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Attentat auf Georgia

Attentat auf Georgia

Titel: Attentat auf Georgia
Autoren: Carter Brown
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näherte mich dem Rand des Swimming-pools. Sie kam
herangeschwommen und legte die Hände auf die glasierten Ziegel.
    »Legen Sie ihn hin und drehen
Sie sich um.«
    »Ich bin weitsichtig«, sagte
ich voller Optimismus. »Ich werde glatt über Sie hinwegschauen.«
    »Drehen Sie sich um, oder ich
bleibe im Wasser.«
    »Schön«, erwiderte ich
gekränkt. »Aber Sie erwürgen meine touristischen Instinkte.«
    Ich drehte mich um und rauchte
meine Zigarette.
    Zehn Sekunden lang herrschte
Stille. Dann sagte sie: »Jetzt dürfen Sie sich wieder umdrehen — ich bin jetzt
angezogen.«
    »Wollen Sie mich damit locken?«
Ich drehte mich um.
    Sie knotete soeben den Gürtel
fester.
    »Gehen wir hinein!« sagte sie.
»Ich muß was trinken.«
    Wir gingen am Rande des Bassins
entlang, über den mit weißen Fliesen belegten Patio und durch die offene
Glastür ins Haus.
    Der Wohnraum war modern
eingerichtet, mit einem Bartisch an dem einen Ende.
    Kay Steinway stellte sich
hinter die Bar und sah mich fragend an. »Was soll es sein?«
    »Scotch«, erwiderte ich, »und
dazu ein paar Tropfen Soda.«
    Ich betrachtet sie, während sie
zwei Whiskys einschenkte. Sie sah im wirklichen Leben genauso gut aus wie mit
einem sieben Quadratmeter großen Kopf auf der Breitwand.
    Sie war brünett, das
schimmernde Haar fiel ihr bis auf die Schultern herab. Sie hatte ein
Elfengesicht mit graugrünen Augen, die sie sich irgendwann einmal von einem
kleinen Dämon eingehandelt haben mußte. Die Unterlippe war sehr voll und hatte
etwas seltsam Erwartungsvolles. Unter dem Bademantel zeichneten sich die
Umrisse einer recht üppigen Figur ab.
    Sie mischte mir ein Glas und
hob das ihre.
    »Auf das Wohl der Polizei!«
sagte sie. »Ich fing gerade an, mich mit mir zu langweilen.«
    »Sie sollten in die
Badeanzugbranche hinüberwechseln. Sie würden sich als Modell ein Vermögen
erwerben.«
    »Ich dachte, Sie sind
weitsichtig.«
    »Ich habe Sie am anderen Ende
des Bassins hineinspringen sehen«, erwiderte ich. »Erinnern Sie sich nicht?«
    »Ach ja, Leutnant«, sagte sie
schnurrend wie ein Kätzchen, »vor Ihnen hat eine Frau keine Geheimnisse mehr.«
    »Wenn ich nicht von Berufs
wegen hier wäre«, sagte ich, »würde es mir ein wahres Vergnügen sein.«
    »Warum nicht Pflicht und
Vergnügen kombinieren?« fragte sie in lässigem Ton. »Meistens geht es ja doch
auf Spesenkonto. Oder dürfen Sie keine Spesen verrechnen, Leutnant?«
    »Ich kann ausgeben, so viel ich
will, solange es fünfzig Cent im Monat nicht übersteigt. Kennen Sie Georgia
Brown?«
    »Ich habe sie einmal ganz
flüchtig gekannt«, erwiderte Kay Steinway. »Soll sie nicht kommenden Samstag im
Fernsehen auftreten?«
    »Nein, nicht mehr. Wann haben
Sie sie zuletzt gesehen?«
    »Das muß jetzt drei Jahre her
sein«, erwiderte sie mit einer Grimasse. »An dem Tag, da der Coroner seine
Entscheidung über den Selbstmord Lee Mannings bekanntgab. Sie erschien zur
Verhandlung. Nachher habe ich sie nie mehr gesehen. Ich wußte nicht, daß außer
Paula Reid jemand sie seit damals gesehen hat.«
    »Ich habe sie heute früh gesehen«,
sagte ich in sanftem Ton. »Man hat in ihrer Wohnung eine Bombe explodieren
lassen und sie in kleine Stücke gerissen.«
    Kay Steinway leerte ihr Glas
und goß Whisky nach. Auch den zweiten Drink stürzte sie hinunter, ohne mit der
Wimper zu zucken. »Bitter«, sagte sie dann.
    »Sie beabsichtigte, die
Wahrheit über die Hintergründe von Lee Mannings Selbstmord zu enthüllen. Sie
wollte ihre eigene Unschuld beweisen und gewisse Namen nennen.«
    Kay Steinway brach in
gurgelndes Lachen aus. »Das ist zum Piepen!«
    »Habe ich etwas Komisches
gesagt?«
    »Georgia und ihre Unschuld!
Georgia Brown war ungefähr so unschuldsvoll wie eine französische
Schauspielerin, die einen Produzenten um eine Hauptrolle bittet.«
    »Unter den Namen befand sich
auch der Ihre, Miss Steinway«, sagte ich.
    »Das ist verrückt«, erwiderte
sie gelassen. »Ich habe Manning gekannt — wer hat Manning nicht gekannt? Damals
war ich eine Null. Ich hatte eine einzige Sprechrolle hinter mir — mit einer
einzigen Replik. Die Jazzband verstummt, die Kamera geht groß auf mich.
>Prima!< sage ich. Schnitt zurück auf die Band. Die Großaufnahme blieb
auf dem Fußboden des Cutter-Raums liegen.«
    »Erzählen Sie mir ein bißchen
von Georgia Brown.«
    Kay Steinway goß sich einen
dritten Whisky ein, diesmal jedoch ohne sich zu beeilen.
    »Soll ich zuerst mit meinem
Anwalt sprechen?«
    »Ich sammle Informationen.
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