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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf
Autoren: Fritz Mertens
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verflucht kalt darin, stank erbärmlich, war stockdunkel, und es befand sich nur ein Betonklotz darin, auf dem man schlafen sollte. Irgendwann brachte mir ein Bulle noch eine dreckige, verkotzte oder auch verpißte Decke, mit der man sich zudecken konnte. Aber das unterließ ich lieber. Ich verlangte nach einem Arzt, der aber nicht geholt wurde. Ich hatte schließlich eine Platzwunde am Kopf.
    Gegen Morgen kam ab und zu einer von diesen schlag-freudigen Sheriffs zu mir in die Zelle und wollte, daß ich einen Einbruch gestehe, der in derselben Nacht verübt worden war.
    Vormittags wurde ich dann zum Verhör gebracht, bei dem wir unser Geständnis machten. Man sagte mir auch gleich, daß man sich bei meinen Großeltern in der Wohnung umschauen wollte und auch bei mir im Arbeitsbetrieb, der aber nicht in Villingen war, sondern dreiundzwanzig Kilometer entfernt. Ich versuchte den Bullen zu erklären, daß meine Lehrstelle im Eimer wäre, wenn sie bei mir im Betrieb aufkreuzen würden.
    Und da ich kurz vor der Prüfung war, lag mir schon etwas an der Beendigung meiner Ausbildung. Aber die Bullen sagten zu mir, daß ihnen das egal sei.
    Man brachte mich zu den Großeltern nach Hause. Als die die Grünen sahen, war natürlich ein riesiges Theater los. Nachdem die Bullen gegangen waren, warf man mich ebenfalls raus, weil man nichts mit Verbrechern und Mördern zu tun haben wollte.
    So hatten sie es wenigstens gesagt. Also packte ich einen Großteil meiner Klamotten, die ich noch dort hatte, und verschwand.
    Ich rief einen Kumpel an, der mich in den Lehrbetrieb fuhr.
     
    Dort holte ich ebenfalls noch ein paar Sachen, gab meinen Hotelschlüssel ab, nahm mein Geld, das ich noch dort liegen hatte, und verschwand nach Villingen zurück, denn ich wollte den Bullen und meinem Chef nicht begegnen.
    In Villingen ging ich zu einem Kumpel, der im Franzosen-viertel lebte, und quartierte mich bei ihm ein. Dort lernte ich auch gleich noch eine Tussi kennen, mit der ich die letzten paar Tage, die ich noch in Deutschland war, rumvögelte. Auch rief ich noch einmal meine Großeltern an, die sich schon mit meinem Chef unterhalten hatten. Ich hätte meine Lehre beenden können, aber unter Bedingungen, die ich unmöglich einhalten konnte, da mir die finanziellen Mittel dazu fehlten.
    Also die Bedingungen waren unerfüllbar, und so brauchte ich mich auch nicht der Polizei zu stellen.
    Ich beschloß, nach Frankreich zu gehen, um mich dort bei der Fremdenlegion zu bewerben. Mein Kumpel wußte einiges von dem Verein, und so bekam ich auch meine Informationen.
    Martin, mein Kumpel, war nicht gerade begeistert von meinem Entschluß, zur Fremdenlegion zu gehen.
    Ich schrieb ihm noch ein paar Abschiedszeilen und verschwand dann bei Nacht und Nebel, denn ich hatte Angst, er würde mich von meinem Vorhaben abbringen.
    Nachts um drei Uhr verschwand ich aus Villingen, denn es gab für mich keine andere Lösung mehr.
2
    Es war ungefähr vier Uhr morgens, als ich die Straße nach Warenberg erreichte, denn ich wollte bei Neuenburg über die Grenze nach Frankreich. Das wollte ich per Autostop machen, da man so an der Grenze am wenigsten auffiel. Ich hätte mich am gestrigen Tag freiwillig bei der Polizei melden sollen, was ich aber nicht getan hatte. So wußte ich nicht, ob man schon nach mir fahndete. Also war ich vorsichtig. Ich stand nun außerhalb von Friedberg an der Straße und fror wie ein Schloßhund. Neben mir stand eine Reisetasche prallvoll mit Kleidungsstücken. Aber ich machte mir nicht die Mühe, mir wärmere Sachen aus der Tasche zu holen. Immer wenn ein Wagen kam, streckte ich meinen Daumen raus, wie es die Tramper immer machten.
    Nach einer halben Stunde hielt ein Wagen. Der fuhr zwar nicht nach Warenberg, aber dafür in die gleiche Richtung. So stieg ich ein und döste ein wenig vor mich hin, denn in Sieglingen wollte mich der Typ aussteigen lassen.
    Als wir in Sieglingen waren, fragte er mich, ob er mich am anderen Ende der Stadt rauslassen sollte, denn dann hätte ich bessere Chancen, wieder einen Wagen zu finden, der mich mitnimmt. Ich ging auf den Vorschlag ein, und der Mann fuhr durch die Stadt. Mitten in der Stadt, an einer Kreuzung, passierte es dann.
    Ein Mann beachtete die Vorfahrt nicht und knallte mit der Vorderfront seines Wagens uns in die Seite auf den Kotflügel.
    Da wir angeschnallt waren, passierte uns nichts, aber ich hatte einen riesigen Schreck bekommen. Mir saß der Schreck noch in den Gliedern, als mir auf einmal
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