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Atlantis in London

Atlantis in London

Titel: Atlantis in London
Autoren: Jason Dark
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Schrecken nicht mit, denn dieses Stück Atlantis, das plötzlich nur mehr die Größe einer Fensterscheibe aufwies, quetschte noch etwas hervor, das es nicht mehr haben wollte und das sich wie ein Parasit eingenistet hatte.
    Es war ein Mensch!
    Ein Mann, das konnten wir noch erkennen, aber diese Welt dort machte ihn fertig. Sie drehte und drückte ihn zusammen. Seine Gestalt schwankte, sie zuckte, sein Kopf wurde zu einer platten Fläche. Im nächsten Augenblick in die Länge gezogen, dann wieder vorgedrückt, ein erneutes, endgültiges Saugen und Schmatzen erklang, im nächsten Moment hatte die Welt ihren Parasiten ausgespieen. Ich kannte ihn. Es war Polydor!
    Er lag zu unseren Füßen. Er krümmte sich wie ein Wurm, während vor ihm ein Fauchen erklang, der letzte Gruß, den diese andere Dimension noch für uns übrig hatte. Dann war sie weg!
    Polydor hatte gefühlt wie Hermes, er hatte sich dem Götterboten voll und ganz untergeordnet, doch letztendlich war er nur ein Spielball gewesen, denn es konnte nur einen Götterboten geben.
    Vielleicht wäre es für ihn anders gekommen, wenn es die jungen Frauen geschafft hätten. Aber sie hatten verloren, und Polydor musste die Zeche begleichen.
    Von seiner einst so stolzen Erscheinung war nicht mehr viel zurückgeblieben. Über sein Gesicht rann der Schweiß in Bächen. Er sah aus wie jemand, dessen Inneres überkochte und auslief. Als ich auf ihn zukam, hob er den Kopf und stierte mich an.
    Seine Augen waren groß, zu groß, und sie schimmerten in den Pupillen sehr grün. Da wusste ich Bescheid.
    »Er auch?« fragte Suko, der neben mir stand.
    »Sicher.«
    »Was tun wir?«
    Ich schluckte. »Keine Ahnung, obwohl ich es wüsste.«
    »Töten, nicht?«
    »Sicher.«
    »Geh zur Seite, John! Geh endlich!« Er sprach schnell, weil ich mich nicht rührte.
    »Willst du ihn…?«
    »Nicht die Kugel, John. Ich möchte herausfinden, ob er ein Mensch ist oder ein Dämon.« Während der Worte hatte Suko die Peitsche gezogen und den Kreis einmal geschlagen. Drei Riemen rutschten hervor. Es war hart, aber es war richtig. Der einzige Test, der uns weiterbringen konnte. Die Riemen schwangen hoch, als Suko die Peitsche anhob. Polydor lag am Boden, halb aufgestützt. Er starrte den Riemen entgegen. Seine Augen waren nur mehr grüne Murmeln. Und Suko schlug zu.
    Ich erkannte, wie er dabei seine Augen schloss, auch ihm fiel dieser Test verflucht schwer, denn wir beide waren keine Mörder. Die Riemen trafen, sie klatschten gegen die Gestalt, erwischten auch den Kopf, der in die Höhe ruckte, als wollte er sich vom Hals lösen. Dabei drehte sich das Gesicht etwas zur Seite, so dass ich genau hineinschauen konnte.
    Der Mund stand offen. Aus ihm stürzte ein Blutstrom hervor. Schwarzes Blut, kaum noch rot. Und dann brannte das Gehirn in seinem Innern. Ein grünes Feuer durchzuckte es von allen Seiten. Nur für eine kurze Dauer, aber da konnten Sekunden schon zu Ewigkeiten werden. Das Feuer verging.
    Die Schwärze kam. Sie war wie verbranntes Holz, und sie verteilte sich auch so. Als wären kleine Schuppen oder Teile übereinandergeschoben. Ein grünes Kristallgehirn existierte nicht mehr. Davon merkte Polydor nichts, denn er war bereits tot.
    Suko kam auf mich zu. Er ging langsam, wischte über seine Augen, nickte und lächelte.
    »Was freut dich so?«
    »Dass die Kinder noch leben, John.«
    Ja, da hatte er recht. Da hatte er so verdammt recht. Deren Zukunft würde in unserer Welt liegen, die trotz der vielen Kriege und anderer schlimmen Dinge noch lebenswert war…
    ***
    Betty Hazelwood wollte ihren Sohn gar nicht mehr loslassen. Ihr Mann stand daneben und sagte nichts. Er schaute uns nur an. Der Pizzaverkäufer war längst nicht mehr da. Wie der Zauberer hatte auch er schlagartig das Weite gesucht.
    »Wollen Sie einen Drink, meine Herren?«
    Ich lächelte Hazelwood an. »Ein Drink spült alles weg.«
    Er verschwand. Wenig später kehrte er zurück. Eine Flasche Whisky stand neben drei Gläsern auf dem Tablett. Die Sonnenstrahlen brachen sich funkelnd im geschliffenen Glas.
    Da Hazelwoods Hände zitterten, übernahm ich das Einschenken. Selbst Suko lehnte nicht ab.
    Ich stellte Tablett und Flasche auf den Boden. »Worauf sollen wir trinken, Mr. Hazelwood?«
    Er dachte einen Moment nach. Dann hob er das Glas fast bis an sein Kinn. »Wir trinken darauf, dass so etwas wie heute nie mehr passieren wird. Cheerio.«
    Schweigend kippten wir den Whisky in die Kehlen. Als ich den Geschmack spürte, kam
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