Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
wahrlich nicht mehr der Jüngste. Aber dann sah ich vor mir im Wasser diesen massiven Brückenpfeiler. Wir waren immer noch unten bei den Fischen, und mir ging langsam die Luft aus, aber die Sache war ja sozusagen noch nicht beendet. Ich war dabei, ihn mit seinen Zügeln zu erdrosseln, hatte seinen Kopf fest im Griff – das Pferd war da schon längst fort, hatte sich befreit und war davongeschwommen, das Vieh. Also wollte ich seinen Kopf nach vorn stoßen. Mittlerweile, das habe ich gemerkt, war auch er schon dem Ersticken nah, seine Kräfte ließen merklich nach, also schwang ich ihn herum, aber … Keine Ahnung, Herr, ob Ihr jemals versucht habt, den Kopf eines Menschen unter Wasser herumzuschwingen?»
    Sabinus schüttelte den Kopf.
    «Na, da unten geht das nur furchtbar langsam, wegen all dem Wasser. Ich hab ihn mit dem Kopf also immer und immer wieder gegen diesen massigen Eichenpfosten gerammt, wie oft, weiß ich nicht mehr, bis er sich endlich nicht mehr gerührt hat, dann hab ich ihn losgelassen, und er ist ganz sachte in die Tiefe gesunken, bis auf den Grund hinab, nehme ich an, wo sich die Fische über ein feines Abendessen gefreut haben dürften. Das habe ich mir aber nicht mehr angesehen, weil ich inzwischen selber dem Ertrinken nahe war, deshalb bin ich fix hoch ans Licht geschwommen und hab erst mal tüchtig nach Luft geschnappt. Oben auf der Brücke war weiter die reinste Schlächterei im Gange, also hab ich mich den Fluss hinabtreiben lassen, die ganze Strecke bis hierher, und falls das als Fahnenflucht gilt, nun ja …»
    «Ja, das gilt als Fahnenflucht», sagte Tatullus.
    «Die übrigen Soldaten der Garde sind alle getötet worden?», fragte Sabinus.
    «Ja, restlos. Der Kopf des Offiziers, Herr, Pamphilus, steckte am Ende, als ich davongeschwommen bin, auf einem der Brückenpfosten. Und das war kein übler Kerl.»
    «Dann bist du flussabwärts gekommen?»
    «Ja, Herr, auf einem Pferd.»
    «Erzähl mir keine Märchen.»
    «Ich meine ja auf einem toten Pferd, Herr. Drei Tage oder länger mag es schon tot gewesen sein, schätze ich, und hat entsetzlich gestunken, obwohl ich, ehrlich gesagt, Herr, auf Feldzügen in einem Achtmannzelt schon weit Schlimmeres ertragen musste. Oder, da fällt mir auch diese Taverne in Carnuntum ein, wo wir immer gebechert haben, Herr, mit dieser Dame im Obergeschoss, die zwar nicht mehr die Jüngste war, aber ansonsten auf ihre Art schon sehr anschmiegsam und gefällig –»
    «Weniger Einzelheiten, Soldat, bleib bei der Sache.»
    «Ja, gut, ich hab mich also an diesem toten Gaul festgeklammert, die Hinterbeine waren schon so glitschig, dass sich unter meinen Händen immer wieder Fetzen abgelöst haben, und der prall aufgedunsene Leib hat unvorstellbare Faulgase ausgedünstet, wie gesagt, das Vieh muss schon einige Tage tot gewesen sein, war nicht erst bei dem Kampf heute draufgegangen, aber es hat ein ganz gutes Floß abgegeben, ähnlich wie diese Schwimmblasen von der Armee, und so habe ich mich denn auf dem Fluss bis zum Kastell treiben lassen, Herr. Weil ich mich jetzt doch gern hinter ein paar starken Mauern in Sicherheit bringen wollte. Ihr wisst ja, wie diese Hunnen sind.»
    Sabinus dachte kurz nach. Dann wies er seinen Optio an, dem Mann einen Becher Wein zu bringen.
    Tatullus schien entgeistert. «Herr …»
    Der Legat fuhr ihm barsch in die Parade. «Sieh dich vor, Zenturio. Ich bin kein verpäppelter Jungspund aus einer reichen Senatorenfamilie aus Rom oder Ravenna. Und daher verbitte ich mir, dass du meine Befehle in Frage stellst.»
    Tatullus presste die schmalen Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Nach kurzem Schweigen sagte er abermals, sehr leise und ruhig diesmal: «Herr.»
    Faustriemen hob abwehrend eine seiner Pranken.
    «Nein, Herr, verbindlichsten Dank. Kein Wein für mich. Damit ist Schluss seit diesem Vorfall in Carnuntum mit der Tochter des Fischhändlers und meinem unseligen Unfall.»
    Sabinus zog die Augenbrauen in die Höhe. «Von diesem Vorfall haben mir meine Grenzspione nie etwas berichtet.»
    «Da bin ich aber mächtig erleichtert, Herr. Eine ganz und gar unerfreuliche Geschichte. Aber jetzt habe ich dem Wein für alle Zeiten abgeschworen bis an mein Lebensende.»
    «Also schön.» Sabinus wandte den Blick ab und stützte die Hände auf die niedrige Mauerbrüstung. «Mag sein, dass du als Soldat weniger taugst als als Geschichtenerzähler, keine Ahnung. Aber von nun an dienst du in meiner Garde.»
    «Wie viel bringt das im Monat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher