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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf
Autoren: Fritz Mertens
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geschworen, nie wieder etwas Ungesetzliches zu machen, und wenn es mir noch so dreckig gehen sollte. In dem Wohnheim lernte ich ein paar andere Typen kennen, die schon länger dort waren. Mit einem von ihnen ging ich noch am selben Abend etwas trinken. Er erzählte mir genau, was in diesem Laden los war und was ich alles machen mußte. Am nächsten Tag ging ich gleich als erstes auf die verschiedenen Ämter, wie es mir der Leiter des Wohnheims aufgetragen und erklärt hatte.
    Rita hatte mich im Knast besucht. Sie rief ich an, als ich wieder aus dem Knast war und verabredete mich mit ihr. Ich mußte sie heimlich besuchen, denn ich mußte auf Mike aufpassen. Er wußte immer noch nicht, daß wir ein Verhältnis miteinander hatten, obwohl Rita ihn seit Monaten nicht mehr an sich rangelassen hatte. Er war eben ein seltenes Rindvieh, das so dumm war, daß man heulen konnte. Ich wußte nicht, wie ich mich verhalten sollte, nach so langer Zeit. So gerne ich sie in die Arme genommen hätte, aber ich hielt mich zurück, denn ich wußte nicht, wie sie darauf reagieren würde. Sie zeigte mir meinen Sohn, der richtig putzig aussah, und man konnte sehen, daß es meiner war, denn er war mir wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich konnte nicht lange bei ihr bleiben, denn sie hatte Angst, daß Mike zurückkommen würde. Also verabschiedete ich mich von ihr, und da gab sie mir einen Kuß. Ich nahm sie in die Arme und hielt sie fest. Dann mußte ich aber wirklich gehen.
    Nun würde doch noch alles gut werden und ich ein neues Leben anfangen, dachte ich mir. Jetzt konnte ich meiner Verwandtschaft zeigen, daß ich kein Mörder und Verbrecher war, wie sie mich bezeichneten. Ich haßte sie alle, da sie mich behandelten wie einen Aussätzigen und so taten, als wenn sie etwas Besseres wären als ich. Sie hatten mir das Leben schwer gemacht, aber ich würde ihnen beweisen, daß ich es schaffen werde. Aber wer konnte wissen, daß ich vier Wochen später zum Totschläger und Mörder werden sollte.
    Drei Wochen vergingen. Mit den Ämtern schien alles zu klappen, aber mit Rita lief alles schief. Sie wollte sich nicht scheiden lassen und glaubte anscheinend, daß unser Verhältnis ewig so weitergehen würde, obwohl ich sie noch ein paarmal wegen einer Scheidung gefragt hatte. Mich machte es aber fertig, denn ich mußte immer Angst haben, daß wir einmal von Mike erwischt würden und es dann Tote gäbe. Ich hatte immer ein Stilett bei mir, denn ihr Mann war ein Koloß, der mich alle machen würde, bevor ich mich richtig umgesehen hätte. Wenn wirklich einmal die Situation hätte kommen sollen, war es entweder um mich oder um ihn geschehen, denn er würde mich ohne mit der Wimper zu zucken erschlagen oder erstechen. Ich kannte ihn, und er war in dieser Beziehung nicht zimperlich.
    Als ich nun volle drei Wochen in diesem Übergangswohnheim war, kam ein Neuer. Er war ein Italiener, und wir hatten mit ihm eine ganze Menge Ärger, denn er klaute wie ein Rabe und machte einen immer dumm an. Wenn man ihm etwas sagte, provozierte er regelrecht einen Streit, und man mußte sich wirklich sehr beherrschen, um ihm keine auf die Schnauze zu hauen.
    Eines Abends kam ich mit einem anderen Wohnheim-bewohner nach Hause, und wir stellten fest, daß wir schon wieder beklaut worden waren. Bei meinem Kumpel hatte der Itaker auch noch Schulden, denn er hatte sich Geld von ihm ausgeliehen. Also gingen wir zu ihm hin, und ich sagte ihm, daß er endlich mit der Klauerei aufhören und seine Schulden bezahlen solle. Da gab mir der Hund aus heiterem Himmel einfach eine Ohrfeige. Ich hatte schon einiges getrunken, und so konnte ich mich nicht mehr beherrschen und scheuerte ihm ebenfalls eine. Aber das Miststück haute mir noch eine rein, und dann war es für mich vorbei. Ich verdengelte ihm ein paar anständige Hiebe, wie er es verdient hatte. Er hatte wirklich einmal eine Abreibung nötig, und er bekam sie von mir, wie er es brauchte. Auf einmal zog mich der Drecksack an den Haaren, biß mir in den Daumen, ließ meine Perücke wieder los und haute mir eine aufs Auge. Das war zuviel für mich. Aber das war dem Blödmann noch nicht genug, denn er biß mir immer noch in meinen Daumen und haute mir ins Gesicht. Ein höllischer Schmerz war in meiner Hand, und ich konnte nichts mehr machen, solange er zubiß. Aber ich haute ihm mit der anderen Hand, die ich noch frei hatte, eine in den Ranzen, so daß er meinen Daumen losließ. Darauf wich ich zurück und schaute mir meine Hand an,
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