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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen
Autoren: William Napier
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Ackergaul. Hände, groß wie Schaufeln. Ein menschlicher Maulwurf, dachte Sabinus staunend, mit diesen Pranken könnte er sich wohl selbst einen Tunnel durchs Erdreich wühlen. Riesige Spreizfüße, X-Beine, schlaffer Hängebauch, darüber ein mächtig ausladender Brustkorb, ein muskelstrotzender, baumstumpfähnlicher Hals, kaum weniger breit als der Kopf, eine klobige, vielfach gebrochene Nase und ein ebenso zerschlagener, schiefer Mund, eine wulstige, niedrige Stirn mit buschigen schwarzen Augenbrauen, die Augen selbst aber eigentümlich groß und treuherzig blickend, und dies, obwohl das eine Lid infolge einer alten Wunde, wohl von einem Schwerthieb herrührend, halb herabhing. Struppiges, grobes schwarzes Haar, zu einem unschönen Topfschnitt zurechtgestutzt, und keine einzige Stelle seiner unbedeckten Haut, die nicht mit Narben übersät gewesen wäre.
    Sabinus gefiel, was er hier sah. Der Kerl entsprach dem, was er unter einem richtigen Soldaten verstand. Hässlich wie die Nacht, dafür zäh und hart im Nehmen.
    «Und du bist also desertiert? In Margus?»
    «Nein, Herr, mit allem schuldigen Respekt. Nicht desertiert. Es ist so, eigentlich war ich nämlich in Geschäften unterwegs. Bin dann aber in Margus aufgehalten worden. Eine ungeplante Dienstversetzung, könnte man sagen.»
    Sabinus funkelte ihn ungehalten an. «Du verschwendest meine Zeit, Soldat. Komm zur Sache.»
    Faustriemen straffte sich merklich. «Herr. Legionär der Vierzehnten in Carnuntum. Flussabwärts unterwegs mit einer Ladung Wein. Eine private Unternehmung.»
    «Zollprellerei. Schiebergeschäfte.»
    Faustriemen redete hastig weiter. «Das Boot ist in der Nacht gesunken. Bin in Margus an Land gegangen. Der Zenturio dort, Pamphilus, hat mich dann kurzerhand in seine Garde dienstverpflichtet.»
    «Und, was ist passiert?»
    «Wir sind zwei Tage später aufgerieben worden, das ist passiert. Mit anderen Worten, heute Vormittag. Es sind alle draufgegangen, außer mir. Es waren Hunnen, hat der Zenturio gesagt.»
    Sabinus verfiel in finsteres Brüten. Schöne Bescherung. So ein Barbarenstamm lässt sich nun einmal nicht mit einem Nadelstich vertreiben, da muss man schon tüchtig mit dem Schwert dreinschlagen. Sonst kommen sie wieder zurück. Wie eine Schmeißfliege zu einem Pferdehintern. Er stieß laut die Luft aus. Was für eine verfluchte Bescherung.
    «Rede weiter, Soldat.»
    «Nun, der Zenturio hat Reiter losgeschickt, um hier Verstärkung anzufordern, aber … die sind wohl von den Hunnen abgefangen worden und nie hier angekommen.»
    «Offenkundig nicht. Und dann?»
    «Ein blutiges, restloses Gemetzel.»
    «Wie viele waren es?»
    «Könnte ich nicht sagen. Nicht so viele, dem Augenschein nach, aber organisiert.»
    «Organisiert?»
    «Organisiert», bekräftigte Faustriemen kopfnickend.
    Sabinus rieb sich kurz über die stoppelbärtigen Wangen, wandte sich um und brüllte seinen Leuten eine Reihe weiterer Befehle zu. Dann fragte er: «Und du?»
    «Nun ja, Herr, wir standen eingekeilt auf der Brücke, in der Falle also, waren drauf und dran, von vorne und hinten niedergemacht zu werden, wenn Ihr versteht, was ich meine. Unsere Formation hatte sich längst aufgelöst, und die Pfeile kamen von allen Seiten geflogen. Ehrlich gesagt, da hab ich mir gedacht, ihr könnt mich mal, und hab beschlossen, mein Glück mit einem Sprung ins Wasser zu versuchen, aber dann kam mir der Gedanke, dass ich dabei ja auch gleich noch einen dieser blauen Dreckskerle mitnehmen könnte.»
    «Blau?»
    «Tätowierungen. In Blau und Schwarz, am ganzen Leib. Die bringen sie sich mit Ruß und einer Nadel bei, nach allem, was man so hört. Abscheulich. Diesen verfluchten Barbaren, Herr, ist jede Selbstachtung fremd. Jedenfalls habe ich mir überlegt, den einen da könnte ich doch gut ersäufen und vielleicht sogar noch sein Pferd erbeuten, um ans andere Ufer zu gelangen und dann zu verschwinden. Also bin ich hochgesprungen, hab den Kerl in den Schwitzkasten genommen und so lange mit ihm gerangelt und nicht losgelassen, bis wir seitlich von der Brücke gepurzelt und im Fluss gelandet sind, der Wilde immer noch auf seinem Pferd sitzend und ich auf ihm drauf. Und dann bekam ich, mit viel Glück und dem Segen Jupiters, des Herrn der Schöpfung und was nicht noch alles, in dem trüben Wasser seine Zügel zu fassen und fing an, sie ihm um den Hals zu wickeln. Leicht war das nicht, denn er hat sich weiter gewehrt und widersetzt wie verrückt – das war ein richtig Wilder, dabei
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