. Rita war nur sieben Jahre älter als ich. Wir kamen gut miteinander aus, und so fing es an, zwischen uns zu funken. Auf jeden Fall hatten Rita und ich bald ein Verhältnis miteinander. Wir liebten uns wahnsinnig, und deshalb schliefen wir auch bei jeder Gelegenheit miteinander und lagen uns in den Armen. Wir waren
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