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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf
Autoren: Fritz Mertens
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sollte, wenn ich nicht verhaftet werden wollte. Als ich sie fragte, warum, verfluchte ich meine ganze Familie. Oma hatte Onkel Mike Bescheid gesagt, daß ich wieder da wäre, und der ist gleich zur Polizei gegangen und hat mich verpfiffen. Sie sagte mir auch, daß Opa damals, als die Bullen erzählt hätten, daß ich ersoffen sei, gesagt hatte: »Hoffentlich haben ihn die Haifische gefressen.« Ich haßte auf einmal die ganze Familie, bis auf Rita, die mir nichts Böses wollte. Von ihr erfuhr ich auch, wie mein Sohn hieß, und ich sagte ihr, daß ich gleich nach Warenberg fahren würde und sie von dort aus nochmals anrufen würde.
    Dann machte ich, daß ich aus der Telefonzelle herauskam und in meine Pension, die nur ein paar hundert Meter entfernt war. Dort holte ich meine Tasche und ging sofort zum Bahnhof. Ich kaufte mir eine Fahrkarte, setzte mich in den Zug und wartete auf die Abfahrt und hoffte, daß mich die Bullen nicht erwischen würden. Dann fuhr der Zug an, und ich atmete erleichtert auf. Diese verdammten Schweine von Verwandten hatten mich doch tatsächlich bei den Bullen angeschissen und wollten mich unbedingt hinter Gittern sehen. Das alles nur wegen einem Einbruch, den ich einmal begangen hatte, womit sie doch gar nichts zu tun hatten.
    Ich kam gut nach Warenberg und suchte dort meine Brüder auf. Zwei Tage blieb ich bei ihnen, und das einzige, was wir machten, war anständig saufen. Dann kam der Tag, an dem ich wieder nach Frankreich gehen wollte. Ich verabschiedete mich von meinen Brüdern und ging zum Bahnhof. Dort rief ich Rita an, denn ich wollte auch ihr auf Wiedersehen sagen. Sie merkte nicht, daß ich während dem Gespräch weinte, denn ich versuchte mich zu geben, wie ich immer war. Einmal schien sie etwas zu merken, aber ich sagte, daß dies an der Leitung liegen müsse, denn ich würde sie auch schlecht verstehen. Als ich den Hörer auflegte, war ich fertig mit der Welt und verfluchte alles, was mir in den Sinn kam. Dann ging ich zum Fahrkartenschalter und kaufte mir eine Karte nach Straßbourg. Ich wollte mit dem Zug fahren, da man in den Zügen nicht so genau kontrollierte, denn ich wußte, daß sie mich suchten. Meine Verwandtschaft hatte mich ganz nett abgelinkt, und nun war ich froh, daß ich Oma nicht besucht hatte, sonst wäre ich denen genau in die Arme gelaufen, denn ich konnte mir gut vorstellen, daß die Bullen mich dort erwartet hätten.
    Ich setzte mich in den Zug und fuhr an die Grenze. Eine Station vorher wollte ich schon aussteigen, da ich ein komisches Gefühl in mir hatte. Als ich gerade aussteigen wollte, um illegal über die Grenze zu gehen, fuhr der Zug wieder an. Also hockte ich mich wieder hin und ließ es darauf ankommen. Entweder ich kam rüber, oder sie erwischten mich.
    An der Grenze hielt der Zug und ein paar Beamte kamen herein. Ich mußte meinen Ausweis vorzeigen, und er sagte meine Nummer in das Mikro, das der Grenzbeamte bei sich hatte. Für mich war klar, daß es nun aus war, und daß eine Flucht auch unmöglich wäre, denn es standen zu viele von diesen Bullen herum. Dann wurde ich auch schon aufgefordert mitzukommen und keinen Blödsinn zu machen. Ich nahm meine Tasche und stieg mit den beiden Beamten aus, die neben mir standen und auf mich aufpaßten wie die Schießhunde.
    Am nächsten Tag wurde ich dem Haftrichter vorgeführt und in den Knast gebracht. Als ich dort war, verglich ich ihn mit dem in Algerien und mußte feststellen, daß er um einiges besser war. Nach vier Tagen wurde ich auf Transport gebracht, denn ich sollte nach Villingen, wo mir der Prozeß gemacht werden sollte wegen dem Einbruch. Als ich dort war, kam der Haftrichter zu mir, und ich sprach mit ihm. Er versprach mir, meine Verhandlung so schnell wie möglich in die Wege zu leiten. Dann kam noch jemand, der mir anbot, daß ich in einem Übergangswohnheim wohnen könnte, bis ich einen eigenen Wohnsitz hätte. Er sagte mir auch, wenn ich dort hinginge, würde mich der Richter laufen lassen, und so nahm ich das Angebot an, denn ich wollte wieder raus aus dem Knast. Eine Woche später hatte ich meine Verhandlung, bei der ich eine Bewährung bekam und aus dem Gefängnis entlassen wurde.
    Ich zog in das Übergangswohnheim und hatte mir vorgenommen, ein neues Leben anzufangen. Meine Lehre wollte ich fertigmachen, mir eine Wohnung einrichten, und wenn Rita damit einverstanden war, sie zu mir nehmen, mit den ganzen Kindern. Mit diesen Grundsätzen verließ ich das Gefängnis, und ich hatte mir
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