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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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seinen eigenen Vorzügen – die neben unbestreitbaren und unbestrittenen Schwächen stehen –, sondern seiner Stellung im Gesamtwerk der Autoren. Er ist nicht nur der Debütroman der Strugatzkis, der neben Jefremows Mädchen aus dem All und drei, vier anderen Werken die Morgenröte des Goldenen Zeitalters in der sowjetischen SF markiert, nicht nur ein – besonders im dritten Teil – spannendes, hochdramatisches und eindringlich erzähltes Planetenabenteuer, sondern auch der Beginn eines Zyklus, der in einem einheitlichen phantastischen Weltentwurf spielt, reichlich zwei Jahrhunderte Zukunft umfasst und mit einem Dutzend Romanen sowie etlichen Erzählungen die bei Weitem umfangreichste und bedeutendste »Future History« der sowjetischen SF ist. {24} Daher steht in den seit 1993 erschienenen Ausgaben der Atomvulkan meistens in einem Band zusammen mit den direkt an ihn anschließenden Werken des Zyklus.
    Als die Strugatzkis den Atomvulkan schrieben, ahnten sie allerdings selbst noch nichts von dem Weltentwurf, der sukzessive daraus hervorgehen sollte (womit wir beim Titel des Nachworts wären). Zunächst folgten mit der längeren Erzählung ›Der Weg zur Amalthea‹ und dem Episodenroman Praktikanten einfach zwei unmittelbare Fortsetzungen mit annähernd demselben Personenensemble, außerdem ein paar kürzere Geschichten. Sie alle spielen um die Jahrtausendwende, also jetzt ; nur dass das damals die noch ein halbes Jahrhundert entfernte lichte Zukunft war. Ein Weltentwurf stand schon seinerzeit dahinter: auf der Erde friedliche Koexistenz zwischen unterschiedlichen Gesellschaftssystemen, wobei der Kapitalismus aber schon deutlich als Auslaufmodell erschien; im Weltraum die Erforschung und Erschließung des Sonnensystems, zunächst noch durch Stationen und Missionen einzelner Staaten, bald aber schon unter der Ägide internationaler Organisationen.
    Die historische Dimension des Entwurfs begann sich 1962 abzuzeichnen, als einerseits mit Praktikanten der dritte Teil der Bykow-Trilogie erschien, andererseits mit Fluchtversuch und Rückkehr zwei Romane, die im 22. Jahrhundert angesiedelt sind. In einer späteren, erweiterten Ausgabe wurde der Untertitel von Rückkehr zum Haupttitel, und als Mittag, 22. Jahrhundert bildet dieser Episodenroman den Dreh- und Angelpunkt des gesamten Zukunftszyklus der Strugatzkis, wie Atomvulkan Golkonda seinen Startpunkt markiert; in seinem ersten Teil verknüpft Mittag zudem die beiden Zeitebenen. Während die Strugatzkis nur noch einmal (1965 mit Die gierigen Dinge des Jahrhunderts ) in die Zeit der Jahrtausendwende zurückkehrten, spielen alle anderen, 1963 bis 1990 veröffentlichten Romane des Zukunftszyklus im 22./23. Jahrhundert, weshalb sich für ihn (vor allem in Russland) auch der Sammelbegriff »Die Welt des Mittags« eingebürgert hat. »Mittag« meint dabei einen zivilisatorischen Höhepunkt für eine geeinte und prosperierende Menschheit. Mittag, 22. Jahrhundert entfaltet ein breites Panorama dieser Welt; die anderen dieser Zeitebene zuzuordnenden Romane behandeln größtenteils das Verhältnis der Menschheit zu fremden Zivilisationen, von denen sich die meisten noch auf früheren Entwicklungsetappen befinden, andere aber den Menschen gleichrangig oder haushoch überlegen sind. Weitere Themen sind der Umgang mit einer selbstverschuldeten Katastrophe auf einem Forschungsplaneten und die Entstehung einer kleinen Rasse von Übermenschen, die alsbald aus dem Verband der Menschheit ausschert.
    Von alledem war Atomvulkan Golkonda noch himmelweit entfernt. Im Kern ist es die Geschichte einer Expedition auf den lebensfeindlichen Planeten Venus und des opferreichen Kampfes um die Erfüllung eines Auftrages, die einen entscheidenden Fortschritt in der Erschließung dieses und anderer Planeten verspricht. Die Handlung auf der Venus liest sich auch heute noch spannend, was vor allem der vielfältigen und eindringlichen Charakterzeichnung zu danken ist, die die Strugatzkis schon damals dem Gros der anderen sowjetischen SF-Autoren voraus hatten (übrigens auch dem Maître Jefremow). Das dort entworfene Bild der Venus ist heute natürlich hoffnungslos veraltet; immerhin kommt es der (extrem lebensfeindlichen) Realität ein kleines Stück näher als die damals in der SF noch gängige Standard-Vorstellung, die auf der Venus urweltliche Dschungel und Dauerregen vermutete.
    Von fast allen sowjetischen SF-Werken jener Zeit (und einem Großteil der späteren) unterscheidet sich der Roman auch
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