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Atlantis in London

Atlantis in London

Titel: Atlantis in London
Autoren: Jason Dark
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Sherlock.«
    »Danke, Mr. Watson.«
    Ich verließ das Haus und trat hinein in die Nacht. Die Außenlampe warf den Schein nicht nur über mich, er glitt ebenfalls über den mit kleinen, grauen Steinen belegten Boden, auf dem ich deutlich die dunklen Flecken sah.
    Ich zählte eins und eins zusammen und kam zu dem Resultat, dass es sich nur um Blut handeln konnte. Sicherheitshalber überprüfte ich es. Meine Fingerkuppe hatte nach dem Eintauchen tatsächlich eine rote Färbung bekommen. Und diese Tropfen blieben. Sie führten sogar in eine bestimmte Richtung und über einen schmalen Weg hinweg, der eine Schneise in das Dickicht des Naturgartens schnitt. Ich leuchtete mit der kleinen Halogenlampe und sah immer wieder die kleinen Tropfen, die beim Aufprall zerplatzt waren und zackige Ränder besaßen.
    Bis zur Buche war es nicht weit. Davor und gleichzeitig darunter stand ein Gartentisch, der von Stühlen umgeben war. Nur standen sie nicht, sie lagen.
    Ebenso wie der Körper, von dem ich den dunklen Umriss sah. Es war ein Mann, den ich nie zuvor gesehen hatte. Als ich den Bewegungslosen anleuchtete, sah ich nicht nur ihn, sondern auch das Blut, in dem er lag. Blut aus seinen Wunden.
    Ich erstarrte. Auf meinem Gesicht breitete sich eine zweite Haut aus, ein dünner Schimmer, der ebenfalls den Rücken erfasst hielt. Mein Gott, wer diesen Bedauernswerten getötet hatte, der war nicht mehr normal gewesen. Er hatte regelrecht gewütet.
    Der Kloß stieg mir in die Kehle, zusammen mit einem wahnsinnigen Zorn, beinahe schon Hass.
    Das Kindermädchen lebte nicht mehr. Sie hatte bezahlen müssen, aber ich glaubte nicht daran, dass sie die einzige Person war, die unter einem fremden Einfluss stand.
    War Atlantis so schlecht?
    Nein. Dieser Kontinent war normal gewesen. Beinahe wie unsere Welt. Es gab gute und schlechte Menschen, Mörder und Heilige. Nur hatte es damals andere Gesetze gegeben, die Magie hatte in Atlantis eine nicht unwesentliche Rolle gespielt.
    Ich dachte an Myxin, an den Schwarzen Tod, an Kara, ihren Vater, und ich dachte auch an den Eisernen Engel, der ebenfalls von diesem Kontinent abstammte und Anführer der geheimnisvollen Vogelmenschen gewesen war, jetzt aber zusammen mit Kara und Myxin bei den Flammenden Steinen lebte, wo er sein zweites Zuhause gefunden hatte. Meine Gedanken verdüsterten sich. Atlantis war vergangen, leider hatte auch das Schlechte überlebt, und das wiederum bedrückte mich. Es war aus einem geheimnisvollen Dunkel der Zeiten gestiegen, um sich in meiner Welt auszubreiten.
    Ich kam nicht zurecht. Hintergründe waren mir unklar. Wer hatte der Frau den Befehl zu dieser grauenhaften Tat gegeben? Aus eigenem Antrieb hatte sie bestimmt nicht gehandelt. Es musste einfach mehr dahinterstecken. Ich rechnete mit einem gewaltigen Plan. Dieser idyllische Platz inmitten des Gartens war zu einem Ort des Schreckens geworden. Ein sehr stiller Fleck, an dem sich nichts mehr bewegte. Nur meine eigenen Schrittgeräusche hörte ich und dann einen ungewöhnlichen Laut. Er war nicht weit von mir entfernt aufgeklungen und hörte sich an wie ein Rascheln. Blattwerk konnte es nicht sein, denn die Bäume hatte ihr Laub längst verloren. Der Mörder war tot, das stand fest. Aber war er allein gekommen, oder hatte er noch einen Komplizen gehabt?
    Ich verließ den direkten Platz unter der Buche und stellte mich an seinem Rand auf.
    Das Geräusch blieb. Es hörte sich eigentlich nicht gefährlich an, nur schwungvoll, als würde jemand in meiner Nähe Wind machen, der auch mich erreichte und durch mein Gesicht strich. Aber es war windstill… Ich schaute mich um. Dabei glitt mein Blick zwangsläufig auch in die Höhe.
    Auf mich wirkte der Himmel wie eine große Kulisse, die ein riesiger Pinsel gezeichnet hatte. Sehr schwarz, leider sternenlos. Es war kaum etwas zu erkennen, bis auf den Schatten.
    Zuerst dachte ich an einen Vogel, danach an eine Fledermaus, einen Vampir, denn es war alles möglich.
    Dann rauschte es über mich hinweg.
    Das Geräusch gefiel mir gar nicht. Da schwebten gewaltige Fächer über mir, gegen die jemand blies. Leider verschwand es nicht. Es blieb in meiner Nähe, hielt sich hoch über den Gipfeln und huschte heran. Die Lücke selbst hatte ich nicht entdeckt, das Wesen musste sie ausgesucht haben. Trotz der Finsternis konnte ich etwas erkennen. Der Schatten war gestreckt. Er hielt den Vergleich mit einem Körper durchaus stand, und er besaß zwei Flügel.
    Wie ein Engel…
    Ich dachte sofort an
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