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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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»[Das ist] ein vielseitiges Werk, das Elemente des Detektivromans wie auch Züge des Thrillers enthält, sowohl ein psychologisches Drama, eine Kriegsreportage, ein Werk mit unverhohlen erotischen Motiven als auch ein scharfes politisches Pamphlet. [...] und der Leser kann sich nur wundern, wie überzeugend diese unerwartete Kombination derart verschiedenartiger Elemente klingt.«
    Und wieder Arkadi:
    Kapiert, Bruderherz? Du verstehst jetzt, welchen gewaltigen Trumpf unsere unglückseligen SF-Autoren aus der Hand geben! Unsere Werke müssen nicht nur wegen ihrer Idee spannend sein – mag die Idee ruhig schon zehn Mal von Dummköpfen abgelatscht worden sein –, sondern dank Folgendem: a) dank der Breite und Leichtigkeit, mit der das wissenschaftliche Material präsentiert wird: »nieder mit der Jules-Verne-Masche« {17} , man muss sehr genaue, knappe, kluge Formulierungen finden, abgestimmt auf einen intelligenten Schüler der zehnten Klasse, b) dank einer guten Autoren- und einer vielfältigen Personensprache; c) dank einer vernünftigen Kühnheit bei der Einführung von Annahmen »an der Grenze des Möglichen« im Gebiet von Natur und Technik und dank striktem Realismus bei Motiven und Verhaltensweisen der Helden; d) dank einer kühnen, kühnen und nochmals kühnen Hinwendung zu jedem Genre, das im Laufe der Erzählung geeignet scheint, die eine oder andere Situation möglichst gut darzustellen. Sich an einer Stelle nicht vor einem Anflug von Sentimentalität fürchten, an einer anderen vor grober Abenteuerhandlung, an der dritten vor ein wenig Philosophieren, an der vierten vor schamloser Erotik usw. Solche eine Genremischung muss dem Werk ein noch größeres Kolorit des Ungewöhnlichen geben. Und das Ungewöhnliche ist doch wohl unser eigentliches Thema?
    Die Autoren schreiben vorerst noch wissenschaftliche Phantastik. Sie sind noch weit von der Formel entfernt: »Echte Phantastik – das ist Wunder-Geheimnis-Glaubwürdigkeit .« Doch intuitiv spüren sie diese Formel schon. In der sowjetischen Phantastik der Nachkriegszeit aber waren die Wunder fast durchweg von verwaltungsmäßig-wirtschaftlicher und ingenieurtechnischer Art, die Geheimnisse waren es nicht wert, enthüllt zu werden, und die Glaubwürdigkeit – das heißt die Verzahnung mit dem wirklichen Leben – fehlte ganz. Die Phantastik war kitschig, sabberig, rosig und fade wie jede verordnete Predigt – die Predigt von der triumphalen Überlegenheit der sowjetischen Wissenschaft und vor allem Technik.
    Wir versuchten instinktiv, uns von so einer Phantastik abzusetzen, wir wollten sie nicht, wir wollten es anders machen. Wir ahnten sogar schon, was dieses »anders« bedeutete. Und manches gelang uns.
    Im Laufe der Arbeit mit dem Lektor wurde der Atomvulkan Golkonda mindestens zweimal von Grund auf umgeschrieben. Man zwang uns, fast alle Familiennamen zu ändern. (Mir ist heute noch nicht klar, wem und wozu das nütze sein sollte.) Man trieb uns zur Verzweiflung mit der Forderung, »die Feierstimmung unsres ganzen Volkes (anlässlich wieder eines Raketenstarts) nicht durch die Prophezeiung von Begräbnissen zu vermiesen«. »Nehmen Sie wenigstens einen Teil der Leichen heraus!«, verlangten die Chefs des Kinderbuchverlages nun schon ganz unverhohlen. Das Buch hing am seidenen Faden.
    Aus den Briefen Arkadis von Anfang 1959:
    ... Aussichtslos. Verstehst Du, es ist völlig aussichtslos. Es liegt nicht an den Leichen, nicht an den Details, sondern am Ton und Kolorit.
    Ich wiederhole: Was sie wollen, weiß ich nicht, du weißt es nicht, und sie wissen es eigentlich auch nicht. Sie wollen es »abmildern«, »nicht so hervorstreichen«, »lichter gestalten«, »nicht so tragisch«. Konkret? Entschuldigen Sie, Genossen, wir sind nicht die Autoren. Die konkreten Wege müssen Sie selbst suchen ...
    Dem Genossen X gefällt nicht, dass Leute zu Tode kommen, dem Genossen Y gefällt das Kolorit nicht, dem Genossen Z der Wahnsinn, sie sind alle unterschiedlicher Meinung, stimmen aber in einem überein: Es muss abgemildert werden, lichter, nicht so düster u. dgl.
    Und als die Autoren stöhnend und zähneknirschend das halbe Buch neu geschrieben hatten, verlangte man von ihnen auf allerhöchste Anweisung, jedwede Erwähnung von Militärs im Weltraum zu entfernen: »... es darf keine Uniformmütze, kein einziges Paar Schulterstücke vorkommen, sogar erwähnt werden sollten sie möglichst nicht« – und der Panzerfahrer Bykow wurde »mit zwei, drei kühnen Strichen«
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